Leli196 schrieb:
Habe ich nirgends. Außerdem: Es dauert Jahrzehnte alle Haushalte per FTTH anzubinden. Vectoring ist nicht kausal für nicht vorhandenes FTTH.
Eine Linecard kostet ein paar Hundert Euro und versorgt ca. 50 (kann variieren) Teilnehmer mit Vectoring. Glasfaser kostet pro Teilnehmer je nach Örtlichkeit Hunderte oder Tausende Euro. Wie kann man also darauf schließen, dass bereits FTTH vorhanden wäre, wenn Vectoring nicht verfügbar wäre?
Dem kann ich mich nur anschließen.
Klar, es ist nicht zu bestreiten, dass jeder gerne flächendeckend verfügbares FTTH sehen würde, aber Vectoring dafür die Schuld zu geben dass es nicht so geschieht, halte ich für illusorisch. Wir haben dafür weder günstige geographische Voraussetzungen wie sie in anderen Ländern mit fortgeschrittenen Glasfasernetzen existieren, noch haben die in Frage kommenden Unternehmen die finanziellen Mittel oder den finanziellen Stimulus um sich dieser Sache flächendeckend anzunehmen. Auch haben wir kein staatliches Unternehmen welches ein solches Netz auf- bzw. ausbauen könnte, wie das damals mit den Kupferleitungen fürs Telefon passiert ist.
Gewinnorientierte Unternehmen können nur durch Förderungen dazu gebracht werden die finanziell weniger profitablen Zonen mit Breitbandinternet zu versorgen. Wie hier im Beitrag schon erwähnt wurde, geschieht dies bei Neubaugebieten häufiger, während die Glasfaser-Erschließung bestehender Kupfernetze verständlicherweise keine große Priorität hat. Ich schreibe "verständlicherweise", weil viele dieser Zonen bereits grundsätzlich für das Breitband erschlossen worden sind und für die Erweiterung durch Glasfaser zeitnah weder der politische Wille noch eine finanzielle Rückendeckung existiert. Wenn dann ständig mit "50MBit/s flächendeckend bis 2018" geworben wird - was übrigens auch nur dann annähernd erreicht werden kann wenn man 4G in dieser Rechnung einbezieht - und zudem nicht die finanziellen Mittel für einen Glasfaserausbau in dieser Größenordnung bereitgestellt werden, kann man eben nur die kosteneffizienteste Lösung wählen.
Ich glaube ja nicht mal, dass Deutschland bis 2025 ein fertig ausgebautes Gigabit Netzwerk haben wird so wie dies von Politikern mehrerer Parteien gewünscht wird, es sei denn man zählt wiederum die mit 5G erschlossenen Zonen hinzu. Diese Art der Argumentation sehe ich deswegen kritisch, weil die Frequenzen ja nicht verschenkt sondern eher teuer versteigert werden. Wie kann man denn ein 5G Netzwerk (dessen Milliarden an Kosten von Netzbetreibern durch hohe Tarife gegenfinanziert werden müssen) in dieselbe Schublade stecken wie ein staatlich gefördertes Glasfasernetz (welches vermutlich sogar teilweise durch jene Frequenzversteigerungen finanziert wird)?
Abschließend möchte ich nur noch folgende zwei Punkte erwähnen:
1.) Vectoring ist sehr effizient und funktioniert in der Praxis sehr gut, wenn die gesetzlichen Rahmenbedingungen passen. In Deutschland halte ich das zwar für leicht verbesserungswürdig, allerdings ist das nur meine Sichtweise aus dem Nachbarland Österreich, wo A1 den Ausbau relativ gesehen aktiver betreibt.
2.) Ich sehe Breitbandinternet mehr und mehr als wichtiges Kriterium bei der Wohnungssuche und beim Hausbau. Genauso wie die Nähe zu öffentlichen Verkehrsmitteln und kommerziellen Einrichtungen wie zB Supermärkten eine gute oder schlechte Lage ausmacht, zählt für mich auch eine direkte Glasfaserverbindung hinzu. Manche Leute sind dazu bereit längere Pendelzeiten in Kauf zu nehmen, wenn sie dafür außerhalb eines Ballungszentrums wohnen können, während andere Menschen die unmittelbare Nähe zur städtischen Infrastruktur als viel wichtiger empfinden. Solange sich der Staat um die möglichst lückenlose Grundversorgung kümmert, ist alles andere nur eine Frage der persönlichen Präferenz.