brainDotExe schrieb:
Sag das Mal den Providern, du wirst ausgelacht werden.
Natürlich fordert man flächendeckenden FTTH-Ausbau nicht ohne entsprechende Förderungen.
Zusätzlich dazu ist es ja ohnehin schon möglich, Leerrohre und FTTH-Infrastruktur zur Pflicht für jedes neue Bauprojekt
und jedes Sanierungsprojekt zu machen.
brainDotExe schrieb:
Ich habe ja nie behauptet dass Investition in die Infrastruktur sinnlos sind. Ich begrüße das DigiNetz Gesetz.
Nur soll mir keiner erzählen, dass heute 16MBit/s unerträglich langsam wären und ihm Wohlstand und Luxus nicht ermöglichen.
Die Problematik ist, dass dir die Perspektive fehlt die Tragweite der Argumentation gänzlich zu erfassen. Infrastruktur ist
kein Luxus.
Beim Ausbau des Straßen- und Schienennetztes ging es auch nicht darum, dass Max Mustermann jetzt bequem an einem Tag von München an die Ostsee reisen konnte. Es geht um die Infrastruktur, die jedem Individuum eine gänzlich neue Welt eröffnet, nämlich die des 19. bzw. vor allem des 20. Jahrhunderts.
Ich gebe dir mal ein ganz konkretes Beispiel: durch die immer weiter steigende Technisierung & Automatisierung sind für den Wohlstand der Volkswirtschaft immer mehr hochspezialisierte Berufe/Branchen gefordert. D.h. (sofern man jetzt nicht gerade über exorbitante Bodenschätze oder Dergleichen verfügt) hängt der zukünftige Wohlstand einer Nation immer mehr von innovativen, komplexen Branchen ab und immer weniger vom "Fließbandarbeiter".
Wenn jetzt aber z.B. der Student schon für sein kleines Studienprojekt im GB-Bereich Daten bewegen muss und dafür - etwa im Gegensatz zu Vorzeigeländern wie z.B. Südkorea - schon Stunden oder Tage brauch, dann wird dadurch das Bildungspotenzial signifikant geschwächt.
Gleiches gilt für den Wirtschaftsmotor dieser Tage: Startups. Niemand wird in D investieren, wenn für eine unternehmensgerechte Anbindung erstmal über Monate eine Leitung verlegt werden muss.
Dieser Verlust, den Deutschland ganz real jedes Jahr erfährt, ist mit Geld kaum aufzuwiegen.
Und ja, natürlich hängt an sowas z.B. auch die Gaming-Branche mit dran. Wenn ich eine 16 Mbit/s-Leitung habe, werde ich wohl kaum viele aktuelle Spiele kaufen, da ich heutzutage mit Downloads/Updates/... im zweistelligen GB-Bereich rechnen muss und man seine Internetverbindung kaum tagelang dafür blockieren möchte.
Randnotiz: Gaming ist nur eine von zahlreichen Milliardenindustrien, die dadurch definitiv im Wachstum in D gehemmt ist. Es ist imho bei Weitem nicht die Wichtigste.
brainDotExe schrieb:
Unternehmen lassen sich schon seit geraumer Zeit eigene Anschlüsse legen. Ich sehe da kein Problem bei der Wirtschaft von heute und morgen.
Ich verstehe nicht, wie man derart subjektiv und naiv an die Sache herangehen kann.
Die Realität sieht doch so aus: große Unternehmen gehen dorthin, wo Arbeitskräfte & Infrastruktur sinnvoll nutzbar sind, etwa die Niederlande. Mittelständische Unternehmen haben nur bedingt die Möglichkeit, Outsourcing zu betreiben - sie gehen dann aber auf jeden Fall auch durch die Großen kaputt, weil sie mit den Hemmnissen der deutschen Infrastruktur kämpfen müssen.
Startups gründen sich häufig einfach nicht, oder verlagern sich auch gleich wieder ins Ausland.
Sehr tolles Zukunftskonzept.
brainDotExe schrieb:
Ich denke nicht, dass die Automobilbranche in den nächsten 30-50 Jahren schwer schrumpfen wird. Neue Antriebskonzepte (Wasserstoff, E-Motor), Autonomes Fahren. Das sind alles Themen, welche die Autobauer in den nächsten Jahrzehnten beschäftigen werden.
Die Verbrennungsmotoren werden sich auch noch viel länger halten als manch einer denkt.
Die Automobilbranche wird definitiv nur noch ein Schatten ihrer selbst sein. Jenes kann man an vielen Faktoren relativ einfach nachvollziehen: die Automobilindustrie lebt ganz erheblich davon, dass das Auto für die Masse einen Luxusartikel, ein Statussymbol darstellt. Inklusive aller Bequemlichkeitsfaktoren und Extras, die man da dann anbieten kann. Das hat die Automobilindustrie von Jahrzehnt zu Jahrzehnt immer weiter ausgebaut, bis zu der Inkarnation des Ganzen heute: dem SUV.
Der entscheidende Punkt für die Zukunft nun ist, dass beim autonomen Fahren das Automobil kein Statussymbol mehr darstellen wird. Mit Dingen wie Uber und Car-Sharing fing es an: wenn man auf einmal
bequem und schnell von A nach B kommt, dann interessiert einen nur noch Preis & Effizienz. Da das Fahrzeug sich nicht mehr im eigenen Besitz befindet, ist es kein Statussymbol mehr und damit entfällt der Haupt-Kaufgrund heutiger Fahrzeuge.
Betrachte beliebige Car-Sharing-Angebote: klein, oft schon elektrisiert...eben auf Großstadtverkehr ausgelegt.
Schon heute ist das Interesse der jungen Generation, ein eigens (vor allem teures) Fahrzeug zu besitzen, signifikant geringer als noch vor 20 Jahren. Das wird mit kommenden Generationen noch weiter und viel schneller abnehmen.
Das vollautonome Fahrzeug, was von den meisten in ~10+ Jahren angepeilt wird, wird nicht mehr wie heutige Fahrzeuge wenn du in der Arbeit bist, schläfst, ... den ganzen Tag/Nacht auf einem Parkplatz stehen, denn das ist eine höchst ineffiziente Nutzung dieser Ressource. Das vollautonome Fahrzeug wird ähnlich einem Taxi möglichst 24/7 unterwegs sein.
Selbst wenn du dir ein eigenes kaufst, denn warum soll dein vollautonomes Fahrzeug nicht z.B. bei Uber Geld für dich verdienen, während du arbeitest oder schläfst? (an solchen Lösungen arbeitet übrigens z.B. Uber schon heute, damit sie "Morgen" die "eBay-Plattform" des autonomen Fahrens sein können)
Es gibt zu diesem Thema zahlreiche Studien. Die meisten zeigen auf, dass ganz grob etwa 10% der heute zugelassenen PKW ausreichen würden - Vollautonomie vorausgesetzt - um bei deutlich geringerem Verkehrsaufkommen (und damit schnelleren "von A nach B") sämtliche Beförderungskapazitäten von heute zu bedienen.
Hinzukommend noch die Elektromobilität oder - wie etwa in Japan eher gefördert - Wasserstoffantriebe. Da vor allem Elektromotoren (aber in geringerem Ausmaß auch Wasserstofffahrzeuge) deutlich weniger Verschleißteile und überhaupt insgesamt verschiedene Komponenten beinhalten, bedeutet das für die Zulieferindustrie der Automobilbranche, dass da ganz erheblich die Nachfrage einbrechen wird.