TodboT schrieb:
Und so schnell wie die App fertig und einsatzbereit (also auch halbwegs funktional) war (und zudem opensource mit forks wie coronatracingapp), sind 70M für DE denke ich stemmbar, gerade in so einer Ausnahmesituation
Diesen Punkt übersehen wirklich viele. Diese App wurde innerhalb von ein paar Wochen aufgebaut und war pünktlich. Dabei war die Konzeptionsphase auch nicht einfach, weil es zunächst ein Hin-und-her mit dem Protokoll / Speicherprinzipien gab. Die zügige Konzipierung, Entwicklung, Systembetrieb, Betreuung / Wartung / Weiterentwicklung / Prüfungen kosten schon auch Geld. Selbstverständlich kann man die Summe debattieren, aber ich bin auch der Ansicht, dass
das Geld angesichts der allgemeinen Pandemiekosten wirklich kein Beinbruch sein sollten. Es musste sehr schnell gehen. Das ging es auch.
Dabei hat die CWA natürlich auch Limitierungen - so zum Beispiel nur grobe Zeitpunkte des Risikokontakts. Das lässt sich vielleicht etwas weiter präzisieren, aber aus offensichtlichen Gründen können da keine genauen Zeitpunkte stehen, sonst kann man sich das mühsam erarbeitete Vertrauen in die datenschutzkonforme Lösung sparen, da man dann sehr leicht herausfindet, wo genau und wann es war - und oft auch, wer. Und natürlich ist die Kontaktverfolgung via Bluetooth nicht perfekt, aber eben die Adaptierung einer existierenden, verbreiteten Technik.
Zum anderen hängt ihr Erfolg natürlich von der Nutzung ab - wenn das eigene Umfeld sie nicht nutzt, kann sie einen auch nicht warnen. Daher bin ich persönlich nicht nur latent verärgert, wie nutzlos die Luca-App ist (auch, weil keine GÄ mit dem Datenmüll etwas anfangen wollen) - sondern auch schädlich. Wir hätten schon längst diese App aus den Verordnungen werfen sollen und die CWA zum digitalen Standard (analog / Papier natürlich auch) machen. Wären alle Checkins dort anstatt auf der Luca-Datenmüllhalde, wäre das Warnnetz noch viel effektiver (und durch die höhere allgemeine Nutzung sowieso nochmal). Sobald die GÄ sich aus der Kontaktverfolgung zurückziehen mussten, wurde das System Luca einfach wertlos. Die CWA arbeitet auch dann noch weiter und warnt trotzdem untereinander. Exakt das, was man in den Krisenzeiten eben braucht.
Natürlich nicht ganz billig, aber die App macht einen guten Job. Ich hab bei mir im Umfeld beruflich, privat und ehrenamtlich sehr gute Erfahrungen mit ihr gemacht (akkurate, zutreffende, zeitnahe Warnungen - ohne die CWA wäre da einfach gar nichts mehr passiert, als die GÄ kapituliert haben). Dabei auch noch ein geringer Akkuverbrauch. Manche Probleme entstehen auch durch das Umfeld, zB nicht erscheinende Testergebnisse wurden ggf. schlicht und ergreifend nicht von den Laboren übertragen, bspw. weil das Einverständnis auf dem Anforderungsschein nicht angekreuzt wurde. Auch wie weiter oben angeführt die TAN-Hotline war kostenintensiv, aber absolut notwendig, weil die umgebende Infrastruktur nicht so schnell aufgebaut wurde (oder werden konnte). Und die Dokumentation und Code-Qualität ist wirklich gut, was man auch daran sieht, dass sie nicht alle 2 Wochen den nächsten Skandal hat wie Luca.
Dabei ist Raum für Kritik vorhanden (und ich kann mir auch einige Verbesserungen gut vorstellen!), aber für mich das größte Problem der CWA ist, dass sie von der damaligen Bundesregierung und den Ländern innerhalb von Wochen komplett fallen gelassen wurde. Anstatt sie konsequent zu bewerben und die Weiterentwicklung zu forcieren - zum Beispiel frühzeitig ein Checkin-System anfragen - wurde sie links liegen gelassen oder durch die Formulierungen der Verordnungen direkt ausgeschlossen. Man wurde quasi fast gezwungen, das private Luca-System zu nutzen, während bei der CWA Monate vorher endlos diskutiert wurde, dass man ja aus der Nutzung bloß keine Vorteile ziehen dürfte. Unfassbar absurd. Das waren einfach wiederholt viele verlorene Monate. Die Hilflosigkeit der Politik und die gezielte Werbestrategie von Luca in den Talkshows haben dann zum vorhersehbar desaströsen Luca-Experiment geführt. Auch ein vereinfachtes Bürgertest-System hätte man frühzeitig um die CWA bauen können. Dabei hatten wir alle Tools eigentlich zur Verfügung und die Zeit, die von der Politik benötigten Weiterentwicklungen zu erhalten, war immer wieder vorhanden. Aber wenn Jens Spahn eins gut konnte, dann
shocked Pikachu. So blieb die CWA - trotz nachweisbaren Erfolgen - unter dem Möglichen zurück.
Der aktuell sinnvollste Schritt wäre für mich, Luca aus dem Verkehr zu ziehen, die digitalen Checkins auf die CWA umzustellen und sich über den Mehrwert für alle Nutzenden zu freuen.