.Sentinel. schrieb:
Um eine Werbung begreifen zu können oder aufnahmefähig dafür zu sein, musst Du ja erstmal wissen, worum es geht. Da steigen aber bereits 99% aus.
Genau das Gegenteil ist der Fall. Werbung funktioniert über Emotionen und Gefühle - genaues Wissen über das, was dahinter steht, ist dafür nicht notwendig. Und genau darauf hat Intel mit seiner Werbestrategie jahrelang abgezielt: Egal ob die Leute wissen, was eine CPU eigentlich macht, Hauptsache sie "wissen", dass "Intel Inside" gut ist. Aus dem gleichen Grund ist es egal, ob es hier um Butter oder um CPUs geht, Framing funktioniert trotzdem.
.Sentinel. schrieb:
Und in Sachen Nerv- Werbung schlägt inzwischen das Pendel sogar gegenteilig aus, weil Werbung an sich so massenweise eingesetzt wird, dass man inzwischen grundsätzlich eine Abneigung dagegen entwickelt hat. Je öfter man den Namen in der Werbung hört, umso höher ist die Kaufblockade dafür, weil dei Marke einem von dem, was man tun will (Fernsehen, Musikhören) abhält.
Ist das deine Meinung, oder kennst du dazu irgendwelche belastbaren Untersuchungen? Sicherlich gibt es diese Tendenzen bei einigen Leuten - aber Unternehmen, die werben, haben insbesondere im Internet sehr exakte Möglichkeiten herauszufinden, ob die Werbung funktioniert oder nicht, wen sie anspricht, und was diese Leute dann im Umgang mit dem Unternehmen tun. Wenn da ersichtlich wird oder ist, dass Werbung nicht gut funktioniert / ihren Preis nicht wert ist, kann sie sofort eingestellt werden. Und auch klassische Marktsegmente sind über Marktforschung gut untersuchbar, wenn auch weniger schnell.
.Sentinel. schrieb:
Es ist nicht mehr so wie früher, wo Du durch Werbung teils überhaupt erst erfahren hast, was es Neues gibt.
Natürlich ist das auch heute immer noch so, und ich weiß nicht, wie du auf das Gegenteil kommst. Das betrifft offensichtlich nicht die Gummibärenwerbung, aber es werden immer noch viele neue Produkte eingeführt, für die dann solche Werbung genutzt wird.
.Sentinel. schrieb:
Zudem - Als nicht- Auto- Enthusiast, gehst Du bei Bestellung des Neuwagens auch nicht hin und weist den Verkäufer darauf hin, dass Du nur ein Auto mit Michelin- Reifen akzeptierst, nur weil Du das mal in der Werbung gesehen hast.
Das ist ein unpassender Vergleich. Autos kauft man nicht einfach im Regal, sondern in der Regel im direkten Beratergespräch - und deine Kunden, die, was immer du genau machst, bei dir vorher Rat suchen, sind hier bei PCs auch eine Ausnahme. Deswegen habe ich extra das Mediamarkt-Regal als Beispiel genannt, wobei das heute natürlich eher Amazon und Co sind.
.Sentinel. schrieb:
Die sehen, wie bereits oben angesprochen nur das Label oben drauf. (Notebookmarke - Apple, Lenovo, Microsoft)
Wie kommst du zu dieser Aussage, nachdem du mich sogar im ersten Zitat mit meiner Erklärung zu Intels Werbestrategie zitiert hast? Um genau das zu vermeiden, gibt es diese Kampagne.
.Sentinel. schrieb:
Ihr lebt so unfassbar in einer Filterblase... Ich hab "solche Kunden" tagtäglich hier im Haus...
Was ist das denn für ein Diskussionsniveau? Ich wage ohne Wissen um deine genaue Beschäftigung die Behauptung, dass deine Kunden nicht repräsentativ für den Gesamtmarkt sind. Da liegt eher auf deiner Seite der Filter vor: Du siehst offenbar nur die Kunden, die sich tatsächlich entweder gut informieren oder Rat suchen. Die Leute, die einfach mehr oder weniger nach Gefühl, oder nach sehr oberflächlichen Berichten kaufen, siehst du in deinem Haus doch überhaupt nicht. Der Hinweis tut leider das Gegenteil dessen, was du dir erhofft hast.
Der Anteil der Kunden, die sich vor einem Kauf gut informieren, ist erschreckend gering. Das ist auch nicht verwunderlich, weil das, wenn einem das Fachgebiet nicht gerade liegt, meistens keine angenehme Beschäftigung ist, insbesondere wenn man gar keine Ahnung hat. Da kommt dann wieder die Werbung ins Spiel, die einem ein Gefühl dafür vermittelt, was gut ist, und woran man sich bei Amazon orientieren kann.
.Sentinel. schrieb:
Dann zeige mir nur eine einzige Verkaufsstatistik, in welcher z.B. AMD ein konkurrenzfähiges Produkt hatte und die Anteile bzw. Verkäufe nicht in die Höhe gegangen sind.
Das ist eine im Sinne der Diskussion unsinnige Aussage. Nochmal zur Erinnerung: Du hattest behauptet, dass "der Kunde [...] immer das [kauft], was ihm für seine Preisvorstellung den höchsten Nutzen/die höchste Leistung bietet ". Dem zu widersprechen bedeutet nicht, dass man der Meinung ist, dass sich niemand jemals für das bessere Produkt entscheiden würde - das aber wäre Vorraussetzung für eine Verkaufsstatistik, in welcher beispielsweise ein konkurrenzfähigeress AMD-Produkt keine höheren Anteile am Markt erreicht.
Im Gegenteil: Um den Widerspruch zu belegen, reicht schon ein einziger Kunde, der mal einen Intel-PC gekauft hat, weil dort "Intel Inside" drauf stand, ohne sich zu fragen, ob ein anderer Prozessor eventuell besser sein könnte. "Ausnahmslos" im Capslock und "immer" sei dank. Und dafür sind die Marktanteile von AMD bei CPUs viel zu langsam gestiegen, und sind die Marktanteile von AMD bei Grafikkarten viel zu niedrig. Gerade dort sieht man sehr deutlich, wie das High-End-Prestige, das für den Massenmarkt in der Praxis ja überhaupt nicht relevant ist, die Kaufentscheidungen beeinflusst, und AMD bei vielen oberflächlichen Diskussionen selbst im mittleren Preissegment gar nicht als Option auftaucht. Eine Option müsste es aber erst einmal sein, um sich dann nach rationalen Kriterien (Sprich: schlechteres Preis-Leistungs-Verhältnis) dagegen entscheiden zu können.
Abschließend: Ich will mich nicht noch weiter in Details verzetteln, und am Ende kannst du natürlich meinen was du möchtest. Es geht mir nicht darum, hier irgendwelche Diskussionen zu gewinnen, sondern dich auf einen Fehler hinzuweisen. Du unterschätzt die Wirkung von Marketing, Werbung, und Marken. Man möchte meinen, das sei nicht erwähnenswert, aber nach dem bisherigen Verlauf habe ich das Gefühl, das trotzdem schreiben zu müssen: Das heißt selbstverständlich nicht, dass es niemanden gibt, der sich die Produkte im Detail anguckt und versucht, rational zu entscheiden. Das sind in absoluten Zahlen sogar viele. Aber in Relation zum Gesamtmarkt sind es relativ wenige, und es dauert dann eine Weile, bis gewohnte und / oder gefühlte Wahrheiten über Marken sich in der Masse verändern.