Die Unterschicht in Deutschland

ulkigerweise sind grade die top-jobs diejenigen, die sich potentiell ins ausland verlagern lassen, die niedrigeren tätigkeiten sind eher ortsgebunden

http://www.welt.de/wirtschaft/article3502127/Elf-Millionen-Jobs-in-Deutschland-gefaehrdet.html


der internationale handel funktioniert ja ganz gut, wenn die länder sich gegenseitig etwas in etwa gleichwertiges verkaufen können, seien es maschinen, bodenschätze, nahrungsmittel oder natur/tourismus
einige länder haben halt nöscht von dem anzubieten
 
Was die IFW Studie angeht, so erfasst sie anscheinend nur eine Seite ...
Ich erlebe in meiner täglichen Arbeit, dass Tätigkeiten ins Ausland verlagert werden. Und ich sehe wie man damit auf die Nase fallen kann ...

Was die "qualifizierten" Jobs angeht:

Bei uns im Unternehmen werden teils auch Jobs für Ingenieure / Techniker ausgelagert. Hauptsächlich dann, wenn es um Detailkonstruktionen geht. Hier muss allerdings immer wieder ein deutscher Konstrukteur die Arbeiten der ausländischen Kollegen (Indien, China, Russland, etc.) überprüfen. Was da dann an Daten ankommt ist derart schlecht, dass man im Grunde 100% der Daten wieder überarbeiten muss. Einem technisch versierten Menschen erschließt sich nicht, in wie fern das günstiger sein soll...
Wenn es um neue Projekte geht bei denen Know How zwingend erforderlich ist, so werden die Tätigkeiten mittlerweile auch wieder zu 100% in Europa erledigt.

"Praktische" Tätigkeiten:

Momentan plant man bei uns einen Teil der Produktion nach Osteuropa zu verlagern. Doch hier werden eben nur Kleinteile mit recht einfachen Geometrien verlagert. Anspruchsvollere Arbeiten werden dort nicht durchgeführt.

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Was man bei der ganzen Geschichte nicht übersehen darf ist der Aspekt, dass auch die Länder in die Tätigkeiten "exportiert" werden ihren Lebensstandard steigern. Ist ein Land dann irgendwann so weit, dass man komplexe Tätigkeiten dahin verlagern kann ohne deutsches Know How zu benötigen, so ist das Land schnell auch so weit entwickelt, dass es sich kaum noch lohnt.
Denn der Lebensstandard dieser Länder steigt, fast zwangsläufig, deutlich schneller als unser eigener.
Bestes Beispiel dafür ist Polen. Seid der Wende war dieser Markt erst das "gelobte" Land für jeden der ein bisschen die Lohnkosten drücken wollte. Und heute ist es kaum noch wirtschaftlich Produktionen nach Polen zu verlagern, da die Differenz bei den Lohnkosten so gering ist, dass sie von den Transportkosten aufgefressen wird.

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Ein gutes Beispiel für den Umgang der Industrie mit Niedriglohnländern ist die deutsche Autoindustrie.
Kleinfahrzeuge werden im billigen Ausland produziert. Doch alles ab der Mittelklasse wird in Deutschland hergestellt. Und dabei ist die Produktion in Deutschland nicht einmal wirklich teurer als im fernen Ausland.
 
Zitat Adam:

Zitat Erdenkind: Vorteile gibt es nur, wenn es dem Kapital dient.
Für den normalen Bürger ergeben sich eher Nachteile.
(siehe AllOFMP3, DVD-Ländercodes, Zoll, usw)


Betrachte doch bitte das Gesamtbild! Probleme wie DVD-Ländercodes oder Zoll gäbe es ohne Globalisierung doch gar nicht! Dann würde jeder in seinem Land bleiben und die Waren von seinem Nachbarn beziehen (wenn er sie denn nicht selbst schafft). Von DVDs hätten die meisten nichts gehört und man würde sowieso nur Heimatfilme schauen, da man von der Existenz Hollywoods gar nichts weiß."

Es ist keine Kunst, wenn man das Treiben dieser Wirtschaft einseitig betrachtet, einseitige Schlüsse daraus zu ziehen. Hier, z.B. als gäbe das alles nur deswegen, dass die anderen auch mal wissen müssen, dass es Hollywood gibt und wirklich gute Filme schauen sollen anstatt die langweiligen Heimatfilme. Wenn man so beurteilt, ist die Geschäftemacherei mit den Filmen und DVD eine gute Sache für die ganze Menschheit.

Da kann ich hier wieder mein Beispiel für die verkehrte Betrachtung der Sachen einbringen: Die Menschen der älteren Generation, die den Krieg mitgemacht hatten, sagten auch: 'Der Krieg hat was gutes, man sieht doch die Welt!' Wenn man die Ursachen nicht kennt (kennen will), kommt man allzu schnell auf solche blöden Banalitäten.

Zitat walter09: "der internationale handel funktioniert ja ganz gut, wenn die länder sich gegenseitig etwas in etwa gleichwertiges verkaufen können, seien es maschinen, bodenschätze, nahrungsmittel oder natur/tourismus

Man kann Arbeitskraft ruhig dazu zählen...

Zitat weiter: "einige länder haben halt nöscht von dem anzubieten"

Wie richtig. Aber auch wenn sie etwas anzubieten haben, gehen sie in die globale Konkurrenz unter. Weil sie halt nur benutzt werden. Das Produzieren und der internationale Handel hat andere Zwecke, als Gutes in die Welt zu verteilen oder etwas aus-/ anzugleichen. Wenn wir Maschinen mit Bodenschätzen der anderen tauschen, sind sie angeschmiert und auf Dauer von uns abhängig.

Betrachte doch bitte das Gesamtbild! Und verwechsle Ursache und Wirkung nicht. Dann ist kein Geheimnis, wie 'Unterschicht' bei uns Zuhause oder in der Welt entsteht. Und zwar durch die Benutzung.
 
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@barista
was mir bei deiner kritik fehlt, ist dein vorschlag, wie es besser funktionieren könnte.

das problem mit dem markt ist, das man ihn schon in seiner jetzigen form toppen müsste, also ein system oder konzept entwickeln, das tatsächlich mehr für alle hervorbringt als das jetzige

meine idee geht in die richtung, das man versucht, von allem das beste zu nehmen und daraus was neues zu backen, eine möglichkeit wäre ein grundeinkommen. da hat man den wirtschaftlichen wettbewerb dabei insbes. den technischen fortschritt, gekoppelt mit der persönlichen freiheit des einzelnen, zusätzlich eine symbolische gleichheit unter den menschen, jeder bekommt am 1. eine bestimmte summe aufs konto, usw usf

welches konzept schwebt dir vor? gehts das mehr richtung planwirtschaft oder abschaffung des eigentums?
 
@walter09:

Im Moment überschneidet sich zwei Threads: Ein Teil der Antwort wegen Planwirtschaft hier.

Zitat walter: "was mir bei deiner kritik fehlt, ist dein vorschlag, wie es besser funktionieren könnte"

Was mir an deinen Vorschlägen fehlt, ist wie du die aktuellen Verhältnisse und Abhängigkeiten übersiehst. Oder wie Du sie behalten/retten willst. Z.B.: "meine idee geht in die richtung, das man versucht, von allem das beste zu nehmen" und Du nimmst (ob es Dir klar ist oder nicht) genau die Sachen, die den Kapitalismus mit all seinen Folgen ausmacht.

Zitat walter: "das problem mit dem markt ist, das man ihn schon in seiner jetzigen form toppen müsste, also ein system oder konzept entwickeln, das tatsächlich mehr für alle hervorbringt als das jetzige"

Mehr? Das finde ich... Wie kann ich das sagen? Da verschlägt mir die Sprache.

Diese Gesellschaft und Wirtschaftsweise hat es dazu gebracht, dass der Mensch für das erste Mal in seiner Geschichte nicht mehr von Natur und ihren 'armen' Ressourcen abhängig ist. Auch Katastrophen können ihm nicht anhaben. Durch den technischen Fortschritt ist es heute möglich alles Vernünftige für alle zu produzieren und zu erreichen. Aber die Zwecke der Wirtschaft sind ganz andere (ein kleiner Wink: Die Finanzkrise). Die menschliche Misere ist menschen gemacht und kein Problem der technischen Möglichkeiten.
 
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