Elementary OS 6 ist eine optisch extrem ansprechende Distribution, ich mag den Pantheon Desktop sehr und die Implementierung der hauseigenen Apps lässt auch nichts zu wünschen übrig.
Was mich an Elementary OS allerdings etwas stört, ist, dass im einen Appcenter sehr wenig zu finden ist. Okay, die Entwickler sagen, dass man alles andere als Flatpaks nachinstallieren kann -was ja auch stimmt- aber dazu muss ich erst mal bei Flathub was händisch installieren, damit es dann im Appcenter auftaucht. Ein etwas deutlicherer Hinweis bei der Installation wäre hilfreich, wer sich nicht gut auskennt und einfach drauf loslegt, steht vor einem sehr leeren Appcenter und wundert sich...
Ob es wirklich das Wahre ist, alles per Flatpaks zu installieren, sei mal dahingestellt. Einige befürworten es, anderen lehnen es total ab, aber Fakt ist, dass Flatpaks deutlich größer sind, als Software, die im nativen Repository ist. Speicher ist zwar nicht mehr so der Flaschenhals, und ich habe auch kein Problem damit, mal ein Flatpak zu nutzen, wenn ich sonst nicht an die Software herankomme, aber ausschließlich? Meins ist das nicht unbedingt, aber wahrscheinlich ist das Geschmacks- bzw. Gewohnheitssache.
Was ich allerdings wirklich störend finde ist der Warnhinweis, wenn ich was von Flathub installiere... alles, was nicht im Repository von Elementary OS ist, ist also pauschal suspekt und kann sicherheitsgefährdend sein?
Das ist nicht wirklich sinnvoll...
Zusätzlich kommt, dass Apps, die per Flatpak istalliert sind, sich nicht unbedingt vorteilhaft im Gesamtbild von Elementary integrieren und teilweise wie ein Fremdkörper wirken. Und gerade bei einer Distribution wie Elementary, die großen Wert auf Optik und Konsistenz legt, fällt das nochmal extra auf.
Ich habe Elementary OS gestern auf eine separate SSD installiert, habe auch 10 Euro an die Entwickler gespendet (und das finde ich wirklich gut, dass man die Möglichkeit hat, Software direkt und komfortabel im Appcenter zu bezahlen, bzw., das zu bezahlen, was es einem Wert ist - ich wünschte, andere Distributionen würden sich da ein Beispiel daran nehmen, da ich gerne bereit bin, für ein Programm, das ich häufig nutze, etwas zu bezahlen), und mal ein bisschen damit herumgespielt. Es "fluppt" alles sehr gut, es sieht fantastisch aus, aber als ich aus Testzwecken mal World of Warcraft installieren wollte... es war ein eklatanter Unterschied zu meinem openSUSE Tumbleweed, das ich normalerweise nutze. Bei TW installiere ich Lutris per YAST, Wine und alles was dazu gehört wird automatisch mitinstalliert. Ich starte bei lutris.net den Installer, der tickert dann durch und ich kann WoW runterladen und installieren.
Bei Elementary ist das etwas umständlicher. Lutris finde ich nicht als Flatpak, nur als PPA. Das kann ich aber nicht einfach so installieren, also muss ich PPAs erst aktivieren. Dann fehlt der Vulkan-Treiber für meine Grafikkarte. Wine wird mit Lutris mitinstalliert, das ist kein Problem, aber wenn der WoW-Installer fertig ist, sagt er mir, dass die Installation nicht fertig war. Richtig, BattleNet konnte nicht installiert werden, da man hier erst von Hand ein paar Dependencies installiert werden müssen. Dazu noch die Vulkan API. Und extra WINEDependencies... Klar, es ist nicht schwer und ging am Ende, man muss nur ein bisschen bei Lutris nachlesen. Aber kein Vergleich zu TW, wo alles automatisch mitinstalliert wurde...
Ich persönlich finde Distributionen, die auf Ubuntu basieren, nicht "sonderlich sexy", und Ubuntu 20.04 LTS ist auch schon "etwas angestaubt". Elementary umgeht zwar viele Problematiken mit dem Einsatz von Flatpaks aber nun ja, ich bin einfach nicht der Ubuntu-Typ. Debian als Unterbau wäre mir sympathischer, aber die Jungs und Mädels von Elementary werden schon ihre Gründe haben, weswegen sie Ubuntu nehmen, und ich vermute mal, es sind die fünf Jahre Support für die LTS-Version. (Von denen aber 1,5 Jahre auch schon rum sind.). Aber das mit Ubuntu ist nur meine persönliche Meinung.
Elementary macht schon Spaß, aber mein TW wird es nicht verdrängen können. Ich lasse es mal parallel laufen um zu sehen, wie es sich entwickelt, und probiere ein bisschen rum.
Doch um es als Hauptbetriebssystem zu nutzen, dazu fehlt mir noch ein bisschen.