chriwi schrieb:
Ich weiß nicht, wann ich das letzte mal massiv von einer Yacht profitiert habe
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Ich habe doch aufgezählt, wie du davon profitierst!
Der Yachtbauer schafft Arbeitsplätze (Luxusyachten werden zu einem nicht unerheblichen Teil in Deutschland gebaut).
Von diesen Arbeistplätzen profitiert die Gesellschaft gleich doppelt.
a.) Es müssen keine Sozialleistungen für diese Arbeitnehmer gezahlt werden.
b.) Die Arbeitnehmer und der Arbeitgeber zahlen Steuern und Abgaben auf die Erwerbstätigkeit.
Hinzu kommt die Umsatzsteuer und eventuelle höhere Besteuerungen. Und die Steuer für den Betrieb der Yacht.
All das zusammen fließt in den Steuertopf aus dem Schulen, Straßen, ... gebaut und unterhalten werden. Dinge von denen jeder Bürger unseres Landes profitiert.
chriwi schrieb:
Ich sehe nur das der Schaden, welcher mit spekulativen Produkten geamcht wurde deutlich höher ist als der Nutzen einer gekauften Yacht. Danach darf man sich von unserem Bundespräsidenten anhören, dass wir alle über unseren Verhältnissen gelebt haben.
Seid wann ist denn "Yachtkauf = spekulativer Schaden"?!
Es ging um die Aussage, walters, dass das Geld, welches in den Kauf einer Luxusyacht geht dem System quasi entzogen werden würde. Und das ist nun einmal falsch. Nicht mehr, nicht weniger ...
chriwi schrieb:
Nach meinem Verständnis hat der Kapitalmarkt dafür zu sorgen, dass die Realwirtschaft möglicht gut an Kapital kommt. Das sollte auch möglichst ökonomisch sein.
Da stimme ich dir ja voll und ganz zu! Und die Krise ist eben dieser Fehlentwicklung geschuldet! Es war in den letzten Jahren eben nicht mehr so, dass die Börsen sich um ihre Hauptaufgabe gekümmert haben sondern sich vielmehr um sich selbst drehten und den Markt mit Finanzprodukten aufblähten, die vollkommen fern der Realität waren.
Und auch das Finanzgebaren der sogenannten Heuschrecken (Vorsicht, nicht jede Investmentbank ist eine) musste früher oder später in einen Kollaps führen.
Doch aus diesem Umstand heraus sollte man nicht einen generellen Vorwurf an "das Kapital" richten. Und auch nicht einen Vorwurf an Unternehmer, die hundert Millionen in eine Yacht investieren.
Nehmen wir die Firma Würth als Beispiel (wurde ja gestern erst in den Medien thematisiert). Der Gründer dieses Weltunternehmens ist steinreich. Soll er wegen meiner, schließlich hat er das Unternehmen gegründet und in den Anfangsjahren mit hohem Risiko und Kapitaleinsatz marktreif gemacht. Ich trenne hier klar zwischen Unternehmer- und Arbeitnehmerrisiko. Aber fakt ist nun einmal, dass die Milliarden, die er besitzt in erster Linie durch Realwirtschaft eingenommen wurden.
Jetzt war zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt der Stapellauf seiner 100 Mio Dollar Yacht. Das wird medial ausgeschlachtet und ist vielleicht auch nicht gerade glücklich gewählt. Beauftragt wurde diese Yacht natürlich lange vor der Finanzkrise.
An dieser 100 Mio Dollar Yacht arbeiten zig Menschen ein Jahr lang. Es werden Subunternehmer beauftragt für Innenausstattung, etc.
Und genau auf diesem Wege fließen die hunderte Millionen die der Herr Würth auf dem Konto hat wieder zurück ins System.
chriwi schrieb:
Überall wird gesagt man muss effektiver und günstiger werden. Nur im Finanzbereich scheint das nicht der Fall zu sein.
Bei schätzungsweise 50 Billionen Dollar Schaden kann man durchaus davon sprechen.
Das schlimme an der ganzen Sache ist ja, dass für viele der Finanzmakler und Broker die Investitionen und Finanzgeschäfte effektiv und gewinnbringend zu sein schienen.
Das größte Übel bei der ganzen Geschichte waren die CDS Papiere. "Die goldene Kuh" die dafür sorgen sollte, dass Kreditrisiken abgesichert werden können. An sich keine schlechte Idee. Doch der Markt war so undurchsichtig, dass vielen gar nicht bewusst wurde wie unsicher diese Papiere in Wirklichkeit doch sind. Vor allem dann nicht wenn vollkommen unsichere Papiere die Tripple A Ratings bekommen haben.
Der "einfache Finanzmakler ging davon aus, ein Papier zu kaufen, was ihm Gewinn bringt und handelte damit auf den ersten Blick effektiv.
Wenn es nun darum geht die Lehren aus der Krise zu ziehen, dann bin ich vollkommen auf der Seite derer, die sehr harte Regeln für den Finanzmarkt fordern. Man muss sich überlegen welche Finanzprodukte man benötigt um dafür zu sorgen, dass der Aktienmarkt genau den Zweck erfüllen kann zu dem er gedacht ist.
Ganz einfach gesagt: "Der Finanzmarkt soll Leute mit Ideen und Leute mit Geld zusammen bringen damit aus der Idee und dem Geld eine Unternehmung werden kann."
Alles was nicht diesem Zweck dient und zu Komplex ist um es wirklich zu verstehen gehört vom Markt verbannt und die Hürden für neue Produkte müssen imens hoch sein.
Es ist ja nicht so, als würde jeder Freund der Marktwirtschaft die Augen vor den offensichtlichen Missständen verschließen.
Doch "das Kapital" als solches und die "Superreichen" gehören nun einmal nicht verteufelt und vor allem nicht alle(s) über einen Kamm geschoren.
/edit:
Es ist nicht so einfach die Schuld einfach auf das Rating z.B. einer Lehmann Brothers zu schieben.
Das richtig üble an den CDS Papieren (diese führten letzten Endes zum Zusammenbruch der Systemrelevanten Lehman Brothers Bank) ist, dass diese Kontrakte teilweise über E-Mail usw. geschlossen wurden. Ferner sind sie nicht Teil der Bilanz der Bank.
Kurz erklärt:
Bank A möchte sich die Kreditvergabe an Firma X absichern lassen. Firma X hat von Bank A 10 Mio € für neue Investitionen bekommen.
Jetzt geht Bank A zu Bank B und bietet ihr eine "Wette" an (nichts anderes sind CDS Papiere). Bank A sagt, dass der Kredit recht sicher ist (Firma X ist solide) und bietet Bank B 1 Mio € für den Fall, dass Bank A ihr Geld von Firma X komplett zurück bekommt. Der Kreditvertrag also eingehalten wird. Im Gegenzug verpflichtet sich dann Bank B dazu Bank A die 10 Mio. € zu geben, falls Firma X den Kredit nicht zurück zahlen kann.
Das Risiko des eigentlichen Kreditgebers ist also extrem gesunken. Bank B trägt nun das volle Risiko.
So weit so gut ... im Grunde ein gutes Mittel um Risiken auch für kleinere Banken kalkulierbar zu machen.
Das Problem ist, dass dieser Handel nicht durch reale Gegenwerte abgesichert werden muss. D.h. Bank B muss keine Sicherheiten für das Versprechen hinterlegen Bank A abzusichern.
Ferner werden diese Geschäfte erst dann bilanziert, wenn sie auch fällig sind. D.h. wenn Bank B 1000 der o.g. Verträge abgeschlossen hat die im Jahr 2010 fällig werden, dann sieht man im Jahr 2009 anhand der Bilanz der Bank noch nicht, dass sie ein Risiko von 10.000.000.000 € (10 Milliarden €) in ihrer Bilanz stehen hat.
Und jetzt kommt die Subprime Krise. Auf einmal werden viele dieser CDS Papiere fällig. die Banken die Bank B als Sicherheit haben kommen alle an und wollen ihr Geld sehen. Und auf einmal hat eine Bank die 2009 einen bilanzierten Umsatz von 30 Mrd € hatte für 2010 Zahlungsverpflichtungen von 10 Mrd € ...
Das kann dann selbst eine riesen Bank vollkommen vernichten und war vorher für kaum jemanden sichtbar.
Wer eine Analogie aus der Natur nehmen will sollte sich einen Zunami anschauen ...
Auf der offenen See kaum sichtbar trifft er aber irgendwann auf ein Hindernis (Land) und bäumt sich zu einer massiven Welle auf die alles Vernichtet.
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Wichtig für weitere Schlüsse ist die Erkenntnis, dass man nicht ein paar wenigen die Schuld in die Schuhe schieben kann. Nicht die Rating Agenturen allein sind schuld. Und auch nicht Geldgeile Bänker.
Die Gesamte Regulierung des Finanzmarktes hat versagt und war im Grunde eh viel zu schwach. Und der Markt hat sich in eine Ecke getrieben in der er sich nicht mehr selbst regulieren konnte, da er für kaum jemanden mehr verständlich war.