crashbandicot schrieb:
ich versuche nichts zu relativieren oder irgendwen bzw. einen Bildungsweg besser zu stellen. Ich möchte nur aufzeigen dass heute Facharbeiter besser bezahlt werden können als Akademiker - und warum das so ist. Daraufhin muss ich mir aber immer anhören, dass der Akademiker ja besser ausgebildet ist und damit per Definition besser verdienen muss. Und das ist einfach falsch.
Das "
Facharbeiter besser bezahlt werden können als Akademiker" ist unbestreitbar. Was ich bei dir kritisierte, ist die Art und Weise deiner Argumentation und vor allem welche Schlüsse du häufig daraus gezogen hast.
Ein sehr häufig gemachter Fehler ist in der Tat das Pauschale: "
Uni > Ausbildung".
Das, was du bei Eis-T bemängelt hast.
Wie ich ja auch schon schrieb, ist ein Universitätsabsolvent ohne Umschulungen, Nebenjobs, privates Engagement, Eingewöhnung, usw.
nicht für einen Job geeignet, der normalerweise an ausgebildete IT'ler vergeben wird.
Es fehlt ihm im Schnitt an Expertise, Berufserfahrung, Kenntnissen der Wirtschaft / des Marktes, Kundenkenntnissen, Kenntnissen des Betriebes, u.v.m.
Kurzum: ein breites (praktisches) "Skillset", dass der ausgebildete Arbeitnehmer mitbringt.
Deshalb, wenn der Universitätsabsolvent in diese Berufe einsteigt, ist eure Beobachtung "
Uni < Ausbildung" häufig zutreffend.
Was du dabei aber
oft vergessen hast: dem Universitätsabsolventen fehlt dieses "Skillset", weil er
explizit auf ganz andere Weise, andere Bereiche und Fähigkeiten, mit vollkommen unterschiedlichen Ziel hin ausgebildet wurde.
Das, was du (und auch einige andere hier im Thread) berichten, nämlich das Universitätsabsolventen häufig bei euren Tätigkeiten hinter den ausgebildeten Kollegen zurückbleiben (zumindest beim Einstieg), ist selbstverständlich.
Am Beispiel der Administrationstätigkeiten, die hier oft angesprochen wurden, kann man da nämlich nur zu einem Schluss kommen: diese Akademiker arbeiten
fachfremd.
Dieser Umstand ist imho auch schon die ganze Problematik: den "Standard"-Administrations- oder Softwareentwicklungsjob, also das typische Arbeitnehmerszenario in vielen Unternehmen, ist ausschließlich von den (je nach Qualität der Universität) vielleicht unterstem Fünftel, oder Viertel, oder Drittel, ..., der Akademiker (qualitativ betrachtet) besetzt.
Dies ist der Tatsache geschuldet, dass immer mehr Menschen studieren gehen und dadurch für den qualitativ schlechteren Teil der Absolventen keine "
typischen Akademikerberufe" mehr übrig bleiben.
Die "
typischen Akademikerberufe" sind eben beispielsweise:
innovative Felder im Consulting oder Softwareingenieurswesen, Datenanalysten & generell Data Scientists (seltener auch Statistik), Verteilte Systeme & Cloud Computing, spezialisierte Tätigkeiten im Bereich BigData und IoT, Machine Learning & Artificial Intelligence, Parallele Algorithmen & Hochperformanzprogrammierung z.B. für Supercomputer, Algorithmik, Robotik, IT-Security, Simulationsentwickler im Bereich Physik, Biologie, Chemie, uvm.
Das nun "Viele", wie z.B. Eis-T, die Folgerung "
Uni > Ausbildung" anstellen, ist dem umgekehrten Fehlschluss zuzuschreiben:
sie gehen von den "
typischen Akademikerberufen" aus und vergleichen das mit den "
typischen FiSi-/FiAe-Berufen". Das da am Ende bei rauskommt, dass Akademiker
im Schnitt immer mehr verdienen - kein Wunder. Das weiß man sogar, ohne in Statistiken zu schauen.
Ich kann auch Friseure mit FiAe-Leuten vergleichen, da würde ebenso rauskommen, dass im Schnitt immer der Friseur deutlich weniger verdient.
WhiteShark schrieb:
(...) ich dachte du meintest (...) dass diese Mitarbeiter vom Sozialstaat bezahlt werden müssten und nicht vom Arbeitgeber.
Nein nein
Das war auf die Regulierungsnotwendigkeit des Sozialstaates in solchen Berufen bezogen (wie z.B. Mindestlohn), da bei einer reinen wirtschaftlichen Analyse die meisten Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor wirtschaftlich betrachtet weniger Wert sind, als ihnen eigentlich gezahlt wird und deshalb ohne Regulierung die Arbeitgeber natürlich dann häufig die Löhne noch weiter senken würden (was rein wirtschaftlich betrachtet ja auch nachvollziehbar ist).
WhiteShark schrieb:
Deine Rechnung verstehe ich aber nicht. Eine Putzkraft erzeugt 0 Umsatz und ist ein reiner Kostenträger. Selbst bei 1,50€ Lohn wäre das noch ein negativer Posten.
In solchen BWL-Statistiken werden (häufig fiktive, jenes ist ja gängige Praxis (halbwegs fundierte Schätzwerte)) z.B. Sachen wie Wertminderung der Gebäude durch Verschmutzung oder Produktivitätsminderungen des laufenden Betriebs eben durch fehlende Säuberung als positiv verbucht und da dann z.B. die Lohnkosten der Gebäudereiniger gegengerechnet.
Damit erhält man den ungefähren (wirtschaftlichen) Wert der Arbeitsleistung.