fommuz schrieb:
Wonach streben Investmentbanken hauptsächlich? Ausgezeichneter und zuverlässiger Netzwerktechnik (mit langen Updateversprechen) oder schnellen Renditen?
Hier wird es eher um Private Equity Investoren gehen. PEs fahren in der Regel eine Exit Strategie, d.h. sie wollen das Unternehmen irgendwann mal weiterverkaufen oder an die Börse bringen. Im Gegensatz zu Venture Kapital Gebern, die in risikoreiche Startups investieren, müssen PEs Risiken vermeiden.
Sie müssen also eine Strategie fahren, die den Wert des Unternehmens steigert, also "kaputtsparen" oder "ausquetschen" ist nicht sinnvoll.
Meist setzen sie als Ziel die 30% Regel an: Die Summe aus Wachstum und Profit sollte bei 30% liegen. Also z.B. 20% Wachstum und 10% Gewinn (jeweils pro Jahr).
In der Praxis bedeutet fast immer auch Kosteneinsparungen (damit lässt sich der Gewinn nun mal am sichersten steigern). Bei einer Firma wie AVM kann ich mir Produktionsverlagerungen schon vorstellen.
Anderseits muss man das Unternehmen auch internationaler aufstellen und das Portfolio z.B. im Bereich WLAN Mesh System und Home Automation erweitern. Vermutlich wird AVM im Bereich Entwicklung und Marketing personell eher wachsen.
Problem bei AVM sehe ich in der Abhängigkeit vom DSL Markt. Das war und ist die Stärke von AVM.
Im Glasfaser Bereich ist es für die Kunden schwieriger und teurer vom Provider Router weg zu kommen (geht ohne Hürden eigentlich nur bei der Telekom, und die Fiber Fritzboxen sind recht teuer).
Ideen wie die neue Kombi-Fritzbox mit Glasfaser und VDSL Modem halte ich für ein überteuertes Nischenprodukt.
Weiteres Problem von AVM ist ihre "Hardware-Zoo". Die Fritzboxen sehen nur äußerlich gleich aus, im Inneren gibt es ein wildes Sammelsurium an Chipsätzen. Dadurch dauern Updates (wie z.B. auf 7.5X) so ungeheuer lange.
In der Zukunft wird eine zunehmende Anzahl von Haushalten gar kein Festnetz Internet mehr haben, sondern rein auf 5G setzen.
Insofern ist der Zeitpunkt zum Verkauf günstig, man soll aufhören wenn es am schönsten ist.
Die Bewertung mit "bis zu einer Milliarde" (ca. 1,6 * Jahresumsatz) ist sehr moderat, das zeigt, dass die Gründer um die Schwächen des Unternehmens wissen.
peacermaker schrieb:
Wer bekommt den dann die 1 Mrd sacken das sich das die 4 Gründer ein und vielleicht langjährige
Mitarbeiter gehen leer aus die genau so viel beigetragen haben das AVM jetzt so dasteht.
Falls die Gründer die einzigen Gesellschafter sind, ist das im Prinzip so. Ob es Führungskräfte gibt, die am Unternehmen beteiligt sind, oder vertragliche Regelungen haben, über die sie am Unternehmenserfolg partizipieren, ist eine andere Sache.
MeisterOek schrieb:
Naja, NACH dem Kauf bin ich ja Geschäftsführer mit dem passendem Gehalt und den Ressourcen des Unternehmens
Für den unwahrscheinlichen Fall das Du AVM für deine 3-stellige Summe gekauft hättest, würde erst mal das Finanzamt von Dir Steuern sehen wollen. Denn Du wärst ja plötzlich Milliardär, nur hättest Du leider nirgendwo die Milliarde als Cash rumliegen. Also würdest Du als erstes einen Investor suchen....
Weyoun schrieb:
Vorstellbar, der Investor muss aber zahlungskräftig sein.
Das wird das Problem sein. Die genannten Kandidaten, wie Gigaset oder Devolo kämpfen ja eher um Überleben, soweit ich mich erinnere. Und die können AVM auch inhaltlich keine Impulse geben...
Key³ schrieb:
Naja, so ganz überrascht bin ich jetzt nicht, noch fahren sie gewinne ein aber ihr Marktsegment wird immer härter und AVM im Vergleich zu den weltweiten Mitbewerbern von Jahr zu Jahr träger.
Genau das ist der Punkt.
mibbio schrieb:
Ja, da ging es darum, dass eine Fremdfirma alte Fritzboxen eines Internetanbietern aufgekauft hat und umflashen (Firmware mit Anbieter-Branding durch ungebrandete ersetzen) wollte. Und das hat das Gericht aufgrund einer Klage von AVM dann untersagt, worauf die Geräte dann entsorgt werden mussten.
Da wäre ich als Unternehmen auch gegen vorgegangen. Das ist halt krass wettbewerbswirdriges Verhalten.