Gewaltpotential in unserer Gesellschaft. Woher?

SchinziLord

Lt. Junior Grade
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Gewaltpotenial in unserer Gesellschaft. Woher?

Hi Leute, ich hab mir mal wieder während des Autofahrens was überlegt:
Egal auf welcher Party ich bin, immer und überall geht es um Schlägerei, seien es Gesprächsthemen oder eine wirkliche.
Ich kenne einige Leute, die reden immer von Zuschlagen und Gewalt, obwohl sie es ja doch nicht machen werden.

Aber woher kommt denn das sichtlich vorhandene Gewaltpotenial?

Ich will hier jetzt nicht auf irgendwelche Computerspiele oder SlasherFilme eingehen.
Ich sehe die Wurzeln ganz wo anders:

Früher gab es in Wirtshäuser doch immer wieder mal eine zünftige Schlägerei (weiß ich aus Erzählungen meiner Großeltern/Eltern) (zumindest bei uns in Bayern :)).
Aber sobald heutzutage einer zuschlägt, sei es auch nur ein blaues Auge, kommt sofort eine Anzeige angeflogen, dann Gericht --> Sozialstunden und/oder Schmerzensgeld.
Daran ist ja auch nichts auszusetzen.

Aber das ist der Fehler im System:
Die Gesellschaft hat sich zwar dahingehen gewandelt, dass solche eine Gewalt in Form von an sich harmlosen Schlägereien - die ja zweifelsohne zum Aggressionsabbau dienen - nicht mehr geduldet wird, aber doch nachwievor in unserem Bewusstsein in Form von unseren Instinkten vorhanden sind.

Da also diese Form des Aggressionsabbaus und somit ein mögliches Glücksgefühl nach einer zünftigen Schlägerei nicht mehr vorhanden ist, kommt es zu einem darauf aufbauenden Phänomen:
Sozial Benachteilige, und welche, die nicht mit Worten überzeugen können, der setzt seine Meinung gern mit Fäusten durch.
Da dies aber in unserer Gesellschaft nicht mehr toleriert wird, wird dieses Verhalten unterdrückt.
Wer sich auf faire Art und Weise in unserer Gesellschaft nicht behaupten kann, greift eventuell zu drastischen Maßnahmen.
Letztlich sogar zur Gewalt.

"Manche Menschen kompensieren ihr Minderwertigkeitsgefühl durch auffallendes Verhalten, sinnlose Aktionen bis hin zum Amoklauf", so ein Psychotherapeut.

Also meine Schlussfolgerung:
Da keine legitime Möglichkeit in unserer Gesellschaft besteht, seine Meinung durch mindere Gewalt wie Schlägereien nur mit Fäusten durchzusetzten, staut sich das Gewaltpotential immer mehr auf.
Somit entlädt es sich in Amokläufen und anderen weit schlimmeren Vergehen.
Mein Fazit:
Lieber 100 harmlose Schlägereien als 1 Mord.

Bitte sagt mir eure Meinung.
Ich weiß zwar selbst, dass es noch 100 andere Gründe für einen Amoklauf gibt, aber ein bisserl wahres ist an meiner These doch dran?
 
ich würd sagen, dass dies der falsche ansatz ist.

dazu hier mal ein psychologischer grundsatz, der eigentlich für jeden menschen gilt:

jeder will
-geliebt werden
-gemocht werden
-akzeptiert werden
-wahrgenommen werden

mit dieser sichtweise ist es auch irgendwo nachvollziehbarer, wieso gerade menschen mit schlechterem sozialen umfeld und wenig freunden 'amok' laufen. das hat auch weniger mit dem geldbeutel zu tun, auch wenn es zum teil den anschein haben mag.

wenn du also gewalt als eine art 'grundbedürfnis' umreißt, dann frag ich mich doch, ob das nicht eher kontraproduktiv ist. wirkt die gewalt denn tatsächlich den ursachen der aufgestauten aggressionen entgegen?
dass man derartiges nicht in sich hineinfressen sollte ist klar. aber dann sollte man wohl eher ins fitness-studio gehen oder ein paar runden um den block rennen oä. davon mal abgesehen bringt das - wie gewalt auch - nur einen verbesserten zustand in genau diesem moment, da man schließlich nicht das problem selbst bekämpft hat, sondern nur irgendwelche begleitende symptome...

greets, weird

edit: tippfehler
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich bin strikt dagegen, "kleinere" Gewaltvergehen zu dulden, um Morde zu verhindern, das würde auch gar nicht gehen. Erstens zähle ich Schlagerein nicht zu kleineren Kopf-frei-machen Aktionen, denn dafür gibt es andere Wege. Und zweitens werden andere Ziele verfolgt von Menschen, die eine Schlägerei anfangen und denen, die einen Mord begehen. Zu einer Schlägerei gehören für mich immer Menschen, die zeitweise oder ihr Leben lang nicht ganz auf der geistigen Höhe sind. Ein Mord wird geplant, und durchgeführt, man kann das nicht mit einer schlagerei vergleichen, diese entsteht aus einer Effektsituation. Wenn man etwas nicht vergleichen kann, kann man das eine auch nicht als Ursprung des Anderen sehen.
Zu deiner Frage bezüglich des Ursprungs der Gewalt. Meiner Meinung nach ist es die schiere Verblödung der Gesellschaft. Man erfährt nur die Hälfte durch die Medien oder man sieht stupide Sendeungen die Tiere bei ihren Unfällen zeigen. Bei Printmedien siht es nicht anders aus. Wurde früher die Jugend noch über Weltereignisse informiert, so wird heute über den Orgasmus eines 10 jährigen Kindes berichtet. Das schlimme ist, dass diese Medien ihren Zulauf erhalten. Ich bin überzeugt, dass Gewalt nur dort auftritt, wo das Geist aussetzt.

MfG, Silver
 
Verblödung als Ursache für Gewalt

Man braucht bloß diese Worte leicht zu verändern, um zu sehen, daß diese These stimmt:
Unwissenheit ist die Ursache für Aggression.
Und zwar ist Unwissenheit im weitesten Sinn gemeint:
wegen vorenthaltenen Informationen, unvollkommener Bildung, eingeschränkter Aunahmefähigkeit, wie auch immer.
Es liegt ein Mangel vor, den ein Mensch nicht mehr anders zum Ausdruck bringen kann, als eben durch aggressives Verhalten darauf hinzuweisen.
Ich rede jetzt nicht von solchen Individuen, die gezielt und planend anderen Gewalt antun wollen.

Deshalb ist zum Beispiel eine Politik, die sich nicht um Bildung, ausbildung und Aufklärung ihrer Bürger kümmert, langfristig viel gefährlicher und viel gewaltproduzierender, als eine Politik der demokratsichen Aufklärung - siehe die Radikalisierung in den islamisch regierten Ländern, siehe die Bürgerkriege in Afrika und woanders:
Gewalt hat immer die Ursache darin, daß den Menschen elementare Bedürfnisse nicht gestillt werden:
Gesundheit, Wissen, soziale Ausgewogenheit, stabile wirtschaftliche Verhältnisse.

Zimtziege
 
@Zimtziege
1000% agree!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
 
Freiheit

Hi,

ich denke, dass das hohe Gewaltpotential in der Gesellschaft seinen Ursprung in der Beschränkung der Freiheit jedes Einzelnen hat. In den Medien wird das Ausleben der eigenen Ideen als das höchste Zel in der Gegenwart gepriesen. In der Realität scheitern diese Ideen dann aber allzu oft. Wenn man nur daran denkt wie viele Menschen arbeitslos sind oder nicht die Ausbildungsstelle oder den Studienplatz bekommen, den sie gern hätten. Was uns aggressiv macht, sind die grossen und kleinen Frustrationen des Alltags, die den Einen mehr und den Anderen weniger betreffen, die den Einen persönlich treffen und den Anderen nicht. Was die Gesellschaft aggressiv macht sind die (grossen) Probleme, die die Gesellschaft hat.

So seh ich das.

CU! Schnidi :cool_alt:
 
@ Zimtziege,
Und zwar ist Unwissenheit im weitesten Sinn gemeint:
wegen vorenthaltenen Informationen, unvollkommener Bildung, eingeschränkter Aunahmefähigkeit, wie auch immer.

das ist einfach falsch gedacht.

Aggression hat absolut nichts mit dem Bildungsstand des Individuums zu tun.

Es trifft alle Bevölkerungsschichten ob ihres Bildundsviveau.
Aggression kommt aus der Unzufriedeneit mit sich und der momentanen Situation.

Da ist es egal, ob ich Akademiker oder Hilfsschüler bin
(Hilfsschüler sind in meinen Augen keine unterbelichtende Menschen, sie haben nur eine Lernschwäche)

Also ist dieses Phänomen nicht sprunghaft gestiegen, es ist einfach latent vorhanden.

Gruß

Olly 3052
 
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Einen sprunghaften Anstieg der Gewaltbereitschaft sehe ich auch nicht, eher einen stetigen. Meiner Einschätzung nach liegt das an einem Werteverlust, aber das meine ich keineswegs so wie die Konservativen (Tenor: Früher war alles besser, warum machen wir nicht alles so wie früher?). Wir entwickeln uns von einer Obrigkeits-hörigen Gesellschaft (Erbe aus preußischer und NS-Zeit) zu einer äußerst individuellen. Dazu gehört für jeden ein Übergang von extern diktierten zu selbstdefinierten Verhaltensregeln und diesen Sprung schaffen bei weitem nicht alle.
Ich habe z.B. alle Ethik, die man mir einzutrichtern versuchte, ignoriert und an ihrer Stelle meinen persönlichen Ehrenkodex entwickelt, der für mich persönlich ehernes Gesetz ist und den ich in klar definierten Grenzen auch auf andere anwende. Das schließt Gewalt aus, sofern sie nicht auf gegenseitigem Wunsch aufbaut (=Duell, auch wenn das jetzt merkwürdig klingt).
Ich habe keine Hemmungen, jemandem die Zähne auszuschlagen, der es darauf anlegt (mich also zuerst angreift) und ich bin eindeutig in der Lage dazu.

Eine Prügelei "aus Spaß", wie Schinzi sie angedacht hat, ist in meinen Augen durchaus in der Lage, Spannungen abzubauen - etwa so wie ein Gewitter. Aber wenn auch nur einer der Beteiligten das Ganze (zu) ernst nimmt und klagt, zerstört er das erforderliche Gleichgewicht. Sehr realistisch ist das in unseren Zeiten also nicht mehr.
 
hehe

Ziemlich interessant, was bisher zusammengetragen wurde.

Ich wollte auch gar nicht eine universelle Lösung für das gesamte "Gewalt"Problem erschaffen, sondern einfach nur EINEN Aspekt des täglichen Lebens herausgreifen.

Ich bin wie Olly3052 der Meinung, dass Gewalt keine Frage des Bildungsstandens ist.
Das Potential ist überall vorhanden, nur sind sich die gebildeteren Menschen mehr der Konsequenzen bewusst, die sie zu tragen haben.

Ich will meine Theorie nochmal verfeinern:

Jeder Mensch will siegen/Aufmerksamkeit erregen/akzeptiert werden. (Wie Weird so schön festgestellt hat).

Jetzt nehmen wir mal an, Herr X. wird in seinem Betrieb vom Chef immer gnadenlos untergebuttert, er kann ihm nie was Recht machen und ist an allem Schuld.
Zuhause hat seine Frau die Pantoffeln an, und er hat absolut nichts zu sagen.
Herr X. erlebt jeden Tag Frustrationmomente, in dem ihm seine eigene Schwäche (er hat nichts zu sagen) vor Augen geführt wird.

Dies alles staut sich in ihm auf. Also trifft er sich mit seinem Kumpels immer zum Fussballspiel (bei gleichzeitigem Alkoholgenuss) und zum anschließenden Schlägern auf der Strasse mit dem gegenerischen Verein.
Nur in diesen Stunden ist Herr X. Herr über sich selbst und scheinbar auch über die Situation, in der er seine Aggressionen ausleben kann.

Solche Fälle gibt es 100 prozentig im Leben, und hier dient Gewalt als Aggressionsabbau.

Original erstellt von Lord Kwuteg
Eine Prügelei "aus Spaß (...) ist in meinen Augen durchaus in der Lage, Spannungen abzubauen - etwa so wie ein Gewitter. Aber wenn auch nur einer der Beteiligten das Ganze (zu) ernst nimmt und klagt, zerstört er das erforderliche Gleichgewicht. Sehr realistisch ist das in unseren Zeiten also nicht mehr.

Da stimme ich dir zu, machbar ist das in unserer Gesellschaft nicht mehr, aber lustig wäre es allemal :)

P.S.: Nicht dass jemand denkt, ich sei ein Schlägertyp :)
Ich habe in meinem Leben noch nie jemanden ernsthaft geschlagen.
 
Ich finde Rollenspiele wie "Das Schwarze Auge" auch brauchbar, wenn es um Spannungsabbau geht (das sind Pen & Paper-Rollenspiele, also die richtigen, mit dem PC hat das nix zu tun ;)).
Ich habe am Wochenende wieder mal ein paar kräftige Prügel ausgeteilt, jemandem den Arm abgeschlagen und danach aufgespießt - natürlich alles "virtuell" auf dem Papier. Die Waffe war ein 20seitiger Würfel. :lol:
Und da knüpfe ich an Zimtzieges Gedanken an. Wer einen gewissen Intelligenz- und Bildungslevel erreicht hat (ist beides beliebig steigerbar), der kann seine Aggression kontrollieren und sogar abstrahieren wie z.B. in den genannten Rollenspielen.
Konventionellere Wege wie (Kampf-)Sport sind natürlich auch interessant für diese Zwecke. Und wenn man nicht nachtragend ist und die Sache locker nimmt, habe ich gegen eine Rauferei auch nichts einzuwenden. ;)
 
Ach Gewaltbereitschaft gab's schon immer und wird es auch immer geben. Oder glaubst im ach so friedvollen Mittelalter war alles Heiterkeit und Frohsinn !? Das hat alles nichts mit dem heutigen Lebenswandel zu tun.
 
Re: hehe

Original erstellt von SchinziLord
Jetzt nehmen wir mal an, Herr X. wird in seinem Betrieb vom Chef immer gnadenlos untergebuttert, er kann ihm nie was Recht machen und ist an allem Schuld.
Zuhause hat seine Frau die Pantoffeln an, und er hat absolut nichts zu sagen.
Herr X. erlebt jeden Tag Frustrationmomente, in dem ihm seine eigene Schwäche (er hat nichts zu sagen) vor Augen geführt wird.

Dies alles staut sich in ihm auf. Also trifft er sich mit seinem Kumpels immer zum Fussballspiel (bei gleichzeitigem Alkoholgenuss) und zum anschließenden Schlägern auf der Strasse mit dem gegenerischen Verein.
Nur in diesen Stunden ist Herr X. Herr über sich selbst und scheinbar auch über die Situation, in der er seine Aggressionen ausleben kann.

Solche Fälle gibt es 100 prozentig im Leben, und hier dient Gewalt als Aggressionsabbau.

Gleich am Anfang die Festestellung, dass X eine wirklich arme Wurst ist, wenn er es nicht mal schafft im Berufsleben aufrecht zu gehen.

Weiter .. was ist wenn X seine Aggressionen ausleben will, Y aber keine Lust hat, sich auch so ein Level herabzulassen? Was macht X dann? Wartet er bis das Fass überläuft und verprügelt seine Frau? Springt er bei der Arbeit aus dem Fenster? Oder sollte er sich vielleicht informieren, ob ihm anderweitig geholfen werden kann? Er könnte z.B. sich Turnschuhe anziehen und so lange gegen die Wut anlaufen bis sie weg ist.

Kleine Anmerkung: ich würde nicht schreib "Sagt ein Psychotherapeut", denn das ist kein geschützter Begriff. So könnte auch ich mich nennen, besser wäre es die Quelle anzugeben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Original erstellt von olly3052
@ Zimtziege,


das ist einfach falsch gedacht.

Aggression hat absolut nichts mit dem Bildungsstand des Individuums zu tun.

Es trifft alle Bevölkerungsschichten ob ihres Bildundsviveau.
Aggression kommt aus der Unzufriedeneit mit sich und der momentanen Situation.

Da ist es egal, ob ich Akademiker oder Hilfsschüler bin
(Hilfsschüler sind in meinen Augen keine unterbelichtende Menschen, sie haben nur eine Lernschwäche)

Ende des Zitats

Dazu möchte ich sagen, daß ich ein umfassendes Verständnis von Bildung habe.
Es geht weniger um eine Ansammlung von Faktenwissen, sondern um eine Schulung der Wahrnehmung und der Selbstbeobachtung. Hierzu kann man - sofern sie nicht organisch, genetisch oder neuronal geschädigt sind, alle Kinder heranführen.
In diesem Sinne gehört auch eine Weitergabe von Informationen dazu, Informationen über die menschliche Natur, das Gefühlleben,
Werte, und so fort. Das meine ich mit vorenthaltenen Wissen, und das verstehe ich unter ganzheitlicher Bildung.
Ich stimme zu, daß das landläufige Bildungsniveau hier keinerlei Aussagekraft hat!
Zimtziege
 
@Zimtziege
Was bei dir noch unter Bildung fällt, ordne ich der Mündigkeit zu. Wer in der Lage ist, seine Aggressionen zu kontrollieren, diplomatisch zu handeln und zu sprechen, eigenständig etwas zu lernen und vor allem (selbst-)kritisch zu denken, den nenne ich mündig. Es ist erstaunlich, wie viele vermeintlich "Erwachsene" die Kriterien dieses Mündigkeitsbegriffs nicht erfüllen. In meinen Augen sind das Kinder, die weiterer Erziehung bedürfen.

Aber ich denke, daß es gleichzeitig auch (und gerade) für einen mündigen Menschen möglich ist, sich gehen zu lassen und seiner aggressiven Energie in Form von Gewalt Ausdruck zu geben. Leider sind die Freiräume für so etwas völlig abgebaut oder dämonisiert worden (ich führe wieder Duelle an) und das ist in meinen Augen auch ein Grund für den Anstieg roher, völlig unkontrollierter Gewaltanwendung.

Hm, so langsam drifte ich mit dem Ton ins Akademische ab, dabei wollte ich das gar nicht...
Ich meine nur, daß ein paar aufs Maul auch mal drin sein müssen, ohne daß es gleich Krieg bedeutet. ;)
 
ohoh

Also hier bei uns unterhält sich niemand übers Schlagen in irgendeiner Form. Schon gar nicht auf Partys. Aber ich denke das hängt von den Kreisen ab wo man so rumhängt.
 
Hmm, trage ich meinen Standpunkt auch mal dazu bei....


Viel wurde ja schon dazu gesagt das das Gewaltpotential nicht mit dem Bildungsstand zusammenhängt. Dem stimme ich soweit zu, ich persönlich denke das das Gewaltpotential eines Menschen auch immer sehr individuell bestimmt wird bzw. noch von etlichen anderen äußeren Faktoren beeinflusst wird.

Meine persönliche Einstellung zur Gewalt ist etwas differenziert...

Wir leben heute nicht mehr in einem System wie vor 200 oder 300 Jahren, wo viele Konflikte noch mit der Faust ausgetragen wurden oder - Stichwort Kwuteg - per Duell.

Unser heutiges westliches System verurteilt jede Form von körperlicher Gewalt auf einem persönlichen Level, ausgenommen im Falle von Notwehr. Diesem System habe ich mich angepasst, ich würde nie jemanden zurückschlagen wenn ich angegriffen werde es sei denn es bestünde wirklich konkrete Gefahr für meine Gesundheit. Diese Position kann ich mir ganz einfach aus dem Wissen heraus leisten das ich den Angreifer durch unser juristisches System viel härter treffen kann als z.b. durch einfaches Zurückschlagen. Wie gesagt - sollte Notwehr notwendig werden, würde ich mich auch verteidigen. Nur liegt da die Schwelle bei mir sehr viel höher als bei anderen denke ich.

Ich habe noch nie eine Schlägerei angefangen oder sonstwie körperliche Gewalt gegenüber einem anderen Menschen ausgeübt. Und doch würde ich mich als gewalttätigen Menschen bezeichnen. Das was paradox erscheint lässt sich leicht erklären. Meine Form von Gewalt spielt sich nicht auf dem körperlichen Level einer Schlägerei ab sondern findet auf dem psychologischen Spielfeld statt. Ich gebe unumwunden zu (ja, ein hoch auf die Pseudo-Anonymität des Internets) das ich andere Menschen durch intrigante Manöver und andere gesellschaftliche Spielchen aus dem Weg geräumt habe wenn sie meinen Interessen im Weg standen.

"Psychologische Gewalt", wenn man sie so nennen kann, kann eine unglaublich starke Waffe sein, wenn man weiß sie zu benutzen. Und vieles dieser Gewalt spielt sich im verborgenen ab bzw. ist viel schwerer zu entdecken als eine "normale" schlägerei.

So long,

Starwolf
 
Re: Re: hehe

@ n0com

Original erstellt von n0com
Gleich am Anfang die Festestellung, dass X eine wirklich arme Wurst ist, wenn er es nicht mal schafft im Berufsleben aufrecht zu gehen.

Ich wollte hier keine Möglichkeiten der Konfliktbewältigung aufzeigen, sondern nur auf eine konkrete Situation eingehen, die tatsächlich vorherrscht.
Kleine Anmerkung: ich würde nicht schreib "Sagt ein Psychotherapeut", denn das ist kein geschützter Begriff. So könnte auch ich mich nennen, besser wäre es die Quelle anzugeben.

Ok, da muss ich dir Recht geben:
Also hier die Quelle:
Reader´s Digest August 2002, S. 97 ff: "Warum wir siegen wollen" von Wolfgang Gessler.

@Lord Kwuteg:
Original erstellt vonLord Kwuteg
Ich meine nur, daß ein paar aufs Maul auch mal drin sein müssen, ohne daß es gleich Krieg bedeutet.
[Ironie]
Womit wir wieder bei den Wirtshausschlägereien wären :)
[/Ironie]

@ MarcDK:
Also hier bei uns unterhält sich niemand übers Schlagen in irgendeiner Form. Schon gar nicht auf Partys. Aber ich denke das hängt von den Kreisen ab wo man so rumhängt.

Da muss ich Dir Recht geben, bei uns auf dem Land bei Bauerndiscos gibt es immer minimum eine Schlägerei am Abend.
In meiner Clique ist das natürlich auch nicht Gesprächsthema Nummer 1, aber es wird doch immer wieder angeschnitten.
Muss wohl am Bildungsniveau liegen.

@ Starwolf:
Ich gebe unumwunden zu (ja, ein hoch auf die Pseudo-Anonymität des Internets) das ich andere Menschen durch intrigante Manöver und andere gesellschaftliche Spielchen aus dem Weg geräumt habe wenn sie meinen Interessen im Weg standen.

Da bekomm ich lieber eins auf die Fresse und mir fallen 2 Zähne aus, als dass ich hinterrücks aus meinem Job gemobbt werde :)

Eine ehrliche Schlägerei hat immer noch was von einem Duell:
1 gegen 1, ohne irgendwelche unfairen Mittel, ist es doch die aufrichtigste Form von Gewalt.
Nicht hintenrum und heuchlerisch, sondern gerade drauf los.
 
Original erstellt von Starwolf
Hmm, trage ich meinen Standpunkt auch mal dazu bei....




Das was paradox erscheint lässt sich leicht erklären. Meine Form von Gewalt spielt sich nicht auf dem körperlichen Level einer Schlägerei ab sondern findet auf dem psychologischen Spielfeld statt. Ich gebe unumwunden zu (ja, ein hoch auf die Pseudo-Anonymität des Internets) das ich andere Menschen durch intrigante Manöver und andere gesellschaftliche Spielchen aus dem Weg geräumt habe wenn sie meinen Interessen im Weg standen.

"Psychologische Gewalt", wenn man sie so nennen kann, kann eine unglaublich starke Waffe sein, wenn man weiß sie zu benutzen. Und vieles dieser Gewalt spielt sich im verborgenen ab bzw. ist viel schwerer zu entdecken als eine "normale" schlägerei.

So long,

Starwolf



jojo
So was nennt man mobben! Und das ist wohl die niederträchtigste Form von Gewalt die ich kenne, da das Opfer keine Chance hat sich zu erwehren, und an dem psychischen Stress zugrunde geht! - daraus entstht z.B. Gewalt !!!!
Wenn du "Psychologische Gewalt" - wie du es nennst, wirklich praktizierst, dann tust du mir nur noch leid!!!


Greets
Booster88
 
@schinzi:
diese aufstellung stammt nicht von mir; da ich sie aber für richtig und nachvollziehbar halte, habe ich sie hier angefüht. insbesondere ist die reihenfolge so zu verstehen, dass, wenn ein 'größeres' ziel nicht erreicht werden kann, das jeweils niedrigere ziel mit einer in gewisserweise 'höheren aggressivität' angegangen wird. individuell ist das natürlich unterschiedlich - abweichungen sind durchaus möglich -, generell kann man aber wohl sagen: je mehr der ziele erreicht sind, desto glücklicher und zufriedener ist man wahrscheinlich auch mit sich und seinem dasein (da die einzelnen dinge aufeinander aufbauen). im umkehrschluss bedeutet dies natürlich auch, dass ein und dieselbe person bei entsprechendem 'misserfolg' unzufriedener und damit gewaltbereiter ist.
nicht nur der mangelnde 'erfolg' ist ein grund, wut aufzubauen, und bei langanhaltend schlechter situation aufzustauen, sondern auch eine möglicherweise intensiver werdende haltung nach dem motto 'was hab ich zu verlieren' trägt ihren teil dazu bei, ein gewaltpotential eher tatsächlich auszuleben.

dass das ausleben von gewalt hierbei nicht für gesellschaftliche schichten oder einen gewissen bildungsstand spezifisch ist, wurde je bereits festgehalten; vielmehr zeigt sich spätestens dann wieder die individualnatur des menschen.

dies hört sich vielleicht alles sehr theoretisch an, hat aber meiner meinung nach durchaus seine berechtigung.

was das beispiel mit herrn x betrifft:
dabei zeigt sich doch wieder deutlich, dass eventuell aus dieser situation resultierende gewalt keineswegs den problemen des herrn x in einem ethisch vertretbaren rahmen entgegenwirken kann. realistisch betrachtet muss er in diesem fall sogar mit noch mehr problemen rechnen.

obwohl es zunächst banal erscheint, so möchte ich doch angesichts dieser ganzen diskussion folgende frage in den raum stellen: was ist überhaupt gewalt? wann können wir von gewalt sprechen, welche merkmale müssen erfüllt sein? in welchen fällen handelt es sich vielleicht gar nicht um gewalt, und wobei haben wir es mit gewalt zu tun, ohne es bewusst wahrzunehmen?
auch auf die gefahr hin, diese diskussion womöglich etwas zu verbreitern: derart grundsätzliches sollte geklärt werden. nicht, dass wir vielleicht streckenweise oder ganz an einander vorbei reden...

@markdk:
wenn du dich nicht an der diskussion beteiligen möchtest, dann lass es bitte ganz bleiben. um herablassende bemerkungen hat keiner gebeten.

danke für dein verständnis.


greets, weird
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ist überhaupt Gewalt?

Diese Frage ist sicherlich nicht einfach zu klären, jedoch mache ich mal einen Anfang mit der Definition in Mayers Hand Lexikon:

Gewalt: Anwendung von physischem und psychischem Zwang gegenüber Menschen; umfasst
1) die rohe, gegen Sitte und recht verstoßende Einwirkung auf Personen,
2) das Durchsetzungsvermögen in Macht- und Herrschaftsbeziehungen (z.B. Staats-Gewalt);
3) auch im Sinne von Kraft (Naturgewalt)

Wir reden hier wohl nur von Punkt 1).
Um das ganze mal auf den Punkt zu bringen:
In meiner ersten Ausführung habe ich mich nur auf die physische Gewalt, also in Form von Zuschlagen und "realem" Verletzen bezogen.

Der Gewaltbegriff wurde jedoch im Laufe der Diskussion ausgeweitet zur psychischen Gewalt in Form von Mobbing und Intrigen.

Auch schließt der Gewaltbegriff in unserer Diskussion den Einsatz von Waffen o.ä. wie beim Amoklauf ein.
Es geht also um jedwede bewusste Verletzung eines anderen, sei es real oder auf der Geistesebene, bei gleichzeitigem Bewusstsein, geltendes Recht zu verletzen.

Physische Gewalt ist immer sofort sichtbar, wenn Absicht nachgewiesen werden kann.
Bei psychischer Gewalt ist diese Absicht nur sehr schwer nachzuweisen, und zieht mitunter Konsequenzen nach sich, die für den Auslöser nicht absehbar waren.
 
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