Ach so, du willst den Menschen mit einbeziehen, damit er irgendwann mal eine Kolonie auf einem anderen Himmelskörper oder im Weltraum gründen kann.
Bis das nötig wird, hat die Menschheit noch Zeit. Wir werden es noch locker eine Mrd. Jahre lang auf der Erde sehr gemütlich haben, ehe uns der Mond davonfliegt und die Sonne zu heiß wird. Ok, vielleicht fegt uns ein Meteorit vorher weg, aber da hilft eine kleine Marskolonie auch nicht mehr. Die müsste dann mehrere Jahrzehnte oder Jahrhunderte alleine aushalten, bis die Erde wieder bewohnbar wird (falls sie das wird).
Die dafür notwendige Technologie ist noch utopisch. Vielleicht wird das in hundert oder zweihundert Jahren etwas. Heute und absehbarer Zeit wird das aber nichts. Damit das funktioniert, müssen wir noch einiges an uns selbst ändern.
Wir brauchen nicht nur die Technologie (die für eine kurze Marsexpedition eigentlich heute schon ausreicht), wir brauchen dafür auch die wirtschaftlichen Grundvoraussetzungen (Finanzierung, Herstellung) und einen gesellschaftlichen Willen (Will die Mehrheit eine dauerhafte Kolonie? Wie sind die Kolonisten rechtlich gestellt? [Erde/Staaten/Firmen als Hegemon oder Kolonien eigenständig?], etc.).
Wenn wir jetzt oder in den nächsten Jahrzehnten ein paar Forscher losschicken, dann beweist man vielleicht die technische Machbarkeit, die anderen Dinge bleiben aber ungeklärt und werden es unabhängig von der Expedition vorerst auch bleiben. Ich halte es für verfrüht, jetzt schon auf Kolonien hinzuarbeiten. Wir haben noch zu viel mit uns selber auf der Erde zu tun. Eine Art Weltregierung bzw. ein weitreichender Zusammenschluss aller oder der meisten Staaten der Welt halte ich für eine der Grundvoraussetzungen. Erst dann werden die Probleme bei uns auf der Erde (hoffentlich) geringer, wodurch dann Ressourcen für derartige Projekte frei werden.
aber die erkenntnisse daraus hinsichtlich der bemannten raumfahrt waren für später (eben auch die iss oder spaceshuttlemissionen) sehr wertvoll.
Aber hauptsächlich nur für die bemannte Raumfahrt. Experimente können auch von Satelliten gemacht werden. Da war doch erst letztens die Meldung von einem russischen Satelliten mit Versuchstieren an Bord, der abzustürzen drohte. Es geht also auch ohne ISS und Space Shuttles und es wird auch ohne diese zwei geforscht.
Wir brauchen den Menschen eigentlich nur dann im Weltraum, wenn konkret für die bemannte Raumfahrt geforscht wird. Alles andere geht auch mit autonomen Robotern, Sonden und Satelliten.
wenn ich mir anschaue, wie ein roboter versucht treppen zu steigen, bin ich mir sicher dass sie noch seeehr weit davon entfernt sind, einen menschen vollwertig zu ersetzen.
Braucht man denn überhaupt die Fähigkeiten eines Menschen? Die meisten Aufgaben im Weltraum bestehen doch nur daraus, entweder automatisierte, weil in engen Grenzen laufende, Experimente zu überwachen oder ein paar Sensoren irgendwohin auszurichten und die Messdaten aufzuschreiben. Mehr machen die Leute auf der ISS auch nicht. Überspitzt gesagt, setzen die sich auch nur vor ein Samenkorn und schauen in welche Richtung es austreibt. Ne Kamera hätte es auch getan.
schon mal was von ubooten gehört? warum tut man das menschen an, wenn maschinen es doch auch könnten?
Kommunikation. Unter Wasser funktioniert die eher schlecht als recht und im Kriegsfall hat man zusätzlich noch das Problem mit Störsendern. Es gibt aber schon Unterwasserdrohnen.
Unabhängig davon ist das Denken einer Ubootbesatzung anders. Wenn die ein Problem haben, dann wissen sie, dass Hilfe normalerweise nicht weit weg ist. Die Menschen können heute innerhalb weniger Stunden jeden beliebigen Punkt auf der Erde erreichen. In besiedelten Gebieten innerhalb von Minuten.
Beim Mars braucht man Jahre, in den meisten Fällen heißt das: Zu lange! Ein Mensch fühlt sich da logischerweise abgeschnitten und auf sich gestellt (und so ist es dann wahrscheinlich auch). Das beeinflusst ihn zwangsweise auf psychischer Ebene. Und hält dieser Zustand zu lange an, dann verändert sich seine Psyche permanent.
So als Beispiel:
Man hat ein Experiment über sensorische Deprivation durchgeführt. Sensorische Deprivation bedeutet, dass dem Menschen so viele Reize wie möglich (idealerweise alle) vorenthalten werden, um zu schauen, wie er darauf reagiert. Relevant sind die Forschungen zB für Gefängnisse und Raumfahrer, die für lange Zeit immer das selbe sehen und erleben und damit eine Reizarmut haben.
Bei diesem Experiment hatte man zwei Gruppen. Die eine Gruppe hat man einfach nur in einen dunklen Raum gesperrt (um die visuellen Reize zu blocken). Bei der anderen Gruppe hat man zusätzlich noch die Arme in Watte eingepackt, um den Tastsinn auszuschalten. Das funktionierte aber nicht lange, weil sich schnell Hautreizungen bildeten. Weiterhin hat man ihnen Kopfhörer aufgesetzt, die ein permanentes Rauschen abgespielt haben (um die Hörwahrnehmung zu blockieren).
Bemerkenswert sind die ähnlichen Verhaltensweisen der Probanden. Alle (!) legten sich recht schnell nach Beginn des Experiments schlafen. Aber nachdem sie wieder wach wurden, fingen alle an, sich irgendwas zur Beschäftigung zu suchen. Alle (!) fingen an, den Raum abzulaufen, immer von Wand zu Wand, hin und her. Dann fingen einige an, sich hinzusetzen und vor und zurück zu wippen, wie man es von manchen psychisch Kranken her kennt.
Vor und nach dem Experiment führte man Intelligenz- und Koordinationstests durch. Das Ergebnis war, dass alle durch die Bank teils dramatisch schlechter geworden sind. Bei einigen stellte man fest, dass sich ihre Psyche permanent verändert hatte. Alle empfanden den Test als die Hölle. Sie haben vorher nicht geahnt, wie schlimm es sich anfühlen würde. ("Es sind ja nur drei Tage, was kann schon passieren?" - sinngemäß)
Ausschnitte davon kann man sich
hier ansehen.
Was ich damit sagen will: Der Mensch ist nicht so unverwüstlich. Er kann sehr schnell einknicken, insbesondere psychisch.
sei versichert, die astronauten kennen das risiko und gehen es freiwillig ein.
Eine Marsmission hat momentan ziemlich gute Chancen als Suizid durchzugehen. Die Gefahren sind ungleich höher als auf der Erde. Hier gehen wir aus dem Haus und können uns recht sicher sein, dass uns der Himmel nicht gleich auf den Kopf fällt. Wer aus einer Marsbasis herausgeht, hat eine recht gute Chance sich tödlich zu verstrahlen. Oder als Invalide auf die Erde zurückzukehren.
Sicher, Menschen sind zu vielem bereit, aber genau deswegen sollte man sie nicht alles tun lassen. Jedenfalls nicht sofort.
das ist es, was uns die raumfahrt in deinen augen gebracht hat? nur ein paar bedeutungslose rekorde?
Nein, die Raumfahrt hat uns in meinen Augen eine ganze Menge Wissen gebracht, das uns auch im Alltag hilft. Ich bin aber nicht dafür, Wissen um jeden Preis zu erlangen. Lieber lasse ich eine Sonde auf dem Mars zerschellen oder im Strahlungsgürtel rösten als einen Menschen.
und du glaubst er [der Mars] sei in gänze erforscht?
Nein, natürlich nicht. Einige Labore auf der Erde würden ihr letztes Hemd dafür geben, Marsgestein zu erforschen. Aber man braucht keinen Menschen als Lieferanten. Eine Sonde tut es auch (und das sogar billiger und gefahrloser). Und über solche Sonden wird unter den Forschern schon diskutiert.
das sollen sie auch und das tuen sie auch. ZUSÄTZLICH.
[...]
nur weil wir an einer stelle forschen, heißt das nicht, dass wir was anderes dafür aufgeben müssen.
Die Mittel der Weltraumagenturen sind begrenzt. Wenn so intensiv am Mars geforscht wird, dann fallen Projekte hinsichtlich des restlichen Sonnensystems meist flach. "Aufgeben" ist da schon das richtige Wort.
klar wären europa und titan dank stärkerer gravitation und athmosphäre ebenfalls spannend, aber die liegen außerhalb unserer reichweite und titan ist zu kalt und was glaubst du würde eine bohrer wiegen, der den kilometer dicken eispanzer von europa knacken und freihalten könnte?
Europa fände ich zB spannender als den Mars. Alleine, dass es dort reichlich Eis gibt, macht es zu einem besseren Standort für eine Kolonie. Die Versorgung von Kolonisten mit Atemluft und Wasser wäre gewährleistet und mit genügend Energie kann man aus dem Eis auch Treibstoff herstellen. In der näheren Umgebung gäbe es auch reichlich zu tun. Der Jupiter hat ja mit seinen zig Monden und seinem Ringsystem allerhand zu bieten. In der weiteren Umgebung wären da auch noch der Asteroidengürtel und der Saturn als interessante Forschungsobjekte. Als Sprungbrett in das äußere Sonnensystem ist ein Jupitermond mMn besser geeignet als der Mars.
Und das Eis ist jetzt eher das geringere Problem. Da braucht es nur eine Heizung, aber darüber haben wir schon mal geschrieben.
ich kann nicht oft genug sagen: immer kleine schritte. auch wenn der schritt für sich genommen bedeutungslos erscheint, ist es zumindest grob fahrlässig, ihn einfach zu überspringen.
Dagegen habe ich nichts. Nur die Menschen müssen nicht Teil dieser Schritte sein. Zumindest noch nicht.
ich weiß nicht welche erwartungen du an eine erfolgreiche mission hast, aber sie scheinen mir doch deutlich zu hoch angesetzt zu sein.
Vertretbares Risiko und Aufwand für eine angemessene Menge an Forschungsergebnissen. Ich bin eher gewillt, eine Sonde auf eine gefährliche Reise und/oder zu einem gefährlichen Ort zu schicken als einen Menschen. Der Mensch bringt uns vor Ort nur recht wenig zusätzliches Wissen, falls überhaupt, ist aber gegenüber der Umwelt sehr anfällig.