Marcel55 schrieb:
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Gibt es eigentlich noch irgendwelche Systeme die heute auf PowerPC setzen? ...
Klar, gerade jetzt dieses Jahr kommt der IBM Power10 auf den Markt, exklusiv bei Global Foundries in 7 nm (nach Patentlizenzierung von TSMC) gefertigt und wahrscheinlich der Grund, warum Ryzen 4000 und die nächsten Spielekonsolenprozessoren erstmal exklusiv bei TSMC gefertigt werden. Eine neue Power-Generation gibts nur alle 6 Jahre oder so und damit ist Global Foundries als einziger IBM-Vertragsfertiger bis Ende nächsten Jahres bei allem, was sie in 7nm auf die Beine stellen können, voll ausgelastet.
IBM Power sind seit 2005 aber, und deswegen musste Apple damals auch umsteigen, aufs 200-Watt-pro-Sockel-Segment beschränkt. IBM wollte in den ganzen 2000ern schon keine Desktop- und schon gar keine Notebook-Prozessoren bauen. Zum G5 für den PowerMac kam es nur, weil Apple gebettelt hatte, nachdem Freescale (PPC-Designer seit Motorola-Ausstieg bis G4) die Sparte verlassen hatte.
Neben IBMs 200-W-Prozessoren gibts noch viele kleine Controller mit Power-ISA-Chips. Alle Geschäftsfelder, in denen man gelegentlich MIPS oder RISC-V findet, werden auch mit Power bedient. 2005 war der größte Hersteller solcher kleinen Power-Prozessoren mit ca. 1 W und so
P.A. Semi, die später von Apple aufgekauft wurden und heute Apples ARM-Sparte bilden.
Seit RISC-V den Marktanteil von Power gefährdet, ist Power übrigens vollständig OpenSource geworden (OpenPower-Projekt) und zu den vielen Unterstützern der OpenPower-Plattform gehört auch Google. Ins Desktop- und Notebook-Segment wird das aber vermutlich nie zurückkehren, weil ARM als Alternative zu populär ist. Man muss auch bedenken, dass die wichtigste Software auf einem Desktop oder Laptop, der Web-Browser, heutzutage immer einen eigenen Compiler enthält (für ECMA/JavaScript) und deswegen ein erfolgreicher Wechsel auf eine andere ISA auch davon abhängt, ob ein Web-Browser-Engine-Macher Bock hat einen JavaScript-JIT-Compiler für diese ISA zu schreiben und zu pflegen. Das war 2005 noch nicht so. (Googles V8 hat es erfunden) Mozilla bietet heute zum Kompilieren auf Plattformen mit von deren JIT-Compiler nicht unterstützter ISA zwar noch einen JavaScript-Interpreter als Fallback an, aber den Slow-Motion-Webseiten-Aufbau will niemand erleben. Ich glaube auf einer aktuellen Webseite würde man sich wie mit einem 56k-Modem vorkommen, wenn man ohne den JIT-Compiler nur mit dem Interpreter surfen würde.
Deswegen, für jede Hochsprachensoftware ab C aufwärts ist zwar Portierung erwartbar, aber ausgerechnet Web-Browser gehören dank JavaScript-JIT-Compiler nicht (mehr) dazu und so werden wir auf absehbare Zeit nichts anderes als X86-64 und ARM haben. Ich bin mal gespannt, wann Mozilla die ersten AMD64-Prozessoren aussortiert; Windows hat das ja schon mit 8.1 getan.