Bigfoot29 schrieb:
@joshy337: Ich respektiere Dein Wissen aus dieser Zeit. Ich kenne die Technik der frühen 80er nicht, daher war das, was Ende der 80er war (und an das, an das ich herankam), für mich der initiale Maßstab. Und ich hätte damals einen 286er finanzieren können oder eben einen Amiga 2000. Besserer Sound, bessere Grafik als das x86-Modell, welches mir angeboten wurde und Aussicht auf deutlich bessere Spiele-Auswahl machten es mir letztlich leicht.
Danke für Dein Verständnis, Bigfoot29. Ich wollte Dich oder den Amiga keinesfalls irgendwie kritisieren.
Der Commodore Amiga war, als er 1985 rauskam, war ein kleines Wunder.
Es gibts sogar ein
Video von der NASA, die die Amiga-Hardware auch mal eingesetzt hatte.
Dazu anbei noch ein YT-Video von der Premiere in Deutschland von 1986 (ich hoffe, die CB-Moderatoren
sind mir nicht böse, wenn ich in diesem Thread
ausnahmsweise abschließend noch einen letzten Videolink einbaue):
https://www.youtube.com/watch?v=z_m-9PLanp0
Verglichen mit dem originalen IBMs (PC,XT,AT) und den Heimcomputern damals war er wirklich futuristisch anmutend.
Ich selbst schätze den Amiga auch, weil er die Plattform war, auf der die Tracker-Szene (Amiga MODs) ihre Geburststunde hatte.
In den 90ern habe ich oft diese Musik gehört und sehr gemocht (wer kennt noch "
Guitar Slinger" ?).
Damals noch mit
MODPlay Pro (DOS) und
MOD4WIN (Win 3.1). Das war auch die Zeit, als ich anfing,
einfache
Covox-Stecker zu bauen.
Unter MODPlay Pro konnte man damit über den Parallelport Musik hören.
Das Basteln hat mir trotz der Mühe und angebrannter Finger sehr Spaß gemacht.
Bigfoot29 schrieb:
Und auch wenn es für Dich eher ein Sport war, die config.ini zu frisieren: Kannst Du akzeptieren, dass das manchen massiv auf die Nerven geht, wenn man es gewohnt war/ist, ein Spiel per Diskette einlegen (oder Doppelklick aufs Icon, falls man es installiert hat) zu starten ohne fummeln zu müssen?
Sicher. Obwohl ich ehrlich gesagt damals über nicht viel Know-How verfügte.
Ich kam eher von der Heimcomputer-Schiene (hatte einen Sharp) und hatte mit Datassette und BASIC angefangen.
Unter DOS habe ich eigentlich nicht viel verändert, die meisten Dinge liefen.
War aber eher deswegen so, weil ich die Startdateien aufs nötigste reduziert hatte.
Sprich, SmartDrive, Ansi.sys und Co rausgeworden. Für Maus und Tastatur habe ich dann alternative Treiber genommen,
die älter oder kleiner waren. Die gabs meist auf den Shareware-CDs von CDV (aus Karslruhe)
oder den ARI-CDs. Da waren auch viele Tipps enthalten, da die CD einen Katalog hatte.
Das alles wiegesagt auf einem gebrauchten 286er. Der konnte nur 16-Bit Software verabeiten.
Dessen 16-Bit Protected-Mode war im Prinzip nur für Himem.sys und Windows 3.10 zu gebrauchen.
Mit 4 Megabyte lief Windows dann recht brauchbar im Standard-Modus. Mit Sound AdLib/SoundBlaster-Sound.
Aber ich denke, ich war dann doch eher die Ausnahme.
Mein PC hatte nur einfache Hardware und brauchte daher nicht so viele speicherhungrige Treiber.
Ich vermute, im Grunde war die Speicheroptimierung eine Sache, die vor allem 486er-Systeme betraf (aber nicht nur).
In den 90ern gab es auch viele anspruchsvolle DOS-Spiele, die auch das letzte Byte aus dem Konventionellen Speicher kitzeln wollten. Dazu kamen noch Treiber für CD-ROM Laufwerke, Soundkarten, Netzwerkkarten, etc.
Glücklicherweise gab es da bereits Speichermanager zu kaufen, die aber nicht viele Leute hatten,
da entweder zu teuer, oder weil sie es nicht wussten. Ab MS-DOS 6.x kam dann MemMaker und hat das Optimieren ein bischen einfacher gemacht.
Da dafür aber ein 386er oder höher nötig war, habe ich als 286er-Besitzer dieses Kapitel aber etwas versäumt.
Darum habe ich auch die ganzen Probleme mit Spielen verpasst, die nicht starteten wenn DOS mit EMM386 geladen wurde bzw.
im V86-Modus lief. Bein PC lief überwiegend im Real-Modus oder im 16-Bit Protected-Mode, wenn Windows 3.1 lief.
Vermutlich war das auch der Grund, warum es in den 80er solche Probleme nicht so häufig gab (da gabs auch weniger Laien, bzw. PCs waren eher Arbeitstierw. Außer in den Staaten, evtl.-Dort waren C64/Amiga/Atari
nicht so populär wie bei uns. Dementsprechend gab es dort viele PC-Spiele.
Anfangs vor allem Adventure von Infocom und Sierra On-Line. und den Flugsimulator natürlich.
Der Tandy 1000 war sehr beliebt. Ähnich wie der
Schneider PC 1512 bei uns. Der Nachfolger, der PC 1640 war übrigens EGA-Kompatibel, was im Widerspruch zu dem steht, was ich zuvor über EGA/VGA sagte. Ausnahmen bestätigen eben manchmal die Regeln.
).
Wenn man mit DOS 3.30 arbeitete und 640KB RAM hatte, war alles okay.
Lotus 1-2-3 und Co. unterstützten EMS-Speicher, der per Zusatzkarte bereitgestellt wurde.
Bei DOS 4.0 sah es dann schon anders aus (es brauchte mehr RAM und konnte den Kernel nocht nicht auslagern,
wie DOS5/6 es später konnten).
CD-ROM Laufwerke und Co, brauchte man da noch nicht. Außerdem konnte man, wenn man nur CGA bzw. Herkules-Grafikkarten im System hatte, das A-Segment nutzen. Sprich der Bereich von 640-703KB war nicht belegt (da lag später dann der Framebuffer für EGA/VGA, wie heute üblich).
Wenn man also eine RAM-Karte für den Konventionellen Speicher anpasste (das waren diese -heute seltenen-
Upgrade-Karten für Asbach-Uralt-PCs, die weniger als 640KB hatten), konnte man bis zu 703 KB unter DOS haben.
Ggf. war dann ein Tool wie 704K.COM notwendig, damit die alten DOSen es erkannten.
Es gab damals auch spezielle Mods für den PC/XT, die das direkt ermöglichen.
Vegleichbares gab es auch für Atari ST und Amiga.
Die Emulatoren dort, PC-Ditto, PC-Speed, AT-Once, Bridgeboard, etc. untersützten Dinge,
zu die kein echter PC/XT bei uns in Europa fähig war. 703KB RAM, Tandy 1000-Grafik, usw.
Beim Amiga konnte sogar DOS im Fenster laufenlassen und ein Festplatten-Image als virtuellens C-Laufwerk einrichten.
Im Prinzip ähnlich wie unsere heutigen Emulatoren/Virtualisierer wie VirtualBox und Virtual-PC.
Zurück zum PC/XT: Ohne installierte Grafikkarte, konnte man auf einem PC/XT sogar bis zu ca. 900KB haben,
da der Speicher ab 640KB ja nicht belegt war (außer durch System-BIOS am Ende; also ca. um die 900KB
oder durch Option-ROMS -BIOSe- auf MFM/RLL-Plattencontrollern oder anderen Karten).
Das war nützlich für Betreiber von Mailboxen oder Datenbanken.
Die Ausgabe/Eingabe für DOS erfolgte dann via CTTY-Befehl über serielles Kabel und ein Terminal.
Bigfoot29 schrieb:
Auch musste man beim A2000 nichts löten. Das Kickstart-ROM kam gesockelt und war per - nachgekaufter - Zusatzplatine schaltbar. Allerdings lief nicht alles von A500-Zeiten mit Kickstart 3.x, weswegen der Schalter bis auf Spielereien eigentlich immer auf 2.x blieb.
Ich meinte ja nur, dass es in der Amiga-Szene viele talentierte Bastler gab.
Das war nicht negativ gemeint, im Gegenteil. Ich selbst hab schon als Kind gerne gebastelt.
Hatte damals ein Bausatz für ein Detektor-Radio (Kristallempfänger/Crystalradio) für Mittelwelle
und später mehrere Kosmos-Baukästen (u.a. den Hi-Tec Baukasten mit PC-Interface für Parallelport
und Win 3.1; lief ab 286er und hatte Beispielprogramme für Visual Basic 2 bzw. VB3).
Bigfoot29 schrieb:
Der PC kam per 286-Bridgekarte ins System. Und bis auf Prince Of Persia gab es nichts, was ich auf diesem Part des Systems gespielt hätte. Ich habe lediglich kennengelernt, was ich auch vormals nicht vermisst habe. Konfigurationswirrwar, DIP-Wüsten und die unsäglich meise Qualität der PC-Speaker in einer Zeit von 2-Kanal-7Stimmen (ja, ich weiß, gecheatet... orginal konnte der AMiga nur 4)-Audio.
War eine gute Entscheidung von Dir, wie ich finde.
Der 286er war ein bewährter Prozessor, auch wenn oft Witze über ihn gemacht wurden, weil er einen Reset, brauchte, um in den Real-Mode zurückzukehren.
Fun fact: In der damaligen DDR war der 80286 übrigens die letzte große Chipentwicklung gewesen (
U80601)
Oft wurde behauptet, Himem.sys mache den 286er daher langsamer (stimmte übrigens nur Anfangs;
Himem.sys nutze später LOADALL und blieb im Real-Mode).
Und im Real-Mode bzw. unter DOS war er wesentlich schneller als ein 8088 oder NEC V20.
Obwohl der NEC V20 auch Befehle des 8018x bzw. des 286er kannte. Ein 8MHz PC/XT Emulator mit V20 oder gar v30 wäre auch nicht schlecht gewesen, wenn Du dich anderst entschieden hättest.
Der Amiga
Bigfoot29 schrieb:
Und nein, die wenigsten PCs damals hatten eine Soundkarte verbaut.
Das war, anders als beim Amiga, alles nochmal extra Zubehör zum Basis-Set..
Da will ich Dir auch garnicht widersprechen. Der PC von der Stange hatte keine.
Bei Spielern (Neudeutsch "Gamern") wurden aber schnell AdLib-Karten bzw. Klone verbaut.
Das war der Vorgänger des SoundBlasters (AdLib hatte nur einen YM3812 Synthi an Port 388h/389h).
Beim SoundBlaster kam dann noch ein D/A-Wandler und GamePort (+MIDI) dazu.
Die ärmeren unter uns hatten dann nur den Covox-Stecker. Pinball Fantasies und Co. unterstützten den,
da sie Amiga-MODs abspielen (Ironie des Schicksals). Auch gab es TEMU, einen Tandy 3-Voice Emulator.
Damit konnte man dann zumindest Musik in Spielen wie zum Beispiel Leisure Suit Larry oder Kings Quest hören
(Spiel mit /T starten). Unter Windows 3.1 gab es dafür auch einen Treiber, ebenso wie den berühmten Speaker.drv für den PC-Lautsprecher.
Bigfoot29 schrieb:
Übrigens der einzige Grund, im Amiga zu löten war, den Speaker des 286er zum Sprechen zu kriegen. Der war nämlich nicht mit verbaut (oder mitgeliefert), sondern hätte separat gekauft werden müssen oder aber eben tatsächlich an eine Leiste im Amiga gelötet werden müssen.
Ah okay, das wusste ich nicht. Konnte man nicht auch eine ISA-Soundkarte in den Amiga 2000 einstecken ?
Sofern die Software vom Bridgeboard es erlaubt, hätte man dann evtl. zumindest AdLib-Soundeffekte kören können.
Denn AdLib braucht nur wei I/O-Kanäle und keine IRQs/DMAs etc. Der Wahnsinn" kam erst mit SoundBlaster.
Ab SB16/AWE wurde es dann -zugegeben. unnötig kompliziert, weil noch ein zusätzlicher DMA-Kanal gebraucht
wurde, ein IDE/ATAPI-Interface drauf war, eine MPU401 Port 330h belegt und die neueren Karten als Krönung
Plug&Pray benutzen und die furchtbaren Creative-Treiber brauchten.
Mit der SoundBlaster 1.x, 2.0 und Pro war es zuvor noch einfacher. Da gings noch ohne Treiber.
Einfach Jumper (Steckbrücken) setzen und fertig. Meist konnte man sogar die Standardeinstellung lassen:
Auspacken, Einstecken, spielen.
Okay, oft musste man den IRQ ändern. Also von IRQ7 auf IRQ5.
Oder einen Port/DMA-Kanal wechseln, weil irgendeine Zusatz-Steckkarte diesen Kanal bereits benutze.
Bigfoot29 schrieb:
Von funktionierender Sprach-Synthese, preemptives (und heute wieder verwendetes) Multitasking und einem klaren Error-Handling des Amiga will ich da noch gar nicht anfangen. (Auf dem PC schmierte halt schlicht das System weg. Warum durfte man selber debuggen.)
Ja, den Sprachsynthesizer kenne ich.
War eines der Dinge, die ich auf meinem damaligen A500 als erstes ausprobiert hatte.
Erinnerte mich etwas an die Syntbox aus dem Streifen WarGames. In echt wurde damals wohl ein Spezialchip per
seriellen Kabel an den IMSAI 8080 (ein Z80-Rechner mit CP/M) angeschlossen. Evtl. sogar parallel zum Terminal
verdrahtet. Oder so ähnlich. Das war etwas vor meiner Zeit.
Bigfoot29 schrieb:
Beste Grüße und
Danke für das interessante Gespräch,
Joshy337