Gauss schrieb:
Vielen Dank für den Einblick in eure Infrastruktur. Ich bin nur etwas verwundert, warum man ein Setup wählt, welches keine Redundanz bietet, wenn man schon 2 Server hat.
Wir haben vor Kurzem eine Kundeninfrastruktur von 6x "Blech" zu einer auf mehrere Räumlichkeiten verteilten VMWare (4 VMs) Umgebung umgezogen. [...]
Ich glaube die Verteilung auf mehrere Räumlichkeiten wäre in unserem Fall etwas übertrieben. Zumindest hatten wir in den letzten 14 Jahren soweit ich mich erinnern kann keine Netzwerkausfälle, die länger als ein paar Sekunden oder Minuten andauerten – und selbst das war extrem selten. Die Anforderungen mögen andere sein, wenn man einen Shop betreibt, der in der Weihnachtszeit garantiert verfügbar sein muss.
Wie man die Replikation aufsetzt ist denke ich unabhängig von der Frage ob man Virtualisierung nutzt. Wenn wir einen dritten Server dazubuchen würden, dann könnten wir Percona Cluster anstatt eines einfachen Master-Slave- oder Master-Master-Setups nutzen. (Dann sind verschiedene Standorte aber doch von Nachteil, weil der Durchsatz von Percona Cluster wesentlich von der Latenz abhängt, oder?)
OVH haben wir uns nicht angeschaut, aber kurz über das deutsche Preisbrecher-Äquivalent Hetzner nachgedacht. Der heikle Punkt bei Hetzner scheint die Anbindung zu einzelnen großen Providern zu sein. Die Telekom-Kunden unter den eigenen Nutzern kann man zwar mittels
Double Paid Traffic freikaufen, aber dem Hetzner-Forum zu Folge haben auch einzelne Unitymedia-Kunden Probleme (was ich persönlich an meinem Unitymedia-Anschluss nicht bestätigen konnte, aber die Routen können je nach Standort ja komplett verschieden sein). Dass wir in 14 Jahren keinerlei Anbindungsprobleme bei Host Europe / PlusServer / Nimblu hatten hat letztendlich den Ausschlag gegeben, dort zu bleiben.
MarcBesken schrieb:
Mich würde noch interessieren, ob die Active-X Remote Console aus dem iLO keine Option ist, weil man keine Windows Desktops verwendet?
Eine ActiveX-Remote-Konsole gibt es meines Wissens nach nicht, sondern eine .NET-Remote-Konsole. Da ich kein Windows-Nutzer bin, habe ich die nicht ausprobiert und kann nichts dazu sagen.
MarcBesken schrieb:
Außerdem würde mich noch interessieren, warum die beiden HPE DL360 G10 nicht als VMware ESXi Hosts laufen und die Anwendungen innerhalb einer virtuellen Maschine? Hat es an den Kosten für einen zentralen Storage gehapert oder gab es andere Gründe?
Ich versuche das Setup so einfach wie möglich zu halten und freie Software zu nutzen. Wir haben keinen Vollzeit-Admin, sondern die meiste Zeit möchte und muss ich in die Weiterentwicklung der Website stecken. Und so viele verschiedene Anwendungen, die man in Container oder VMs packen könnte, haben wir nicht. Eventuell könnte man Grenzen zwischen nginx + PHP / MySQL / Redis / Sphinx / Postfix ziehen. Ich vermute aber der Wartungsaufwand für die Pflege solcher Container wäre höher und nicht niedriger als eine direkte Installation "auf dem Blech".
Ich sehe, wieso ein dritter Server Sinn machen kann (weil man dann Percona Cluster nutzen kann). Virtualisierung halte ich in unserem Fall aber für nicht unbedingt sinnvoll.
MarcBesken schrieb:
Und zu guter Letzt nochmal eine Frage zum Thema Backup. Wie läuft das bei Euch und mit welcher Software?
Wir erstellen ein tägliches Datenbank-Backup mit Percona XtraBackup, das lokal mit GnuPG verschlüsselt wird und dann in einem S3-Bucket mit Versioning und Lifecycle-Policy landet. Die Zugriffsrechte sind so gesetzt, dass nur die Lifecycle-Policy eine Datei löschen kann. (Der Private-Key zum Entschlüsseln liegt natürlich nicht auf AWS. Er liegt nichtmal auf unseren Servern, denn die brauchen zum Verschlüsseln ja nur den Public-Key.)
Die vielen Millionen kleinen und ohnehin öffentlichen Dateien (Bilder, Forum-Anhänge, ...) werden täglich mit den awscli-Tools in ein S3-Bucket gesynct.
zivilist schrieb:
@Steffen: Wird weiterhin EXT4 genutzt oder wurde beispielsweise auf BTRFS umgestiegen?!
ext4. btrfs war mir zu heikel. Vielleicht hätte es aber Sinn, zwar nicht für die Datenbank aber zum Speichern der erwähnten vielen Millionen kleinen Dateien btrfs zu nutzen. Weiter oben hatte jemand erwähnt, dass man damit eventuell eine Synchronisierungslösung bauen könnte.
IIIIIIIIIIIIIII schrieb:
Mich würde interessieren welche Systeme verglichen und gestetet wurden.
Ich habe gehört die Oracle Database Appliance Familie hat viel Automatik vorintegriert und Dell ist auch nicht schlecht.
Unser Provider bietet nur HPE-Server an. Weil die Technik hier weitgehend eine One-Man-Show ist, ist Vieles auch eine Zeitfrage.