Creeping.Death schrieb:
Was ich aber sicher sagen kann ist, dass ein CEO einer Firma von Intels Größe in einem Jahr die Sachen nicht ins Lot bringen kann.
Was meinst Du mit ins Lot bringen?
In der Halbleiterindustrie braucht es Jahre bis ein grundlegend neues Produkt auf den Markt kommen kann. Nur hat niemand die Zeit abzuwarten, ob die Produkte wirklich gut sind und zweitens wird der CEO nicht am Produkt gemessen sondern am finanziellen Ergebnis.
Creeping.Death schrieb:
Gelsinger ist erst seit Februar 2021 wieder bei Intel. Ab 2023 kann man dann sehen, ob es funktioniert oder nicht.
Wieso ab 2023? Politikern gibt man 100 Tage.
Bei CEOs läuft es gewöhnlich so:
- Wenn sie von außen kommen sie stellen sich ihren Stab zusammen
- Sie schauen mit ihren Stab die Zahlen der Firma genau an.
- Sie und ihr Stab reden mit den Führungskräften auf den oberen Ebenen.
- Sie überprüfen die strategische Planung des Unternehmen und passen sie ggf an
- Sie legen die Marschroute für die Firma fest
Und dann kommt die Phase während der die Grausamkeiten begangen werden. Führungskräfte denen der Stab nicht vertraut oder denen der Stab ihre Aufgabe nicht zutraut werden gefeuert oder zurückgestuft. Geschäftsfelder die nicht mehr in die strategische Planung passen werden verkauft oder dichtgemacht. Diese Phase muss möglichst kurz gehalten werden.
In den ersten Quartalen werden möglichst viele Altlasten in den Bilanzen bereinigt und Risiken durch Rückstellungen abgedeckt. Deshalb sehen die Zahlen oft sehr schlecht aus. Aber das entscheidende ist, man sieht anschließend eine Verbesserung. Auch wenn sie vorerst nun auf dem Papier stattfindet
Und somit war es ein grotesker Fehler von Pat Gelsinger 3D XPoint nicht schon letztes Jahr zu beerdigen. 3D XPoint war beim Intel Analyst Day keine Erwähnung wert. Als das auffiel und daraus die richtigen Schlüsse gezogen wurden kam ein halbherzige Dementi. Man könnte beinahe den Eindruck bekommen, er und sein Stab haben 3D XPoint übersehen.
Die Schonzeit für Pat Gelsinger war spätestens mit seinem dummen Spruch "AMD ist im Rückspiegel, und wird dort bleiben" beendet. Dumm weil jeder wusste, dass dies nicht der Fall ist. Intel benötigt auf dem Servermarkt noch Jahre, um AMD etwas entgegen zu setzen.
In dem Moment als er Alder Lake zu seinem Kind gemacht hat, war alles was nach diesen Zeitpunkt passierte seins.
Die Hinweise auf bad execution wirken für mich sehr einstudiert und sind nur der Versuch das Offensichtliche zuerst zu nennen, damit es möglichst schnell vom tisch kommt.
Ich habe die Mitschrift zu Quartalspressekonferenz nur an einigen Stellen gelesen. Das war alles andere als gut, wie er da aufgetreten ist. Ich denke er hat das Talent sich Feinde zu machen und überschätzt seine Position und die von Intel maßlos.
Wie bescheuert muss man sein in derselben Pressekonferenz den Chip Act zu loben, der für Intel einige Milliarden USD an Subventionen bringen wird und dann lauthals zu verkünden dass die Dividende nicht angepasst wird.
Edit:
Bei vielen Aussagen habe ich das Gefühl dass da einer zurückkommt und das alte Intel an das er sich erinnert nicht mehr wiederfindet. Er will das alte Intel zurück. Aber erst ist in seinen Aussagen sehr fahrlässig. Vieles lässt sich im Grunde auf den Vorwurf an seine Leute zu verstehen, dass sie nicht mehr so zielorientiert arbeiten wie früher. Und wenn das die Leute bei Intel so verstehen sollte, gute Nacht.
Bei allen Lobhudeleien auf Pat Gelsinger und das alte Intel wird gerne der Pentium IV übersehen. Im Grunde hat damals eine kleine Designabteilung in Israel Intel den Arsch gerettet. Die haben mit dem Core ein klasse Design geliefert und die damit Basis des Erfolgs der nächsten 10, 15 Jahre gelegt.