Wer diese "Idee" garnicht so doof findet und irgendwelche Mautvergleiche heranzieht hat das Internet in seiner Gänze nicht verstanden und sich schon längst von den Nebelkerzen der Telcos ablenken lassen.
Als Contentanbieter zahlst Du für den Standort und die Anbindung des Standortes. Wenn ich jetzt einen Streamingdienst starte, muss ich die Hardware kaufen oder mieten und sie in einem RZ unterbringen, in das ich mich reinmiete oder es selbst baue. Das ist der erste Kostenfaktor auf Anbieterseite. Der zweite Kostenfaktor ist der Traffic, denn auch den muss ich bezahlen. Der Trafficmarkt hat sich für den Großteil zwar verbessert (durch Anbieter wie Hetzner z.B., die dem 0815-User seit Jahren Traffic hinterherwerfen, während die Konkurrenz damals noch nur per 10 MB/s im Mittel angebunden hat), aber bei Größenordnungen von Spotify und Netflix muss halt doch noch eine Menge mehr bezahlt werden. Von Individualverträgen und -lösungen mal ganz zu schweigen, für die die Leute auf der anderen Seite (z.B. Telekom) SEHR gerne die Hand aufhalten.
Dann haben wir unsere Internetanbieter wie Vodafone oder Telekom. Absolute Heuchler. Warum? Das Problem ist ganz einfach zu entlarven: Der Traffic im Internet steigt schon seitdem es Traffic gibt stetig an. Das kann man großartig an den Statistiken vom DE-CIX ablesen. Warum heulen Vodafone, Telekom und Co erst jetzt, obwohl der Traffic sich in den letzten 20 Jahren immer wieder verdoppelt hat? Ganz einfach: Man hat jetzt ein Feindbild. Man hat Firmen, auf die man mit dem Finger zeigen kann.
Dass der Traffic eines jeden Haushalts auch ohne Netflix, Youtube und Spotify nach oben gehen würde, wird dabei bewusst unter den Teppich gekehrt. Viel mehr Menschen nutzen PCs, Tablets und Smartphones. Programme wie Firefox, und Discord werden millionenfach heruntergeladen, so auch Apps. Sprachnachrichten, Memes(!), es wird generell VIEL VIEL mehr Inhalt geteilt von VIEL VIEL mehr Endverbrauchern. Während damals nur Du als 16-jähriger Nerd am PC gesessen hast und jede Woche ein Programm heruntergeladen hast und die restliche Zeit über ICQ gechattest hast, gibt es jetzt VIEL mehr Konsumenten. Und das passiert alles abseits von Twitch, Netflix, Spotify, Youtube, etc.
Die Internetanbieter haben schon immer eine für sie sehr großzügige Mischkalkulation ihrer Bandbreite vorgenommen. Sie wollten auch gerne Traffic limitieren, falls ihr Euch daran noch erinnert. Es war ihr Auftrag, das Netz fortwährend auszubauen und es an neue Bedürfnisse anzupassen. Dafür hätte das Geld der letzten 30 Jahre auch ausgereicht, wenn man sich auf seinen Auftrag fokussiert hätte (Dienste bereitstellen, bedarfsgerecht ausbauen). Stattdessen hat man sich aber darauf konzentriert, CEOs und Aktionäre glücklich zu machen. Schaut euch mal an, wieviel Dinge eure Lieblingsprovider so nebenher machen. Was sponsern sie so für Events? Warum tun sie das? Macht die Telekom irgendwelche Konzerte in einem Schwimmbad, weil sie denken dass IRGENDJEMAND dort sie noch nicht kennt? Wer SO VIEL Marketingbudget hat, kann mir nicht erzählen dass er das Geld am andern Ende braucht, weil ja alle bösen Contentanbieter so viel Traffic machen. Vor allem nicht, wenn man den verfickten Ausbau eines ganzen Landes für dreißig Jahre auf minimalster Sparflamme gefahren hat - NACHDEM man ein ganzes Netz GESCHENKT BEKOMMEN HAT!
Alle Contentanbieter zahlen für ihren Teil. Die ISPs hier wollen aber gerne doppelt kassieren und erzählen Euch Halbwahrheiten, damit ihr nicht merkt dass man euch Scheiße erzählt. Wenn die ISPs die letzten 30 Jahre konsequent ausgebaut hätten, wären Peering- und Bandbreitenprobleme kein Gesprächsthema mehr. Sie haben FÜRSTLICH Geld kassiert und tun das zum Teil auch noch immer. Und - was war sonst noch FÜRSTLICH an Deinem Lieblings-ISP?
Der Support aus Osteuropa in gebrochenem Deutsch? Die Hardware, die bei 100 BT-Verbindungen Suizid begeht, überhitzt oder generell einfach eine absolut beschissene Qualität hat? Der Routerzwang? Die 2 Jahre Mindesvertragslaufzeit? Der Nicht vorhandene oder nur extrem schwer durchsetzbare Anspruch bei schlechter Leistung (jaja, JETZT haben wir das, JETZT!)? Sag mir, was neben den Gebühren für Dein 0815-Internet wirklich gut war? Denn ich finde nichts. Stattdessen haben sie ihren Auftrag wo sie nur konnten vernachlässigt. Sei es der Ausbau, sei es das Peering, sei es der Support, sei es die Hardware.
JETZT baut man überall gleichzeitig aus, nachdem man das 20 Jahre auf die lange Bank geschoben hat und wundert sich: Mensch Berndt, das KOSTET JA GELD!? Und hält sodann die Hand auf, für selbst verschleppten Ausbau? Und ihr findet das gerechtfertigt? Junge, Junge, Junge.