@basti,
Wie so viele aus meinem Umfeld, habe ich mich in einem nahezu euphorischem Elan in teils tage- und nächtelangen Sessions über viele Jahre mit dem Medium PC auseinandergesetzt, mich dabei ständig weiterentwickelt und jede neue Anwendungen(=Möglichkeit) förmlich in mich hinein gesogen. Die Betriebssysteme haben sich in dieser Zeit von klumpigen und zickigen Bithaufen in elegante, stromlinienförmige und in dem Arbeitsfluss immer dienlichere Werkzeuge verwandelt, bis auf jetzt, bis auf Metro.
Die Nutzergruppe in der ich „groß“ geworden bin nimmt jede Veränderung die ihr einen Vorteil bietet, dankbar an. Sie muss, denn schlussendlich verlangt die Konkurrenz den Leuten immer wieder ab mit der Entwicklung mitzuziehen. Fitter als der durchschnittliche Email/Freizeit/Tabletuser sind sie ohnehin, fitter als die Spielekiddis auch, denn das sind/wahren sie ohnehin mal selber. Diese Gruppe ist nicht störrisch der Zukunft gegenüber eingestellt, in keinster Form, sondern nur sehr, sehr kritische, weswegen all das was keinen greifbaren Nutzen bringt, gnadenlos unter den Tisch fällt. Diese Einstellung findet ihre Entsprechung in dem Aussdruck: Form follows Funktion.
Ein Konzept wie Metro, das in seinen jungen Jahren den Anforderungen fortschrittlicher Desktopanwender nicht gewachsen sein kann und scheinbar auch noch gar nicht will und bei dem ein kompromittierender Hybridmodus die Erwachsenwerdphase überbrücken soll? Keine Chance. Die Philosophie von Metro ist ja auch nicht „Form follows Funktion“, Metro folgt einer (noch)Illusion, ein Art„Form follows Idear“. Funktion? Das ist bis dato nur Windows RT, und bis Metro einer fetten Desktopsuit ein wertiges Zuhause bieten wird, einer von diesen Graphik-, Video-, 3D-, CAD, Ingenieur- oder Architekturhämmern, junge, wenn man in Videos sieht wie sich MS schon abmüht ein einfaches Exel in RT zu realisieren, wann soll das denn mit einer dieser Creative Suiten jemals stattfinden? Die Gefahr ist groß dass man hängen bleibt und sich dann noch in 10 Jahren auf den Hybridmodus beruft. Den Bildschirm nur in orthogonale Linien zu unterteilen? Gut und hübsch, aber CI hin oder her, ein schwebendes Fenster, ob in Metro oder ob Metro selber, ist um Größenordnungen funktioneller.
Überhaupt ist eine CI selber doch nur ein Funktionselement des Produkts und hat Grenzen die man damit lieber nicht überschreitet. Wie ist das bei anderen Produkten? Einem Handy, einem Fahrrad, oder einem Auto, einem Audi etwa. Audi hat eine sehr saubere und hochkarätige CI. Perfekte Anzeigen, perfektes Layout. Auch am Wagen, Außenraum wie Innenraum, überall findet man die elegante Sprache der Audidesigner. Allerdings beeinflusst diese Sprache die Funktionen selten und auch dann nur in engen Grenzen, die auf keinen Fall überschritten werden. CW Wert, Position der Funktionselemente wie Rückspiegel oder Lenkrad. Diese Elemente werden von der CI lediglich umspielt und formal ergänzt. Das ist übrigens der schwierigste und fordernste Teil der designerischen Arbeit. Funktion und Design zu einer überzeugenden Einheit zu verschmelzen. MS dagegen ist da nicht so zimperlich. Der für den Arbeitsüberblick so wertvolle und wichtige Fenstermodus wird der CI geopfert, fällt mal eben dieser Idealistischen Zukunftsvision zum Opfer! Die Idee wird zum Gott dem sich die Funktion unterzuordnen hat.
Und ich finde in der Geschichte kein Beispiel in dem das jemals funktioniert hätte, und es macht auch keinen Sinn. Das Potenzial von Metro beschränkt sich für den Desktop bislang auf das stimmige Erscheinungsbild, die klare Symbolsprache und das durchdachte Layout. Die Berührungssensitivität spielt bis zur Entwicklung einer Hardwarelösung deren Eigenschaften man jetzt noch nicht kennt weil sie noch nicht existiert, keine Rolle. Ansonsten repräsentiert der Desktop nicht die Vergangenheit, ganz im Gegenteil! Er bedeutet das fortschrittlichere weil funktionalere Prinzip.
Der Kampf um den Desktop der Zukunft hat für MS nicht einmal begonnen. Im Moment kann das neue System nicht mehr als Fernsehgeräte, Kühlschränke und Tablets bedienen. Du fragst nach einer Lösung für mich? Filter heraus was an der Metroentwicklung an Verwertbaren vorhanden ist. Klarheit, Symbolik und visuelle Stimmigkeit(das ist bei weitem mehr als die Wenigkeit nach der es klingt), und forme daraus ein aufgeräumtes, wieder aufgeräumtes und noch aufgeräumteres „Desktopmetro“ als eine Art großer Bruder des Tabletmetros, dann kommen wir ins Geschäft. Setze die Arbeiten am berührungssensitiven Desktop der Zukunft im Labor fort. Irgendwann werden greifbare und sinnvolle Lösungen die Träume ersetzen. Dann kommen wir auch dort ins Geschäft.
Bis zum Anbruch dieser Zukunft werden mir Classic Shell, Reinmeter & Co meine moderne Desktopplattform versüßen und noch lange am Leben halten.