Caramon2 schrieb:Gentoo wegen des kompilierens, was bei größeren Sachen ungeheuer lange dauern soll (ich kenne es nicht und habe kein Interesse daran) und Solus, weil die wichtige Kernelmodule enfernen:
Ich nutze Gentoo zu Hause nun schon seit 20 Jahren. Mein aktueller Desktop-Rechner zu Hause ist 10 Jahre alt, mit einem i7-4930k und 32GB RAM. Da er schon seit dem Aufbau vollständig mit Wasser gekühlt ist, ist er auch unter Volllast sehr leise, was beim Kompilieren ganz angenehm ist. Dabei kann ich auch problemlos nebenher ein Spiel spielen oder sonst etwas machen, das kompilieren stört dabei nicht.
Ich kann mich absolut nicht beklagen, dass das kompilieren besonders lange dauern würde. Für eine Angabe wie "Lange" hat natürlich jeder eine andere Wahrnehmung. Größere Pakete wie Firefox oder LibreOffice dauern zwar auch bei mir (FF) 33 und (LO) 55 Minuten, aber das ist für mich vollkommen in Ordnung. So oft kommen solche großen Updates nicht vor.
Gentoo nutze ich einfach gerne aus mehreren Gründen:
- Ich finde es sehr angenehm, dass man das System mit den USE-Flags genau nach eigenen Wünschen erstellen kann. Ich habe so nur die Abhängigkeiten an Paketen und Bibliotheken, wie ich sie benötige. Ich kann so sagen, ob ein Program z.B. mit Unterstützung für Samba gebaut werden soll, oder nicht. Wenn ich KDE-Plasma ohne Bluetooth und ohne den "semantischen Desktop" möchte, dann wird er auch ohne diese Funktionen gebaut. Und die USE-Flags legt man einmal am Anfang fest und muss sie nur selten ergänzen.
- Ich nutze die sogenannten Live-Ebuilds von KDE-Plasma, KDE-Gears und den KDE-Frameworks. Ich aktualisiere es einmal pro Woche. Damit baut er immer genau den Stand, welchen die Entwickler im Moment im Entwicklungs-Repo veröffentlicht haben. Es werden aber automatisch nur die Pakete neu gebaut, bei denen sich auch etwas geändert hat. Ich verfolge gerne Live die Entwicklung. Dabei läuft aber immer alles Stabil, ich kann jederzeit ganz normal arbeiten.
- Beim Update von den ganzen Bibliotheken, den shared libraries, behält Gentoo automatisch immer die alte Version, bis kein installiertes Programm mehr die alte Version benötigt. Das ärgert mich als bei Arch-Linux, dass z.B. "SSSD" (brauche ich für den Login im Active Directory am Computer in der Firma) auf eine neue Version aktualisiert wird, aber andere Programme, welche von SSSD abhängig sind, noch nicht mit der neuen Version kompliert und veröffentlicht wurden. So habe ich bei Arch-Linux im Büro hin und wieder das Problem, dass ich mich mit dem AD-Konto nicht mehr anmelden kann. Dann muss ich händisch die alten Bibliotheken vor dem Update wieder einspielen. Kommt zwar "nur" 1-2 mal im Jahr vor, ist aber etwas ärgerlich.
- Sobald ein neuer Kernel erscheint, habe ich es eigentlich immer an demselben Tag noch am Laufen.
- Neue Versionen eines Pakets zu erstellen, sofern Gentoo diese noch nicht im Repo hat, ist meist sehr einfach.
- Bei 20 Jahren guter Erfahrung mit einem System bleibt man auch gerne bei so etwas.