Natürlich ist der M1 gemessen an den dicken intel und AMD Prozessoren erst mal ganz weit abgeschlagen. Aber Apple geht es um etwas ganz anderes.
Ich erinnere mich an Steve Jobbs iphone Präsentation, in der er sagte, dass sein Credo ist "guys who are serious about software should build their own hardware". Denn im Kern geht es um bestimmte Funktionen und Möglichkeiten, die Software abbilden soll, für die es eine geeignete Hardware benötigt.
Ähnlich äußerte sich vor kurzen ein AMD Manager in einem Interview, der sinngemäß sagte, dass AMD nur Funktionen derzeit in Hardware gießen will, die dann auch von der Breite der Software genutzt werden. Die Kosten von Hardware, deren Funktionen in Software nicht abgerufen werden, sind exorbitant. Als Beispiele dienten intels Implementation von AVX 512 oder wie ich meine könnte man auch die erste Generation von nvidias Raytraycing nennen.
Der Punkt ist, dass man anhand der geforderten Software Lösung entsprechend geeignete Hardware bauen sollte.
Der klassische PC ist ein Computer aus verschiedensten Bauteilen unterschiedlichere Hersteller und x86 ist ein General Purpose Befehlssatz deren Hardware-Implementierungen immer die Eierlegende Wollmichsau seien sollen. Ryzen im Laptop als APU im Laptop soll zwar nur 15W TDP haben, aber bitte genauso schnell wie Threadripper bei 300W TDP - ach und Batterielaufzeit bitte von mind. 48 Std. wenn man Youtube damit schaut.
Sicher hat Apple mit seiner Präsentation so ziemlich genau gar nichts an tatsächlicher Performance verraten. Spannend ist jedoch deren Ansatz alles auf ein SoC zu knallen, vom bigLITTLE über GPU hin zu KI-Kernen zusammen mit Memory-Controller und reichlich I/O Schnittstellen. Und sie müssen das nicht wie z.B. AMD machen, um abzuwarten welche Software daraus Nutzen ziehen wird. Der M1 wurde gezielt für die Software entwickelt, die Apple vor hat zu entwickeln, d.h. er wurde für die Software Bedarfe von Apple entwickelt. Denn Apple kontrolliert sein eigenes Software Ökosystem und kann und wird Software anbieten, die gezielt die Funktionen des M1 Chips voll ausreizen können.
Hier zeigt sich der Vorteil von "guys who are serious about software should build their own hardware". Man muss nicht Hardware Funktionen auf gut Glück entwickeln, wie damals Googles Spaghetti Strategie für weitere Tools "throw against the wall and see what sticks", sondern kann für die Software hochgradig optimierte Hardware bereitstellen.
Sicher, der erste Eindruck, es handle sich doch nur um eine mobile Twitter Schreibmaschine, ist wenig dazu geeignet die Vorteile des M1 und folgendem Silizium von Apple herauszuarbeiten, aber ich bin gespannt, was uns Apple noch an Gestaltungräumen und Möglichkeiten anbieten wird. Den Weg, den sie nun eingeschlagen haben, ermöglicht ihnen Vorteile in Workflows darzustellen, wie sind in der Windows Welt schlichtweg nicht möglich sind. Sie haben es mit OSX, ipod und iphone ja schon einmal bewiesen, dass sie es können und bei keinem hatte man bei der originären Vorstellung dieser Produkte geglaubt, dass neben dem Marketing Bla bla wirklich tatsächlich sich eine radikale "disruptive" Innovation dahinter verbirgt.
Geben wir Apple doch mal 1 Jahr Zeit. Ich bin mir sicher, Windows wird strampeln und sich strecken, um die Funktionen, die Apple vorlegen wird irgendwie dann auch abgebildet zu bekommen. Dass die Reise dahingeht, sehen wir ja auch mit intels XPU Initiative, die bis dato im Gegensatz zu Apple ja noch wenig konkret daherkommt.