crackett schrieb:
… Sprich, eine beachtliche Anzahl von Leuten hat gar nicht die Wahl, ob sie ein Auto wollen oder nicht - sie brauchen eins.
Ich dachte, dass der von dir zitierte Beitrag mehr darum ging, dass Autos vor 10 Jahren noch mehr darauf ausgelegt waren Dinge ökonomisch und möglichst angenehm von A nach B zu bringen. Ich hatte es so verstanden, dass er damit genau das gleiche aussagen wollte, wie du, es nur ironischer ausdrücken wollte (vielleicht habe ich ihn aber auch falsch verstanden und würde mich dann deiner Aussage ganz direkt anschließen).
In der letzten Zeit laufen einem immer mehr Modelle über den Weg, die so tun, als müsste man gar nicht mehr fahren, die ein riesiges, fest eingebautes Entertainmentsystem an Board haben, was nach 5 Jahren sicher nicht mehr wirklich modern ist, weil Technik normalerweise kürzere Zyklen als Autos hat, aber gleichzeitig ist dann auch noch der Preis stark gestiegen.
Vor allen Dingen haben die ein System für lange Reisen an Bord, ohne wirklich lange fahren zu können.
Ähnliche Aussagen gab es schon vor 12 Jahren, als immer von den guten Autos aus den 80ern gesprochen wurde, die viel günstiger waren. Wie auch damals kann man sagen, dass sich vieles weiterentwickelt hat und einige Systeme davon auch wirklich helfen.
Ein Bildschirm, der so groß ist, dass die Funktion der Klimaanlage eingeschränkt wird, Buttons, die man während der Fahrt bedienen sollte, die aber aufgrund von Touch-Oberflächen nicht mehr ertastbar sind, potentiell eher schwerer ablesbare Instrumente und das gegen einen deutlichen Aufpreis, das sorgt vielleicht schon für das Gefühl:
Es werden nicht mehr die Autos gebaut, die gebraucht werden.
Das Problem mit dem Ressourcenverbrauch und teilweise weltfremden Lösungen gibt es ja auch schon seit langer Zeit.
1979 gab es hier z.B. während eines ARD-Brennpunktes einen Beitrag zum Colani Auto, praktisch einem Liegefahrrad mit 4 Rädern (Zeitstempel 50:50 für die nächsten 3 Minuten):
Hier sieht man, was ein Opelarbeiter dann dazu zu sagen hat (54:57):
Der Vorschlag ein Auto zu entwickeln, was eher ein Fahrrad ist, wurde nicht sehr gut angenommen als Ersatz für das Hauptauto.
Ich bin überzeugt davon, dass es Wege gibt, um ressourcenschonendere Autos zu produzieren, aber gleichzeitig darf es nicht auf Kosten der Nutzbarkeit gehen. Nutzbarkeit ist sicher nicht, dass das Auto über 160km/h fahren muss oder in <6 Sekunden von 0 auf 100km/h kommt,
aber ohne Zuladung, ein Verkehrshindernis und crashtesttechnisch fast schon eine Todesfalle sollte das Auto nicht sein. Bei einigen Autos hat man dann auch das Gefühl, dasss sie nur aus gesetzgeberischen Zwängen entwickelt wurden.
Zumindest so ähnlich hatte ich den Beitrag interpretiert, vielleicht habe ich da aber auch zu viel hineininterpretiert und ich glaube, es gibt genug Leute, die es cool finden, wenn das Armaturenbrett aussieht, wie von Picasso designt. Ein Kollege meinte auch, dass es ihm egal wäre wie schlecht sein Auto fahrbar wäre, weil das auf langen Strecken eh selbstständig fahren würde (vielleicht bin ich zu alt geworden und habe irgend eine Entwicklung verpasst).
Lustig zu sehen ist dann auch, dass vor 10 Jahren gesagt wurde, dass die amikanischen Autokonzerne am Markt vorbei entwickeln, weil sie viele SUVs und Pickups anbieten. Scheinbar bieten sie jetzt nur noch SUVs und Pickups an und scheinen damit richtig gut zu fahren.
Ich frage mich, ob das in Europa jetzt auch so kommt, ob das nur ein Eindruck wegen der Chipkrise ist oder temporär, weil es (noch) keine (sehr) günstigen Elektroautos gibt, die mit den Fahrdaten entsprechender Verbrenner mithalten können.
Genug Verbrenner fahren quer durch Deutschland mit atemberaubender Geschwindigkeit und das gebraucht für den Preis eines Twizy, bei dem es die Türen optional gibt.
Weil ich mit Akkus privat immer eher schlechte Erfahrungen gemacht habe, frage ich mich, wie der Markt gebrauchter e-Autos sich bald entwickeln wird, solange Akkus noch nicht günstig sind.
Vielleicht muss man sich die Gesetzgebung nochmal ganz genau anschauen, wie man das auch steuerlich in die richtigen Bahnen lenken kann und ob falsche Anreize geschaffen werden. Weil wenn bei uns am Ende Dreiräder auf der Straße fahen (wie ein Reliant Robin), dann hat keiner etwas davon und man verschwendet am Ende nur Geld und Sicherheit. Für solche Autos ist Europa inzwischen zu reich, das müssen wir uns nicht mehr antun. Auf der anderen Seite gibt es garantiert gute Autos mit 4 Rädern, die auch mehr Ressourcen schonen können und die Bedürfnisse der Käufer erfüllen.
Besteht da eigentlich die Möglichkeit, dass es im Moment durch die Flottenverbrauchsgrenzwerte mit Einbeziehung des Durchschnittsgewichts auch Anreize gibt, um besonders schwere E-Autos zu produzieren, damit man CO2 Budget für Verbrennungsautos frei hat? Weil manchmal fühlt es sich an, als gäbe es nur noch die ganz schweren und dann die ganz leichten Autos und die "normalen" Autos werden weniger.
Auf alle Fälle mag ich auch Luxus, aber irgendwie weiß ich nicht, warum meine Heckklappe elektronisch auf und zugehen muss (wenn es gratis ist, würde ich es nehmen, vielleicht habe ich da den Sinn auch noch nicht erkannt, weil ich es nicht habe)