Chesterfield schrieb:
@GSXArne rudimentär haben wir unseren Wohlstand nach dem Krieg der „Ölverseuchung, in deiner Wortwahl“ zu verdanken . Worin waren wir denn in den letzte. 70 Jahren gut? In Solaranlage bauen und batterietechnik?? Wohl kaum.
Ah doch. Genau darin waren wir gut.
Ist natürlich komplex solche Entwicklungen über Jahrzehnte prägnant zusammen zu fassen, aber ich versuche es.
- Solarindustrie waren wir Weltmarktführer (technisch wie auch vom Volumen) mit Produktion in Deutschland [
https://de.wikipedia.org/wiki/Solar_Valley]
- die Regierung Merkel hat die Einspeiseregelung derart kastriert dass sich Solar in Deutschland wirtschaftlich nicht mehr gelohnt hat weswegen alles zusammen gebrochen ist. Klar, mit viel Solar hätten wir das russische Gas nicht mehr gebraucht, eine Entwicklung die wir jetzt zu schnell durchführen und dafür wirtschaftlich eben auf den Deckel bekommen [
https://www.focus.de/earth/rueckkeh...h-aus-dem-merkel-tief-boomt_id_202430791.html - ich weiß, Fokus, aber wenn sogar das CSU-Blatt kritisch über Merkel schreibt...]
Windkraft ist komplexer. Auch da waren wir führend [
https://de.wikipedia.org/wiki/Growian - z.B.] am Ende haben wir Deutschen uns das aber selbst kaputt reguliert und weg gemeckert. Solange sich zum Beispiel Bayern hinstellt und Windkraft nahezu verbietet weil ja die pittoreske Aussicht kaputt geht (aber Atomkraftwerke sind anscheinend viel hübscher, die will Söder nämlich haben) und anderes Gemecker, geht der Markt in Deutschland halt kaputt.
Generell war ja der Trend der 90er/2000er dass wir erfolgreiche deutsche Firmen aufspalten und verkloppen, auch in der Branche (Siemens Gamesa zum Beispiel) haben wir mittlerweile kaum noch Wertschöpfung im Land.
Auch Batterien sind diffizil zu betrachten. Wir hatten durchweg mit die ersten BEVs im Einsatz (VW, Daimler und BMW hatten schon in den 90ern kleinere Flotten an Hybrid, BEV und Brennstoffzellen-Fahrzeugen im Einsatz) und auch früh erste rein elektrische Fahrzeuge (auch hier zu Beginn häufig nur für den Flottenbetrieb) wie zum Beispiel den Smart.
Die Batterien dafür kamen von
https://de.wikipedia.org/wiki/Accumotive, in der Praxis hat Mercedes sich seine Akkus damals selbst entwickelt und gebaut, von der Zelle bis zum package.
Lustig ist auch die Tesla-Episode, Mercedes kaufte so 9,1% an Tesla, dafür hat Tesla Batterie, Management (und evtl Motor) für den Smart entwickelt. Das war in der Praxis aber ziemlicher Mist, teuer und fehleranfällig so dass bei der nächsten Modellpflege direkt wieder auf eigene Komponenten von Accumotive gesetzt worden ist. Und die Tesla-Aktien wurden über die Zeit verkloppt.
Auch BMW war bei eigenen Akkus stark involviert, vor zehn Jahren fehlte aber der Markt dass die Firmen ihre eigene Zellproduktion aufziehen. Also haben sich BMW und Mercedes zusammen getan - und bei VW angefragt ob eine gemeinsame Zellproduktion vorstellbar wäre da so schon zum damaligen Zeitpunkt das ganze halbwegs wirtschaftlich war.
VW hat gesagt "HAHAHA IHR DEPPEN, WIR HABEN DIESEL!" - der Rest ist Geschichte. Mercedes und BMW machten fortan wieder zunehmend ihr eigenes Ding und damit recht erfolgreich.
VW hatte später dann ziemlich schnell Panik (war da was mit Diesel?) und buttert seit dem Milliarden in jede Firma und Kooperation welche helfen könnte dass VW wieder bei BEVs mitspielen kann.
Bin gespannt ob wir in diesem Jahrzehnt noch einen VW mit solid state Akku aus eigener Produktion sehen oder ob VW weiterhin zukauft...