andy_m4
Admiral
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Das ist mindestens mal sehr merkwürdig formuliert.Y-Chromosome schrieb:Laut GPL ist man nur verpflichtet die Sourcen herauszugeben, wenn man auch die Binärpakete liefert.
Im Grunde ist es mit der GPL nicht anders wie mit jedweder anderen Lizenz auch. Du hast ein Lizenzgeber und ein Lizenznehmer. Und die GPL sagt halt, Du darfst die Software modifizieren, weitergeben usw. und wenn Du sie aber weiter gibst, musst Du die Quellen mitgeben. Völlig unerheblich, ob Du sie darüber hinaus noch als Binärpaket rausgibst oder auf T-Shirts gedruckt oder weiß der Geier wie.
Wichtig ist halt, das ist eine Sache zwischen Lizenznehmer und Lizenzgeber. Der Source muss nur an den weiter gegeben werden, der die Software quasi lizenziert. Das ist sicher das, was Du meintest.
Allerdings hat jeder, der die Software bekommt gemäß der GPL bestimmte Rechte. Unter anderem, die Software weiter zu verbreiten. Der kann die dann also nach Herzenlust jedem Beliebigen geben.
Durch den Umstand ist Open-Source-Software in der Praxis ja i.d.R. auch "öffentlich" (sprich: für jedermann zugänglich).
Es geht ja auch gar nicht um die Software ansich. Es geht um die Source-Packages. Das sind, grob gesagt,: Ja. Der Quelltext aber vor allem zusätzlich alle Informationen/Daten die benötigt werden, um ein Binärpaket (RPM) zu bauen.Y-Chromosome schrieb:Das ist aber hier nicht der Fall. Kurzum, das könnte leider legal sein.
Was hat Redhat gemacht? Zwei Dinge.
Redhat hat ein Repository für die Source-Packages und das stand bisher allen offen und das soll jetzt nur noch für die Lizenznehmer offen stehen. So weit, so gut und natürlich auch völlig im Einklang mit der GPL.
Das sorgt vielleicht für Aufregung, ist aber nicht der eigentlich problematische Teil
Denn das ist ja nur ein Schritt. Der allein reicht ja nicht, wenn man die Dritt-Nutzung (durch RHEL-Klone) einschränken will. Weil dann reicht ja (wie eben beschrieben) nur ein Subscriber/Lizenznehmer der die Source-Packages weiter gibt. Redhat muss also noch darüber hinaus verbieten, das die Source-Packages von Subscribern weiter gegeben werden.
Das ist der eigentlich problematische Punkt. Und damit einhergehend natürlich auch die Frage, ob das so legal ist oder nicht. Und das mündet dann sozusagen in die Frage: Ist ein Source-Package ein vom jeweiligen GPLed Quelltext abgeleitetes Werk oder nicht. Falls ja, dann darf Redhat natürlich nicht die Weitergabe von Source-Packages verbieten. Falls nein, dann schon.
Das es die GPL verletzt würde ich erst mal verneinen. Aber da kann vielleicht noch wer anders was zu sagen.
Was bedeutet das für die RHEL-Klone wie AlmaLinux, RockyLinux und wie sie alle heißen?
Na es muss nicht das Aus bedeuten. Wie gesagt. Die Software selbst ist ja frei. Und auch wenn Redhat da Patches einbaut, weil sie irgendwie Sicherheitslücken oder Bugs fixt, dann unterliegen die ja bei GPL-Software halt der GPL.
Diese Patches kann Redhat nicht "wegschließen" oder besser gesagt: Die Weitergabe untersagen.
Denn das wäre ein sehr sehr eindeutiger GPL-Verstoß.
Bleiben noch die Informationen zum Bau der Pakete. Möglicherweise ist es rechtlich haltbar, das man die Source-Packages nicht einfach weiter geben darf. Es wird aber nur schwerlich zu verhindern sein, das sich das jemand anguckt und einfach nach macht (ohne es nur zu kopieren).
Was Redhat damit in erster Konsequenz bewirkt, ist den Aufwand zu erhöhen, ihr RHEL nachzubauen.
Ist alles schon ein bissl komplex. So wirklich komplex wird die Geschichte dadurch, das man ja nicht nur GPL-Software hat. So lässt ja z.B. die BSD-Lizenz noch ein paar mehr Möglichkeiten zu die Daumenschrauben anzuziehen. Und die RHEL-Klone leben ja davon, das sie 100% RHEL-kompatibel sind. Wenn da einige Pakete fehlen, weil Redhat diesbezüglich nichts mehr raus gibt, spätestens dann wirds schwierig.
Insofern hat der Schritt auch eine starke Signalwirkung. Selbst wenn es AlmaLinux und Co jetzt noch möglich ist, weiter ihr Klon abzubieten, so kann es damit auch ganz schnell vorbei sein. Das sollte spätestens jetzt jedem klar sein.