NarzissOne schrieb:
Und Star Citizen kann man am ehesten mit Spielen wie Battlefield 4 vergleichen. Und BF4 kann auf die eigene Engine zurückgreifen und muss keine Lizenzgebühren zahlen. Deswegen sind die 40 Millionen von SC nicht übermäßig viel.
Außerdem hat sich die Frostbite-Engine quasi von alleine entwickelt, ohne irgendwelche Kosten zu verursachen.
Seit SW:TOR and GTA5 scheint die Expertenmeinung zu sein, dass man mit 40 Millionen USD gerade mal ein "Flappy Bird" entwickeln kann. Tatsächlich kosten aber die meisten Spiele deutlich weniger als 40 Millionen USD.
Ein Publisher hat viel größere Kosten als ein kleine Entwicklerschmiede, die sich auf ein Spiel fokussiert. Ein Publisher hat immense Kosten für Lizenzen, Mitarbeiter, Marketing(!), Distribution(!!!), Administration-Overhead und oft auch professional Voice-Acting in vier bis fünf Sprachen. Und diese Kosten tauchen in den Entwicklungsbudgets auf. Wo auch sonst? Schließlich werden die Kosten über die Spieleverkäufe wieder rein geholt. Ich habe noch keinen Publisher gesehen, der in seinen Geschäftsberichten vermerkt hat, im abgelaufenen Fiskaljahr 500 bis 1000 Millionen USD für Marketing, Distribution und sekundäre Mitarbeiter verpulvert zu haben.
CIG hat 200+ Mitarbeiter in die Entwicklung des Spieles eingebunden. Die Hälfte davon wird nicht direkt von CIG beschäftigt. Activision würde die meisten Mitarbeiter direkt beschäftigen, und viele Mitarbeiter wären schon seit Jahren bei Activision, mit entsprechenden Anpassungen beim Gehalt. Da gehen schon mal einige Millionen USD über die Entwicklungszeit verloren. Und zwar hätte Activision wahrscheinlich geringere Lizenzkosten für die Engine und die diversen Technologien, die zum Einsatz kommen, aber Activision müsste diese Technologien erst einmal entwickeln.
Ein Multi-Plattform Publisher wie Activision leistet sich dutzende Entwicklungstems, die an Spielen und Technologien arbeiten. Da fallen gewaltige Kosten an, die in den Entwicklungsbudgets wiedergespiegelt werden. Und ein Publisher muss die vielen Teams und Niederlassungen vernetzen und am Laufen halten.
Ich habe während des Studiums bei einem großen Publisher gejobbt. Wir hatten 150 Mitarbeiter am Standort, wenn ich mich recht entsinne. 100 davon hatten mit der Spiele-Entwicklung gar nichts zu tun. Das war nur Marketing, Distribution, Support und Management für den hiesigen Markt. Und jeder Markt mit vergleichbarer Größe hatte ein Niederlassung von vergleichbarer Größe, während in kleineren Ländern zumindest ein Dutzend Mitarbeiter die Stellung gehalten haben. Ein großer Publisher beschäftigt weltweit tausende Mitarbeiter, die mit der Spiele-Entwicklung nichts zu tun haben und sich nur darum kümmern, dass die Spiele auf dem hiesigen Markt vermarktet und verkauft werden. Mal abgesehen davon, dass jeder Standort auch eine Buchhaltung benötigt. Auch diese Kosten schlagen sich in den Budgets nieder.
CIG hat vier permanente Standorte mit insgesamt 100+ Mitarbeitern (damit ist CIG kleiner als die Deutschland-Niederlassung des Publishers, für den ich gearbeitet habe). Die meisten dieser Mitarbeiter arbeiten tatsächlich am Spiel. Außerdem ist CIG ein junges Unternehmen. Bisher dürften sich Gehalts-Anpassungen in Grenzen gehalten haben, wenn sie denn überhaupt statt gefunden haben.
Die Ausgaben für das Marketing sind außerdem überaus überschaubar und werden zudem durch die Abonnements weitestgehend abgedeckt (die übrigens nicht im Gesamt-Budget genannt werden). Außerdem sind die Kosten für die Distribution des Spieles sehr gering, da das Spiel lediglich als digitaler Download vertrieben wird. CIG muss nicht Millionen Datenträger pressen, in einigen Dutzend Ländern in die Läden bringen und dabei auf jeder Etappe einen Groß- oder Einzelhändler bezahlen.
Da ist ein Großteil des Budgets für GTA5 verschwunden: Für Marketing und Distribution sowie Lizenzen und immense Personalkosten. CIG hält die Kosten für Marketing und Distribution sehr gering und vor allem weitestgehend aus dem Entwicklungs-Budget heraus. Zudem fallen die Personalkosten sehr viel geringer aus. Chris Roberts hat nicht gelogen, als er gesagt hat, dass jedem Dollar drei mal mehr für die Entwicklung des Spieles übrig bleibt, als dies für einen großen Publisher der Fall wäre. In diesem Sinne spielt CIG bereits in einer Liga mit Battlefield 4. SW:TOR und GTA5. Und während ich diese Zeilen schreibe, nimmt CIG weiterhin fleißig Geld ein.
@Herdware
Man kann getrost davon ausgehen, dass "Star Citizen" bei Release auf Augenhöhe mit "Guild Wars 2" sein wird. Natürlich ist das alles etwas schwierig zu beurteilen, da die Grenzen zwischen Pledges, Vorbestellungen und Retail-Verkäufen fließen verlaufen, aber ohne Zweifel haben wir bisher nur den Teil des Eisberges gesehen, der über dem Wasser liegt. Wenn das Spiel erst einmal dem Release nahe gekommen sein wird, wird die Post richtig abgehen. Und nicht zu vergessen ist, dass bei Weitem nicht alle "Star Citizen"-Spieler laufende Kosten verursachen werden.