Als ob eine Einstufung der Atomenergie als gruene Energie helfen wuerde die 2030 Klimaziele zu erreichen. Die Argumente der Franzosen dahingehend sind einfach nur fadenscheinig.
Wielange dauert es ein AKW zu planen und zu bauen? Die britischen Reaktoren Hinkley Point C1 und C2 sind seit 2013 in Planung. Baubeginn von C1 war 2018, Fertigstellung ist aktuell fuer 2026 geplant.
Und der Spass kostet laeppische 22,9 Milliarden Pfund, nur fuer den Bau. Ist ja nicht so, das der Atombrennstoff umsonst waere, Betriebskosten fallen an, und von den Entsorgungskosten will ich garnicht erst anfangen.
Die franzoesischen Kraftwerke sind uralt. Etliche der Reaktoren pfeifen im wahrsten Sinne aus dem letzten Loch.
Wenn Frankreichalso weiter auf Atomkraft setzen will, muessen neue Reaktoren gebaut werden. Ohne die Foerderung wohl unbezahlbar. Klar das Frankreich als einflussreiches EU-Mitglied da versucht den gruenen Status durchzudruecken. Das Frankreich Atommacht ist, also Atombomben hat, ist garantiert auch eins der Argumente warum Atomkraft zu Frankreichs DNA gehoeren wuerde. Denn ohne Atommeiler keine Atombombe.
Atomkraft als "gruene" Energie mag sogar stimmen, wenn man ausschliesslich CO2 betrachtet. Aber es ist ein Glueckspiel, insbesondere im dicht besiedelten Europa. Und solange die Endlagerung nicht geklaert ist alleine schon deswegen unverantwortlich. Die Atomunfallgefahr, und die Ermoeglichung der Zweitnutzung (Erbrueten von Atomwaffenmaterial) bei einigen Reaktortypen sind meiner Meinung nach genau so Faktoren die Atomkraft ausschliessen muessten.
Ob Fusion so viel besser ist sei auch mal dahingestellt. Da faellt auch einiges an radioaktiven Materialien an.
Was sind Alternativen?
Zuerst: Solar, Solar, Solar. Es gibt einfach noch so viele Flaechen die ungenutzt sind.
"Agro-Solar", Solarflaechen ueber Aeckern, auf denen bestimmte Kulturpflanzen besser wachsen als im freien Feld, sind in Pilotversuchen, da steckt also ein riesiges Flaechenpotenzial drin.
Offshorewind als Komplementaertechnik. Nutzung auf dem Land sehe ich etwas kritischer, aber da werden wir kurz und mittelfristig wohl nicht drauf verzichten koennen.
Ich glaube beim Wind duerfte es etwas weniger Potenzial geben, aber ich gebe zu dass ich mich in dem Bereich nicht so gut auskenne.
Kombiniert mit Speichertechniken.
Akkuspeicher gibt es schon. Die brauchen allerdings einiges an Platz, und wie das Feuer in Australien gezeigt hat sind die nicht voellig unproblematisch. Der Ressourcenverbrauch der Speicher muss genau betrachtet werden, aber es gibt einige vielversprechende Techniken ohne Litium und andere seltenere Mineralien.
Viel mehr Potenzial haben aber diverse Power2Gas Varianten. Fuer Wasserstoff, fuer den auch ausserhalb der Energiewirtschaft grosser Bedarf da ist. In den Niederlanden wird aktuell getestet wieviel Wasserstoff man der normalen Erdgasversorgung zugefuehrt werden kann ohne das es Probleme gibt. Scheint recht erfolgreich zu sein, 10% gehen wohl ohne jedwede Anpassungen.
Aber auch Methan ist naheliegend: Der groesse Vorteil ist, dass das normalen Gaskraftwerken zugefuehrt werden kann.
Loesungen zum CO2 Abscheiden direkt am "Auspuff" von Kraftwerken gibt es auch. Wenn sowas eingesetzt wird spricht vom Umweltaspekt nicht mehr viel gegen Gaskraftwerke.
Pumpspeicherwerke waeren auch gut geeignet, brauchen aber extrem viel Platz und duerften sich kaum genehmigen lassen. Vielleicht liesse sich da aber noch was in den letzten Braunkohlerevieren machen.
Etliches davon liesse sich sicherlich schneller umsetzen als der Bau neuer AKWs.