Mal ganz abseits von den ganzen Woke Diskussionen, hat mir Staffel 1 noch brauchbar gut gefallen. Es war so verwirrend beim gucken wie zum ersten Mal die Kurzgeschichten im ersten Buch zu lesen und daher auch nicht so einsteigerfreundlich aber auch etwas anspruchsvoller. An der Story haben sie dort auch schon ein wenig an der Originalvorlage rum geschraubt, das war mir aber noch nah genug an der Vorlage.
In Staffel 2 haben sie mich dann aber verloren. Wie Baba Yaga da rein gestrickt wurde und wie das im Zusammenhang mit Yennefers Magieverlust steht hat sich mir anfangs überhaupt nicht erschlossen. Da war ich schwer von Begriff oder es war einfach nur schlecht erzählt 🤷♂️ Die Monolithen, die dann überall zu sein scheinen, aber noch nie Thema waren, wirken so daher geschrieben, wie ein x-beliebig anderer Einfall es auch hätte sein können. Ciris "Kampf" am Ende war mir auch viel zu lang gezogen, bis dann ein "Freundschaft siegt über alles"-Ende ziemlich plötzlich herbeigeführt wurde.
Ich verstehe ja, dass man als Showrunner dem Material auch seinen eigenen Mehrwert mitgeben möchte, um einen Eindruck zu hinterlassen nicht einfach nur eine Story kopiert zu haben, aber ich würde mal sagen ü70% der Zielgruppe lieben die originale Story, da brauchen sie sich über den Backlash nicht wundern. Staffel 3... wenn ich mal nix zum Gucken habe, schaue ich es mir an, wie Cavill sich als Geralt durch das Drehbuch schlägt.
In Interviews haben mich die Darstellerinnen von Ciri und Yennefer nicht überzeugt; das klang alles nicht nach Herzblut, sondern einfach nach einem Job. Das finde ich nicht verwerflich, als Fan hätte ich aber gerne Herzblut bei der Umsetzung gesehen, v.a. bei den Hauptdarstellern und mit Henry Cavill hat Herzblut nun die Bühne verlassen.
P.S.
Die Original-Vorlage in einer Serien-Umsetzung besser als sie ist zu machen, kann aber auch funktionieren. Als Beispiel dafür würde ich "The Boyz" anführen. Tiefreichende Attribute wurden für die Show geändert und es passt dennoch alles konsistent zusammen (z.B. braucht MM / Mothers Milk wirklich Muttermilch, um nicht schwächlich zu werden, während dieser Aspekt in der Serie komplett weg fällt und stattdessen Homelander als psychisch gestörte Marotte angehangen wird). Eine Comic-Vorlage zu adaptieren ist vom Story-Tiefgang und der Komplexität aber sicherlich "einfacher" als eine so komplexe Welt aus der Witcher Romanreihe konsistent spannend und sinnvoll neu zu erfinden.