Das gute an dem Kauf ist, dass es keine Überscheidungen gibt. Bei Überschneidungen ist halt 1+1 < 2.
Allerdings gibt es viele Anknüpfungspunkte so dass man sich gegenseitig helfen kann, so dass 1+1 auch ein bisschen größer als 2 sein kann.
Der Zukauf hat für AMD 7 Aspekte:
- TSMC ist in Märkten unterwegs in denen AMD momentan keinen Zugang hat. Wie z. B. Telekommunikationsausrüster und Automobilsektor. AMD verspricht sich über Xilinx einen leichteren Zugang in diese Märkte.
- Xilinx ist sehr stark im Bereich AI. https://www.xilinx.com/applications/megatrends/machine-learning.html https://www.xilinx.com/applications/data-center/video-imaging/video-ai-analytics.html
- Beide Unternehmen arbeiten auch schon jetzt zusammen. In Zukunft kann man mit ROCm auch Xilinx Alveo Beschleuniger-Karten einbinden. So kann man Systeme bauen die spezielle Algorithmen, die sich mit CPU und GPU nicht optimal umsetzen lassen, in einen FPGA verlagert. https://forums.xilinx.com/t5/Xilinx...onverged-ROCm-Runtime-Technology/ba-p/1175091.
- Packaging: Xilinx hat erhebliches Know-How im sogenannten advanced packaging, also in der enge Kopplung einzelner Chips so dass hochinegrierter Baustein entsteht. D. h. in der Weiterführung der Chiplet-Idee. Die aktuelle Umsetzung bei Ryzen und EPYC ist an die Grenze gelangt. Das sieht man am Energieverbrauch des IOD. Beim Packaging ist Xilinx auch Partner von TSMC. https://www.xilinx.com/products/silicon-devices/3dic.html
- Xilinx ist profitabel. Und da der Deal komplett in Aktien abgewickelt wird, bekommt man finanztechnisch mehr Umsatz, mehr Gewinn und Cash dazu. Bezahlen tun dies alleine die Aktionäre über eine weitere Verwässerung.
- Xilinx ist bei FPGAs Markt- und Technologieführer. Intel hat vor Jahren Altera übernommen. AMD überholt also in diesem Markt Intel.
- Da Xilinx auch bei TSMC fertigen lässt erhöht AMD sein Gewicht bei TSMC.
Das Problem ist, dass das nur funktioniert, wenn die Xilinx-Leute an Bord bleiben. Und das geht nur wenn der Zusammenschluss auch für Xilinx Vorteile bringt. D. h. AMD investiert weiterhin in die Xilinxlösungen und bietet auch neue Perspektiven.
Es fällt auf, dass Xilinx nicht nur FPGAs anbietet sondern auch dazu übergeht Lösungen anzubieten, die um diese FPGAs entwickelt werden, siehe AI.
- Das kostet Geld und braucht Resourcen. Da kann ein großes Unternehmen mehr investieren als ein kleines Unternehmen.
- AMD hat ein weites Netz an Partnern, hiervon können in Zukunft auch die Xilinx-Produkte profitieren
Als AMD ATI gekauft hat wurde der Deal mit 4,2 Mrd $ in Cash und 1,2 Mrd $ in Aktien abgewickelt.
Die 4,2 Mrd $ in Cash waren der Mühlstein, der das gemeinsame Unternehmen in den Folgejahren stark belastet hat. Allerdings wäre ein Kauf nur per Aktien damals wohl nicht möglich gewesen.
Wenn AMD den Kauf mit Cash bezahlen müsste, wäre der Kauf für AMD nicht möglich gewesem. Auch nicht wenn "nur" 10 Mrd $ als Cash geflossen wären.
voerden schrieb:
Könnte Xilinx mit seinen Technologie-Schrank AMD dabei helfen, Produkte Richtung "Apple M" zu bauen?
AMD verwendet den in den CPUs den AMD Platform Security Processor (PSP). Dies ist ein Arm-Prozessor.
Xilinx verwendet in seinen FPGA ebenfalls Arm-Kerne. Das heißt intern verwenden beide momentan Arm.
Ich denke nicht, dass AMD in absehbarer Zeit versucht Arm-Prozessoren zu verkaufen. Das hat AMD versucht und eingestellt bevor die Arm-Prozessoren auf den Markt kamen.
Der offzielle Grund der Entscheidung war, dass AMD die Resourcen bündeln musste und dass die installierte Softwarebasis für X86 im Vergleich zu Arm riesig ist.
Ich gehe auch davon aus, dass die AMD-Implementierung von Arm nicht besser als die Konkurrenz (Arm-Prozessoren) war.
Wenn AMD weiter wächst,
könnte AMD in ein paar Jahren das Know-How das für schnelles Ausführen von X86-Code vorhanden ist, auf andere Architekturen übertragen. Aber das geht nicht indem man 2 oder 3 Leute daran setzt. Das kostet viel Geld und Anstrengung. Und es müssen Produkte entstehen die deutlich besser als die Konkurrenz sind, sonst lohnt sich das ganze nicht, siehe oben. Und falls Nvidia tatsächlich Arm kauft, wird AMD definitiv nicht weiter in Arm investieren.
-Ps-Y-cO- schrieb:
Es geht um 110Mrd$ TAM
TO adressable market
ZU Adressierender Markt.
Der zur Verfügung stehende Markt
(Angebot und Nachfrage)
Also Der zur Verfügung stehende Nachfrage-Markt ist 110Mrd$
Der TAM ist eine Größe, die in den AMD-Foliensätzen immer wieder auftaucht.
Dadurch, dass man das Volumen der anvisierten Märkte benennt zeigt man das theoretische Wachstumspotential des Unternehmens auf. Investoren lassen sich durch große Zahlen beeindrucken.
borizb schrieb:
Ich verstehe den Satz nicht. AMD kauft einen Anbieter für 35Mrd der ALLEIN ein Auftragsvolumen
von 110Mrd PRO JAHR mitbringt oder ist es das, was AMD mit Xilinx und allem anderen was sie
haben (Chipsätze, CPU, GPU usw.) dann INSGESAMT adressieren kann?
Und 110Mrd in Aufträgen, was heißt das? Ist das der gesamte Markt, ist das der Martkanteil
von Xilinx oder von Xilinx + AMD? Sind diese Aufträge bereits erteilt und vergeben worden?
Und was sind diese Aufträge in Erträgen bzw. um welche Marge gehts?
Weil 110 Mrd klingt erstmal nach ner Menge, aber für wen genau und was kommt dabei rum?
TAM ist eine Zahl die man gerne Investoren zeigt, wenn man ein Underdog in den Märkten ist.
Seht her wir haben ein riesiges Wachstumspotential.
Es ist ein Potential und hat nichts mit den aktuellen Umsätzen des Unternehmens zu tun.
Und auch nicht mit den zukünftigen.
Für die interne Planung ist diese Größe auch wichtig. Wenn der prognostizierte TAM gleichtbleibt oder wächst ist alles OK. Wenn der prognostizierte TAM schrumpft muss sich ein Unternehmen Gedanken machen. Denn auch ohne neue Wettberwerber wird sich der Wettbewerb verschärfen.
Summerbreeze schrieb:
Es sollte wohl klar sein, das ein Unternehmen, welches für ~35 mrd übernommen wird, keinen Umsatz oder ein Auftragsvolumen von 110 Mrd haben kann.
Die haben aber eine schöne langjährige Netto Umsatzrendite von Grob 25%.
Kann man mit leben.
AMD alleine hat ein TAM 79 Mrd $.
Durch den Zukauf hat soll der TAM um ca 30 Mrd $ wachsen.
Das alleine dürfte die AMD-Aktionäre vom Kauf überzeugt haben.