catch 22 schrieb:
AMD lag nach einem bereits starkem K8 mit den K9 in einem extrem guten 90nm Fertigungsprozess sehr weit vor Intel, die dann den Conroe brachten und der K10 von AMD konnte nicht mithalten, wahrscheinlich auch dann nicht, wenn der 65nm Prozess von AMD nicht so ein Schlag ins Wasser geworden wäre.
Meines Wissens wurde der eigentliche K9 eingestampft und die Dualcore-CPU nachträglich als K9 bezeichnet. Quasi um die Lücke zu füllen.
Dass K10 und vor allem Bulldozer die Erwartungen nicht erfüllten ist unbestritten. Es lag nicht nur an den schlechteren Prozessen mit denen die CPUs gefertigt wurden.
Vor allem Bulldozer kann ich bis heute nicht nachvollziehen. AMD hat darauf gewettet dass die X86-Software auf viele Threads aufgeteilt werden kann und hat dafür viele Integereinheiten bereitgestellt. Allerdings hat AMD darauf diese Intergereinheiten nicht auf hohe Singlecoreleistung ausgelegt. Teil des Problems war die fehlende Bandbreite. Das Ergebnis war, dass Bulldozer bei der Singlecore-Leistung weit zurückfiel. Die mangelnde Spitzenleistung der einzelnen Integereinheiten hat auch die MultiCore-Leistung begrenzt.
Die vorhersehbare Katastrophe für Bulldozer war, dass 2010 die X86-Software kaum multithreadingtauglich war.
catch 22 schrieb:
Die Überzeugung die du hier zeigst, dürfte jener ähneln, die Intel irgendwo in den Jahren nach Sandy Beach an den Tag legte, als sie ein paar Gänge zurück schalteten und die Betriebsblindheit grassieren konnte.
Und es ist die Aufgabe des Managements dafür zu sorgen, dass das Unternehmen nicht in Selbstgefälligkeit verfällt. Ich bin zuversichtlich, dass die aktuelle Führungscrew keine Selbstgefälligkeit bei AMD zulässt.
Der zweite Punkt ist, dass AMD heute im Gegensatz zu den 2000er methologisch komplett anders arbeitet. Anstatt nur an der nächsten CPU zuarbeiten, arbeitet AMD an einer Roadmap, also an mehreren CPU-Generationen. Das Entscheidente dabei ist, dass die Vorentwicklung testet, ob die Konzepte funktionieren oder nicht.
Wird es bei AMD für alle Zeit gut gehen? Sicher nicht. Aber für die absehbare Zeit ist AMD gut aufgestellt.
Deshalb muss AMD keine Firma kaufen, um einen möglichen Einbruch im Kerngeschäft aufzufangen. Und mit der aktuellen Umsatzverteilung wäre Xilinx dazu nicht in der Lage.
catch 22 schrieb:
Warum sollte AMD für 35Mrd$ eine andere Firma kaufen und sich dann selber aufsplitten und aushöhlen, diese Idee von dir verstehe ich nicht und bedarf einer weiterführenden Erläuterung.
Hier war mir ich nicht sicher wie ich Deine Sätze verstehen soll. Deshalb habe ich in meiner Antwort beide Interpretationen aufgenommen. (1. AMD kauft Xilix, um so teuer zu werden, dass niemand AMD kauft und zerlegt, 2. AMD kauft Xilinx, um es zu zerlegen)
catch 22 schrieb:
Zur Erinnerung, du äußerst die Befürchtung, dass AMD sich bei Xilinx wie eine klassische Heuschrecke einkauft, den Laden wie ein x-beliebiger Finanzinvestor aufspaltet und verhökert, mit dieser Aussage
Das habe ich mit keinem Wort in meinem Post erwähnt. Nicht einmal angedeutet. Was ich nach einer langen Liste von Gründen/Vorteilen für AMD geschrieben habe ist, dass AMD die jetzigen Xilinx-Mitarbeiter binden muss.
Es ist nun Mal eine Tatsache, dass die meisten Firmenkäufe im Hightechsektor schlecht enden und einige sogar in einem Debakel enden. Und der Grund liegt daran, dass das eigentliche Kapital, nämlich die Ingenieure und die Softwareentwickler das Unternehmen verlassen. Damit gerät die Weiterentwicklung ins Stocken und die Produkte werden vom Markt nicht mehr so ankommen wie zuvor. D. h. die Marktanteile sinken. Wenn es ganz schlimm läuft, gerät das für viel Geld gekaufte Schmuckstück in die roten Zahlen. Ein Debakel ist dann vollendet, wenn
- die letzten Abteilungen, die aus dem gekauften Unternehmen stammen, dicht gemacht werden.
- die kläglichen Reste des gekauften Unternehmens für einen winzigen Bruchteil der ursprünglichen Kaufpreises abgestoßen werden.
Eine Übernahme beginnt sobald der Kauf abgeschlossen ist. Und sie gelingt nur wenn man die übernommen Mitarbeiter an das neue Unternehmen bindet. Und das gelingt nur, wenn man ihnen Freiräume gibt und weiter in ihre Arbeitsgebiete investiert. Denn nur dann haben die übernommenen Mitarbeiter eine Perspektive und bleiben.
catch 22 schrieb:
Denn diese Investieren nicht, sondern legen den Rotstift an, zerstückeln, entlassen, ziehen Geld raus, hübschen kurzfristig die Zahlen auf und bringen den Laden so nach spätestens nach 3 bis 5 Jahren an die Börse oder verkaufen an den nächsten Finanzinvestor.
AMD ist kein Finanzinvestor, sondern ein Unternehmen das wachsen will. Xilinx soll das Wachstum antreiben. Ich habe ausdrücklich geschrieben, dass AMD auch in die Geschäftsfelder von Xilinx investieren muss, damit das Ziel mit Xilinx zu wachsen auch erreicht wird.
Zum Thema Finanzinvestor/Heuschrecke
Das Problem "ist das Geld raus ziehen". Viele Finanzinvestoren entziehen als erste Maßnahme dem gekauften Unternehmen Geld. Und mit diesem Geld bezahlen sie die alten Besitzer. Im Grunde lassen sich die alten Besitzer mit ihrem eigenen Geld bezahlen.
Häufig muss das gekaufte Unternehmen diese Auszahlung an den neuen Eigener über hohe Kredite finanzieren. Die Zinsen für diese Kredite belasten den Jahresabschluss und führen zu dem von Dir erwähnten Rotstift.
Aber die so wie Du und viele andere das schreiben, kann es nicht funktionieren. Wenn der Finanzinvestor das Unternehmen ausbluten lässt, kann er das Unternehmen 3 bis 5 Jahre später nicht mit Gewinn weiterverkaufen. Jedes Erstsemester BWL erkennt aufgehübschte Bilanzen und Jahresabschlüsse. Und der nächste Finanzinvestor erst recht. Auch das Zerstückeln darf man nicht nur negativ sehen. Manchmal passen Unternehmensteile nicht zum Rest des Unternehmens. Dann entwickeln sich beide nach der Trennung besser.
Es sind Unternehmen vor die Hunde gegangen, nachdem sie von Finanzinvestoren gekauft wurden. Aber es sind noch viel mehr Unternehmen durch Finanzinvestoren neu aufgestellt und neu ausgerichtet worden. So standen bis besser da, als unter dem alten Eigentümer. Aber diese Beispiele eignen sich nicht für Schlagzeilen über Heuschrecken.
Es gibt etwas viel schlimmeres als den Kauf durch Finanzinvestoren. Nämlich den Kauf durch Konkurrenten.
Dabei gibt es garantiert Überschneidungen. Also sind Streichungen vorgezeichnet. Selbst wenn beide Unternehmen gesund sind, gehen Stellen verloren. Und in solchen Situationen gehen oft die guten Mitarbeiter. Ihnen stehen immer Türen offen.
JohnVescoya schrieb:
Quatsch. Die xilinx Übernahme wurde mit den q3 Quartalszahlen bekannt gegeben. Diese Zahlen waren so gut, dass es eigentlich einen ca 30 - 35% Sprung nach oben hätte geben müssen.
Die Quartalsergebnisse in Q4 2020 und Q1 2021 waren noch besser als Q3 2020. Also sind die Kuse jeweils um 35 % gestiegen? Nein
Vom 26. auf den 27. Januar verlor der Kurs 6 $US
Vom 26. auf den 27. April verlor der Kurs 1,5 $US
An diesen Tagen wurden nur die Quartalszahlen veröffentlich. Keine Meldungen die den Kurs hätten drücken können.
JohnVescoya schrieb:
Gleichzeitig gab es aber einen -35% Kursverlust durch die Verwässerung der Aktien. Die Aktie hat sich also am Ende bei null bewegt (cleveres timing). Heißt, kurzfristig haben die AMD Aktionäre 35% verloren.
Zahlen und Übernahme wurden vor Börsenöffnung angekündigt. Der Kursrückgang am 8. Oktober war mit 0,18 $US deutlich kleiner als bei den Bekanntgaben der Zahlen für Q4 2020 und für Q1 2021.
Sorry, was Du schreibst stimmt nicht.
Es gab keinen 35 % Kursanstieg der wegen der Ankündigung der Übernahme durch einen entsprechenden Kursrückgang kompensiert wurde.
JohnVescoya schrieb:
Mittelfristig mal schauen. Ich befürworte die Übernahme und glaube, AMD wird dadurch in Zukunft noch wertvoller. Kurzfristig war das aber ein Wertverlust für die Aktionäre. Die ganzen Bewegungen wurden direkt bei Bekanntgabe eingepreist.
Wenn etwas in die AMD-Aktien eingepreist ist, dann sind es hohe Erwartungen an steigende Umsätze und Gewinne. In einem solchen Umfeld führen gute Zahlen oft zu Gewinnmitnahmen. D. h. Verkäufen und damit zu fallenden Kursen. Und wehe es kommen schlechte Zahlen ...
In den letzten Jahren hat bereits eine massive Verwässerung der AMD-Aktien stattgefunden:
Jahresende 2015: 731 Millionen outstanding shares
Jahresende 2020: 1207 Millionen outstanding shares
Die Zahl 1207 Millionen outstanding shares enthält noch nicht die Aktien, mit denen die Xilinx-Aktionäre bezahlt werden.
Die starke Verwässerung war stets ein Hauptargument gegen die AMD-Aktie.