Gnageseil schrieb:
Aber das ist doch ein Irrtum. Der Westen hat mit dem (Handels)kriege, der ihm im Weg ist. Mit Demokratien hat das erstmal nichts zu tun. Auch andere Diktaturen sind gut für eine Zusammenarbeit, solange es nützt.
Und das ist ganz einfach Heuchelei. Auf der einen Seite den anderen Menschenrechtsverletzungen vorwerfen, auf der anderen mit Golfmonarchien und Afrikanischen Diktatoren ins Bett steigen - von Guantanamo und illegalen Foltergefängnissen in Osteuropa oder sonstwo , wollen wir gar nicht erst reden.
Du argumentierst mit einem klassischen Strohmann Argument.
Ich hol jetzt sogar mal aus und skizziere meine ganz persönliche politische Weltkarte.
Exakt die von dir genannten Argumente höre ich bei meinen konservativ-rechten (nein keine Nazis, CDU+AfDler) Bekannten auch.
Für mich leider die unschönste Seite unserer Demokratien...
Natürlich sind wir momentan dazu "verdammt", mit Diktaturen, allgemein Autokratien oder gar Schurkenstaaten zu interargieren.
Guckt man sich die vergangenen 70 Jahre der US-Außenpolitik an, wurde nie ein Hehl daraus gemacht, Demokratien installieren zu wollen.
Demokratien nach westlichen Werten. Gut, da ist auch viel Scheiße mit passiert, aber auch hier bessert man sich von Dekade zu Dekade. Einen zweiten Koreakrieg könnte die USA so nicht mehr führen..gut so!
Damit unser Apparat hier aber stabil weiter läuft brauchen wir Rohstoffe aller Art. Daher MUSS man aufs politische Bankett gehen und verhandeln. Wenn ich dein Text so lese, verlangst du, dass der Westen von heute auf morgen das Böse aus der Welt schaffen muss, ansonsten wäre er ja unnötig und sowieso verlogen.
Kennt man gut von Veggi-Gegnern (Konservativ-rechte). Da man als Vegetarier ja nicht Tierleid völlig entfernen könne, kann man ja auch einfach weiter Billigfleisch essen wie bisher.
Bei Guantanamo bin ich bei dir. Sowas darf nicht sein und gehört gestern abgeschafft und lückenlos aufgeklärt. Aber deswegen stellt man doch nicht das komplette System infrage.
Gnageseil schrieb:
Mit China hat doch alles super funktioniert. Das System war kein Problem, Spannungen mit einigen der vielen Ethnien waren nie ein Problem. Erst als China das westliche System der Globalisierung für sich genutzt hat, weil es die Ressourcen hatte, war man nicht mehr einverstanden und fing an es geradezu zu verteufeln.
Nein hat es nicht. China wurde lange Zeit gelassen und die Erwartungen waren groß. Die Nähe zur Sovietunion hat eine zu große politische Einflussmaßnahme aber verhindert, dafür wars zu angespannt im kalten Krieg.
Nach dem Zusammenfall der Sovjt.Un. hat sich das aber schlagartig geändert. Auf der einen Seite war die Wirtschaft, die dort goldene Zeiten hatte, auf der anderen Seite war die chinesische Regierung damals nicht dumm und hat Ihre Macht zementiert. Wachstum um jeden Preis war das Ziel und unsere Firmen konnten nicht genug bekommen.
Haben viele damals vor gewarnt und jetzt fällt es uns auf die Füße. (Konservativ-rechte wollten es nicht hören).
Man hat viel Wissen und Kapital nach China befördert. Die haben weitaus mehr davon profitiert als wir, und das war allen bewusst. Man hat eben gehofft, dass Wohlstand automatisch zu politischer Autonomie führt, wie sie in unserer Demokratie herrscht.
Gnageseil schrieb:
Tja, und das bedeutet nichts anderes, als dass die westlichen Staaten, die den meisten anderen militärisch und ökonomisch weit überlegen sind, die Welt weiter für ihren Lebensstandard ausbeuten dürfen. Billig hergestellte Waren aus Asien, billige Rohstoffe aus Afrika - darauf fußt unser Wohlstand.
Dass Du das zementieren möchtest ist mir schon klar, viele wollen das alles nicht aufgeben, wir haben uns daran gewöhnt.
Nice try. Es gibt viele Wege sich als Konsument so zu verhalten, dass man Ausbeutung wenig bis gar nicht unterstützt.
Man wird kein schlechter Mensch, nur weil in einem System weitermacht. Ich wünschte ich könnte hier so einiges ändern...kann ich aber nicht, also mache ich das, was ich für angemessen halte.
Da hat sicher jeder sein eigenes Level an Leidenschaft und Tempo für....ist aber ein ganz anderes Thema.
Gnageseil schrieb:
Nur gibt es auch andere Akteure, die leistungsfähig genug sind, um sich zu behaupten und die Welt wird sich verändern. Der Kuchen wird nicht größer, aber mittelfristig wird der Westen etwas von seinem riesigen Stück abgeben müssen. Die Frage ist, ober er, um das zu verhindern, bereit ist die Welt in größere Kriege zu stürzen als bisher.
Definiere Kuchen.
Weltwirtschaftsleistung? Die kann noch viel wachsen wenn alle in die selbe Richtung rudern. Automatisierung ist King. Ob sie das sollte? Eher nein, die Welt steht in Flammen und wird sich sowieso schon stark ändern. Auch hier ist es wichtig, das ALLE mitmachen, Stichwort Politik. Lieber eine CO2 neutrale Diktatur, als ein 5 Jahreskrieg der nur Schutt und Asche vor Ort hinterlässt.
Rohstoffe? Wird der Markt regeln. Dazu noch gerne immer strenger werdende Naturschutzgesetze, welche die Förderung kontrollieren. Dann wird halt teuer, was teuer werden muss.
Aber hier sind wir uns scheinbar ja eigentlich einig: Es gibt hier kein weiter so
Gnageseil schrieb:
Die Annahme, es würde um Menschenrechte und Freiheit gehen, war noch nie richtig. Aber es steckt viel Pathos darin und man muss nicht viel erklären.
Wie du siehst muss man schon viel erklären. Denn genau darum geht es. Eine Aufgabe, welche noch viele Generationen beschäftigen wird.
Eine ganz große Bitte an dich und die das hier lesen:
Unsere Werte sind das, was uns am Ende ausmacht.
Bitte vergesst sie nicht, sobald sich ernste Konsequenzen abzeichnen. (Ja ich gucke dich an DFB)
Unsere Demokratien sind heute gefährdeter denn je.