Ich hab mir die 5 Seiten Kommentare überwiegend durchgelesen und habe das Gefühl, dass die wenigsten hier verstehen worum es in dem Urteil geht und warum das, was Amazon gemacht hat ein Problem für den Kunden ist.
Generell, wenn ich einen laufenden Vertrag mit einem Anbieter habe in dem eine Leistung (z.B. Streaming) und ein Preis (z.B. 5€/Monat) festgelegt ist, dann ist das erstmal so zu erfüllen. Das ist der Sinn eines Vertrags. Wenn eine Seite das nicht mehr möchte (ich oder der Anbieter) dann kann diese fristgerecht kündigen (z.B. zum Monatsende, bei 2-Jahres-Handy-Verträgen kann es auch viel länger sein).
Was die Anbieter gerne machen würden ist, die Vertragsbedienungen einseitig ändern (Preis hoch, Leistung einschränken) und den Kunden mit "wenn es dir nicht gefällt kannst du ja Kündigen" abspeisen. Die Erfahrung zeigt, es kündigen meist nur wenige weil sie sonst gar keine Leistung mehr bekommen. Was rechtlich aber notwendig ist, ist dass man dem Kunden sagt: "Ich kündige den Vertrag zum x.x, du kannst einen neuen abschließen" oder "bitte wechsle zu unserem neuen Tarif weil blabla". Das mit dem Kündigen machen die wenigsten Anbieter, das Risiko, dass ein großer Haufen Kunden kein neues Abo abschließt, ist einfach zu groß. Und bei dem "Tarifwechselangebot" bleibt halt auch immer ein Bodensatz übrig, der einfach nicht wechselt.
Ganz konkret hatte ich den Fall mit einer Bank vor 1-2 Jahren. Ich wurde angeschrieben, dass mein kostenloses Girokonto nicht mehr angeboten wird, ich soll doch bitte einem Wechsel in ein kostenpflichtiges Modell zustimmen. Gedroht wurde immer mit Kündigung. Ich habe nie zugestimmt und habe das kostenlose Girokonto noch heute. Die Bank hätte mir zu jedem Zeitpunkt mit 3-monatiger Frist kündigen können, aber das wollten sie scheinbar auch nicht.
Der Grund, warum im Verbraucherrecht der Verbraucher oft besser gestellt ist als der Anbieter sollte eigentlich auch einleuchten: Es gibt einfach ein krasses Machtgefälle zwischen einem Milliardenkonzern und einer Einzelperson die juristisch häufig nichtmal die Grundbegriffe kennt.