ThomasK_7 schrieb:
Das Einstufen unbekannter Downloads als unsicher ist mit den Entsprechenden Hinweisen und Quarantänen ist doch Sicherheit genug, mehr kann keine Software bieten, auch kein M$-Defender!
Wenn ich gegen Antivir argumentiere, schließt das den Windows Defender mit ein.
Das generell einstufen von Downloads als "unsicher" ist übrigens kein Antivir-Feature, sondern das macht Windows von sich aus.
Man kann das jetzt natürlich noch kombinieren. Also wenn man die Quarantäne auch als Quarantäne-Zone betrachtet und die Datei erst auch nach einer gewissen Zeit öffnet.
Das man sich sagt: Antivir hat insbesondere mit brandneuen Viren Probleme. Aber wenn wir erst mal ein paar Tage verstreichen lassen und dann mit aktualisierter Signaturdatenbank drüberscannen, dann haben wir die Wahrscheinlichkeit erhöht, das Antivir im Fall des Falles auch was findet.
Könnte man machen. Ist aber erstens total praxisfern. Wenn die Leute eine Datei runterladen, wollen sie sie sofort öffnen und nicht erst ne Woche warten.
Zweitens sind halt auch Antivirenprogramme nicht fehlerfrei. Die eine potentiell infizierte Datei lesen zu lassen ist also ebenfalls ein Risiko.
Creeping.Death schrieb:
Du scheinst ja (bewusst?) jegliche meiner Aussagen zu ignorieren oder falsch zu interpretieren.
Bewusst nicht. Deshalb finde ich es sehr gut, das Du ansprichst wenn Du Dich irgendwo falsch verstanden fühlst.
Creeping.Death schrieb:
Ich versuche mich nochmals deutlicher auszudrücken: mir geht es um die Schadsoftware, die sich trotz aller sonstiger Maßnahmen (Windowsupdates, Softwareupdates, Vorsicht im Alltag, Vermeidung unseriöser Quellen, ...) versucht auf mein System zu schleichen.
Ist ja auch alles ok. Ich wollte ja das nur ins Verhältnis setzen um eben ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Weil viele denken halt: "Ich hatte die letzten 12 Monate nur drei Meldungen also gabs auch nur 3 Angriffe und die hat mein Antvir dann zu 100% abgewehrt"
Verstehst Du, was ich meine? Man kriegt ein völlig verzerrtes Bild von der Realität wenn man so drauf guckt.
Creeping.Death schrieb:
Hier versucht sich dann die AV-Software als weitere Hürde in den Weg zu stellen.
Die Frage ist ja die, ob es das tut.
Nehmen wir mal an, Du ladest eine Bilddatei runter. Und Dein Bildbetrachter hat ein Bug, was es ermöglicht Schadcode über ein entsprechend präpariertes Bild ins System einzuschleusen.
Was dagegen hilft ist ohne Zweifel, das der Bug im Bildbetrachter geschlossen wird. Das heißt, Du solltest Dein System regelmäßig aktualisieren.
Stattdessen ein Antivirenscanner einzusetzen impliziert ja die Annahme, das der Bug noch gar nicht geschlossen ist. Das heißt der Antivirenhersteller müsste quasi den Bug kennen bevor der Hersteller des Bildbetrachters den Bug kennt. Und spätestens hier wird es ja offenbar absurd.
Die meisten erfolgreichen Angriffe auf Sicherheitslücken sind die, wo es bereits einen Patch gab die der Nutzer (aus welchen Gründen auch immer) nicht eingespielt hat.
Es gibt dann noch die sogenannten Zero-Day-Securitybugs. Also sicherheitsrelevante Bugs für die es noch keinen Patch gibt. Die sind aber eher selten. Nicht nur weil es davon wenige gibt, sondern weil die in der Szene auch unheimlich wertvoll sind und jeder Einsatz das Risiko birgt, das der bekannt wird (und damit auch die betroffene Software geupdatet wird) und damit der Zero-Day-Bug quasi verbrannt ist.
Wenn Du hier also explizit den Privatanwender ansprichst, der ist von Zero-days eher weniger betroffen. Und in dem Fall würde ihm auch Antivir kaum weiterhelfen, weil wie gesagt. Da hast Du halt mit bis dato unbekannten Zeug zu tun.
Gut. Neben präparierten Datendateien gibts ja dann noch direkt ausführbarer Code. Die gute alte EXE-Datei, ums mal umgangssprachlich zu formulieren. :-)
Vertrauenswürdige Quelle hilft. Besser noch, wenn die und der Übertragungsweg kryptografisch abgesichert ist.
Wenn Du sie nach dem Download dennoch scannen willst brauchst Du aber immer noch keinen lokalen Virenscanner, sondern kannst sie bei Services wie virustotal.com hochladen.
Der Vorteil: Die musst lokal kein Antivir-Prozess laufen haben der Dir ja dabei explodieren kann, sondern die Datei wird auch gleich gegen mehrere dutzend Antivir-Engines geprüft und nicht nur die, die Du zufällig gerade installiert hast.
Das wäre sozusagen mein Friedensangebot an die Pro-Antivir-Fraktion:
Wenn ihr scannen wollt, dann nehmt solche Services. Damit räumt ihr zumindest den Nachteil aus, das ihr lokal durch Antivir angreifbar seit.
Und auch ein False-Positiv ist dann nicht so dramatisch. Der führt dann lediglich dazu, das ihr den Download wegwerft aber sonst hat das keine Folgen.
Creeping.Death schrieb:
Es ist für den Entwickler von Malware wesentlich einfacher, wenn er nur sicherstellen muss, dass der Schadcode von den aktuellen Virensignaturen nicht erkannt wird, als wenn er auch noch die Heuristik sämtlicher Virenscanner erfolgreich umschiffen muss.
Ja. Es macht zwar den Angreifern das Leben potentiell schwerer. Aber halt auch den ehrlichen Programmierern. Es gibt auch genug Fälle in dem saubere Software dann fälschlicherweise als "gefährlich" eingestuft wird. Und das Problem ist weitverbreiteter als man denkt.
Endlich auch mal in die Öffentlichkeit gerückt ist die Thematik vor ein paar Jahren, als sich der Ex-Mozilla-Mann Robert O’Callahan dazu mal äußerte. Das Problem war dann halt auch, das reguläre Software um die Antivirenprogramme herumprogrammieren muss. Und das wurde insbesondere zu einem Problem, als man den Firefox absichern wollte. Weil die Techniken die man dazu einsetzt haben prinzipbedingt halt Ähnlichkeiten zu dem, was Virenautoren als Techniken benutzen.
Das führte dann dazu, das man auf Sicherheitsfeatures verzichtete oder die so umständlich implementieren musste, das sie dann halt komplizierter waren was dann wieder die Wahrscheinlichkeit erhöht, das da ein Bug drin ist.
Heuristik ist also ein eher unzuverlässiges Mittel (da es nicht nur bei Schadsoftware anschlägt), sondern verhindert auch, das Sicherheitsfeatures in Programme eingebaut werden.
Creeping.Death schrieb:
Was ist denn deine Strategie, wo du doch das ultimative Wissen besitzt?
Ich besitze nicht unbedingt das ultimative Wissen, aber ich steige halt ab, wenn ich merke das ich ein totes Pferd reite. :-)
Ansonsten hatte ich ja schon ein paar Sachen genannt wie z.B. Software aktuell halten. Aber natürlich dabei auch drauf achten, das die Software überhaupt noch irgendeiner Pflege unterliegt. Es gibt auch viele Gammelsoftware da kümmert sich der Autor/Hersteller gar nicht mehr drum. Solche Software sollte man meiden und ggf. ersetzen.
Gleiches gilt auch für die Qualität der Software.
Wenn eine Software in der (jüngeren) Vergangenheit mit Sicherheitsproblemen zu kämpfen hat, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, das sie das auch in Zukunft hat.
Also weg damit bzw. ersetzen.
Ein weitverbreitetes Problem ist auch, das viele Leute alles mögliche installiert haben. Viel installiert heißt aber auch immer viel Angriffsfläche. Ich gucke also genau, was ich brauche und die Sachen, die ich nicht brauche werfe ich konsequent runter.
Schaltet Firewalls an. Ist zwar kein direkter Schutz hat sich aber als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme bewährt, falls man irgendwas anderes übersehen hat.
Ich filter z.B: auch immer solche Sachen wie NetBIOS etc. alles gnadenlos weg. Ich benutze das gar nicht. Aber falls halt irgendne Maschine etc. das ausversehen an hat, dann soll mir das nicht gleich Löcher reinreißen.
Am Browser kann man auch viel machen. Das Internet ist ja die Hauptquelle für Angriffe. Und der Internetbrowser ist sozusagen das Tor zum Internet. Hier lohnt sich also am meisten anzusetzen.
Die Browserhersteller machen da schon verschiedenste Sachen selbst inkl. Sandboxing usw. Aber man kann auch zusätzlich noch was tun.
Da gibts zum Beispiel dieses Safe-Surfing-Kram. Im wesentlichen wird da halt geguckt, ob die Seite von der Du grad was lädst als bekannt schädlich eingestuft ist.
Dann kann man natürlich noch Adblocker drauf packen. Die blockieren ja auch nicht nur Werbung, sondern sortieren auch problematische Adressen usw. raus.
Was ich beispielsweise mache um Manipulationen im System zu erkennen ist Prüfsummen über alle wichtigen Dateien und Verzeichnisse zu machen und anhand dessen kann dann bei einem späteren Durchlauf vergleichen, ob sich irgendwas geändert hat.
Der Ansatz hat den Vorteil, das man nicht auf die Erkennungsleistung einer Scan-Software angewiesen ist. Die Erkennung der Manipulation ist sozusagen 100%ig (na hundertprozentig auch nicht; aber nah dran).
Gut. Ne Manipulation bedeutet nicht immer, das eine Schadsoftware dahinter steckt. Aber das hast Du bei Antivir auch nicht. Auch da hast Du False-Positives. Das ist dann mehr ein Hinweis, wo man dann halt genau draufschauen muss.
Der Nachteil ist, das das Verfahren relativ aufwendig ist. Du musst ja z.B. bei jedem Update das Prüfsummenset neu erstellen, weil die alten nicht mehr gültig sind.
Moderne Betriebssysteme sind Mehrbenutzersysteme. Die zeichnen sich dadurch aus, das Accounts relativ gut voneinander getrennt sind. Diese Trennung gehört quasi zu den Basics an Sicherheitsmechanismen die ein System mitbringt. Irgendwas auf den einen Account wirkt sich halt nicht auf einen anderen Account aus. Die sind abgeschottet. Auch das kann man für sich nutzen.
Man kann Aufteilungen vornehmen. Der Account mit dem ich normalerweise arbeite kann z.B: keine Software installieren. Dafür hab ich einen extra Account. Das führt dazu, das ich dann mir nicht ausversehen irgendwie was installiere. Jede Installation wird dann auch zu einem bewussten Akt. Wo ich Zeit hab (haben muss!) darüber nachzudenken, macht die Installation jetzt überhaupt Sinn oder nicht (wichtig auch in Hinblick auf den oben angesprochenen Minimalismus).
Ich mache von dieser Möglichkeit relativ viel Gebrauch. Gerade weils halt nicht auf irgendeine neue Hype-Technologie setzt, sondern Benutzertrennung ist quasi abgehangenes Zeug wo man weiß, das es funktioniert.
Es gibt da natürlich noch ein paar mehr Sachen die man tun kann. Da kann man jetzt natürlich noch quasi endlos ins Detail gehen.
Wichtig ist sich halt klarzumachen, das es eine ganze Reihe von Maßnahmen gibt. Und ja. Manche sind vielleicht ein bisschen anstrengend. Das liegt aber in der Natur der Sache und unserem gegenwärtigen technischen Stand. Und es gibt auch nicht die eine Maßnahme, die quasi als silver-bullet alle Probleme löst.
Das was Antivir ja so attraktiv macht ist ja gerade, das sie den Eindruck schafft man hätte eine Allzweckwaffe gegen das Böse die obendrein noch einfach zu benutzen ist.
Nur die Welt (der Computer-Security) ist halt nicht einfach. Da gibts keine einfachen Antworten. Antvir sind sozusagen die Populisten unter den Security-Maßnahmen. Populisten sind ja - ob ihrer Aussagen - in der politschen Landschaft auch oft erfolgreich, aber aber versagen dann wenns um die Lösung der komplexen Probleme geht, die es in der Welt nun mal gibt.