thepate94227 schrieb:
Angenommen, es ist eher 2. Denkst du, in diesem Fall ist es ein "natürlicher" Prozess, also dass Medien und Politik dies dann nach und nach so akzeptieren würden? Oder kommt das eher aus der Gesellschaft? Oder kann man das gar nicht so leicht beantworten?
Ich bin ganz allgemein kein Freund von "top-down"-Strategien ... ich bin mir aber immer wieder unsicher, ob das vielleicht eine ideologisierte Sichtweise ist.
Ich glaube, dass "echte" Veränderung in einer Demokratie meist den selben Weg geht ... es beginnt in der Bevölkerung ... irgendwann nehmen die Medien das aufgrund ihrer populistischen Grundeinstellung (Marktorientierung) auf, und erst wenn das "aufdringlich" genug ist, reagiert irgendwann auch die Politik.
Und hinter dieser Vorstellung steckt sehr deutlich der feste Glaube an ein "bottom-up".
Die Politik kann es sich schlicht nicht leisten, das Hin und Her aufrecht zu erhalten, bis keine postiven Test mehr gemeldet werden ... der Pöbel wird lange vorher einfach zu unruhig. Und die Medien bringen vor allem das, was Absatz (Auflage, Klicks) bringt.
thepate94227 schrieb:
Aber denkst du nicht, dass selbst wenn 1. passiert, es trotzdem weitere dahinraffen wird? Weil halt Mutationen kommen etc.?
Natürlich wird es das. Herdenimmunität ist kein Garant dafür, dass eine Krankheit nicht mehr auftaucht ... sie hat es bei der Verbreitung nur schwer, aber das bedeutet eben nicht, dass sie in einer "immunisierten Herde" nicht auf Individuen treffen kann, die eben nicht immun sind ... und einige von denen sterben dann halt auch dran.
Auf die Gefahr durch Mutationen hatte ich ja schon hingewiesen ... die ist immer gegeben.
Ich denke, dass im Bezug auf Krankheiten oder Pandemien nichts gefährlicher ist, als wenn sich die Menschen sicher wähnen.
Eine Anekdote:
Eigentlich betrachte ich mich als "Mittelstandskind" ... brauchbares Elternhaus, eigentlich recht idyllische Kindheit ... usw. Aber:
Ich hatte Skorbut ... mitten in den 2000er Jahren und mitten in Deutschland ... das ist zwar keine Krankheit, aber wer rechnet bitte mit sowas? Heute weiß ich, wo es herkam ... achtet auf Vitamine Leute ... und wenn ihr welche seht, fresst sie auf.
Ich hatte auch Krätze (Scabies) ... ebenfalls keine Krankheit, sondern ein Milbenbefall.
Vorher dachte ich, das würden nur "schmutzige Menschen" bekommen (ich schreibe das so naiv, weil es eben wirklich eine naive Vorstellung ist). Krätze holt man sich im fremden Bett ... oder auf'm Sofa meinetwegen auch. In jedem Fall sind dafür intensive direkte/indirekte Körperkontakte nötig.
Bei mir war die Quelle kein schmutziger Mensch, sondern jemand, bei dem eine Behandlung gegen Neurodermitis die Krätze so klein gehalten hat, dass der Mensch (und sein behandelnder Arzt) von seinen blinden Passagieren nichts ahnte. Bei mir hatten die Viecher dann keine Probleme mit Cortisonpräparaten.
Das war dann einige Zeit später wahrscheinlich die erste durch Lindan (ein Insektizid) geheilte "Neurodermitis", denn irgendwann ist auch die Quelle auf die Idee gekommen, sich mal gezielt auf Scabies untersuchen zu lassen
Sicherheit ist sehr oft ein trügerisches Gefühl ... es macht unvorsichtig ... und dann passieren eben "Dinge".
Vor Skorbut war ich sicher, dass meine Ernährung schon OK sei (ich zahle bis heute - 25 Jahre später - die Zahnarzt-Rechnung dafür ... Skorbut ist ein nachhaltiges "vergnügen").
Und meine Krätzequelle war sich sicher, das es nur Neurodermitis ist.
Ich denke, am Anfang der aktuellen Pandemie dachten auch viele Erkrankte, das sei nur eine simple Erkältung ... und sie waren sich dabei wahrscheinich auch recht sicher ... Winter ist halt auch die passende Zeit dafür.