@$Shad0w93:
Von der Reihenfolge der Grundübungen würde ich folgendermaßen vorgehen:
1. Kniebeugen
2. Bankdrücken
3. Kreuzheben
4. Military Press
5. Klimmzüge
6. Isolation für Arme, Bauch und eventuell Rotatoren (z.B. Facepulls)
Der Grund ist folgender:
Die "Big Three", also Kniebeugen, Kreuzheben und Bankdrücken sind die wichtigsten Grundübungen. Diese trainieren alle wichtigen Muskelgruppen in unsrem Körper und man schafft bei diesen Übungen in der Regel ein höheres absolutes Gewicht, als bei allen anderen (Grund-)Übungen, was zudem das ZNS (zentrales Nervensystem) mehr trainiert, welches maßgeblich für unsere Kraft (Gehirn-Muskel-Anbindung, Rekrutierung von möglichst vielen motorischen Einheiten etc.) ist.
Des Weiteren versucht man, bei den Grundübungen möglichst frisch zu sein, denn wenn man mehr Power beim Ausführen einer Übung hat, rekrutiert man auch mehr Muskelfasertypen. Vor allem die sogenannten "Fast-twitch" Fasern, welche maßgeblich für maximale Kraft, als auch für das Muskelwachstum sind. Die übrigen "Slow-Twitch" Fasern haben ein viel geringeres Wachstumspozenzial und sind, wie der Name schon sagt, eher für andauernde Bewegungen wie Joggen notwendig und wichtig (einer der Gründe, warum Marathon-Läufer so dünn sind und Sprinter so muskolös. Es gibt aber noch viele weitere).
Deshalb sind diese drei Übungen am Anfang gesetzt.
Nun zur Reihenfolge der "Big Three":
Die Kniebeuge wird schon traditionell (wie bei Powerlifting-Meets) immer zuerst ausgeführt. Den genauen Grund weiß ich nicht genau, weshalb ich darüber keine Aussage treffen werde.
Jedenfalls werden bei der Kniebeuge unter anderem der Beinbizeps (Hamstrings) und der untere Rücken trainiert. Diese Muskeln spielen aber beim Kreuzheben die größte Rolle. Deshalb sollte man nach den Kniebeugen nicht direkt das Kreuzheben setzen!
Es gibt aber Ausnahmen: z.B. wenn man ein Athlet ist, der auf ein "Powerlifting-Meeting" hintrainiert, da dort nach den Kniebeugen das Kreuzheben drankommt und man sich im Training auf diese überlagernde Belastung gewöhnen muss.
Daher kommt als nächstes eine andere Grundübung: Das Bankdrücken. Dieses ist bei richtiger Ausführung zwar auch eine Ganzkörperübung, beansprucht aber hauptsächlich Brust, Triceps und Schultern.
Daher sollte die nächste Übung nicht die Military Press (stehendes Schulterdrücken mit der Langhantel) sein.
Sondern: Das angesprochene Kreuzheben.
Dieses beansprucht aber den Rücken sehr, weshalb die Klimmzüge nicht als nächstes kommen sollten. Sondern die Military Press.
Und dann abschließend die Klimmzüge
Zu guter letzt kommen die Isolationsübung. Dabei reichen 3 Sätze pro Muskel locker! Denkt daran, was ihr schon vorher alles bei den Grundübungen geleistet habt!
Dazu noch ein weiterer Punkt:
Man muss sich im training regelmäßig (z.B. wöchentlich) steigern, um kontinuierliches Muskel- und Kraftwachstum zu stimulieren. Dieses System ist im Englischen unter "Progressive Overload" bekannt.
Es gibt unterschiedliche Methoden, um sich zu steigern. z.B.:
- Mehr Gewicht mit den selben Wiederholungen bewegen (=Intensität)
- Mit dem selben Gewicht mehr Wiederholungen schaffen
- Ein gleiches Gewicht mit gleichen Wiederholungen schneller bewegen (=> Mehr fast-twitch fasern rekrutieren. Man sollte generell versuchen, den positiven Teil einer Bewegung so explosiv wie möglich, mit guter Form, auszuführen)
- Ein gleiches Gewicht mit gleichen Wiederholungen, aber mehr sätzen bewegen (=Volumen)
usw.
Dazu empfiehlt sich bei den Grundübungen z.B. ein 5x5 System, bei dem man mit einem Gewicht beginnt, das man ganz gut 5x5 Sätze schafft und steigert sich wöchentlich um 2,5 bis 5 kg. Bis man bei einem Satz versagt. Dann sollte man das nächste mal das selbe Gewicht versuchen und wenn man es ein zweites mal nicht schafft, verringert man das Gewicht um 10-15% (ein sogenannter Deload) und steigert sich von dort aus wieder weiter.
Dieses System gilt aber nur für Grundübungen!
Ein weiteres System (auch für Grundübungen), wenn man bevorzugt, im 3x10 Wdh-Bereich zu trainieren:
Man nimmt ein Gewicht, das man ganz gut 3x8 schafft. Und jede Woche erhöht man die Wiederholungen. Also Woche 1: 3x8, Woche 2: 3x9 etc. bis man 3x12 erreicht. Schafft man das, erhöht man das Gewicht um 5kg und fängt wieder von vorne bei 3x8 an.
Die Isolation am Schluss sollte dann nicht bis zum kompletten Muskelversagen ausgeführt werden (du willst ja bis zum nächsten Ganzkörpertraining wieder komplett fit sein, um möglichst viele fast-twitch fasern zu rekrutieren. Ein Trainieren bis zum kompletten Muskelversagen würde die Regenerationszeit aber zu sehr erhöhen).
Du kannst zum Beispiel nach den Grundübungen für die Arme jeweils eine Übung mit 3x8 ausführen, das würde komplett reichen, um die gesamte Proteinsynthese zu stimulieren.
Die Protheinsynthese dauert 24h-48h und erzeugt das Muskelwachstum. D.h. wenn neben der Protheinsynthese auch dein ZNS, deine Sehnen und Bänder genug regeneriert sind, kannst du nach etwa 48h den nächsten Reiz durch ein Training setzen, um die Proteinsynthese erneut zu stimulieren.
Die Vermutung liegt nahe, dass man für maximales Muskelwachstum einen Muskel alle 48h trainieren sollte, um nach "Ablauf" der Protheinsynthese gleich die nächste zu beginnen.
Die "Bro-Split" vertreter würden nun schreien: "Nein! Ein Muskel braucht viel länger Erholung! Brust-Triceps, Rücken Biceps dies das!! Außerdem trainierst du beim Ganzkörpertraining einen Muskel nicht genug bis zum Versagen, um ein Wachstum zu stimulieren!" Zitat Ende.
Das ist aber falsch! Aktuelle, seriöse Studien belegen, dass mit dem 1. Satz einer Übung, mit genügend Intensität und Volumen ausgeführt, mehr als 50% des späteren Muskelwachstums (der Proteinsynthese) stimuliert wird!!
mit dem 2. Satz sind es dann vielleicht noch 20%, mit dem 3. etwa15% und mit dem 4. und 5. Satz nur noch ein kleiner Bruchteil.
Das heißt, ihr könntet mit nur 3x5 oder 3x10 Wdh bereits 90% des möglichen Muskelwachstums stimulieren. Alle weiteren Übungen und Sätze machen maximal weitere 10% aus und alles was >5 Sätzen liegt ist gänzlich für die Katz.
Je weiter fortgeschritten man ist, desto mehr Muskelerschöpfung muss man erzeugen, um noch Muskelwachstum zu erzeugen. Außerdem ist bei weit fortgeschritten Kraftsport-Athleten die Protheinsynthese etwas länger, als bei Anfängern.
Trotzdem macht es für keinen naturalen Bodybuilder oder Kraftsportler Sinn, eine niedrigere Frequenz (=Wie häufig man einen Muskel pro Woche trainiert), als einen Push/Pull bzw Oberkörper/Unterkörper Split 4x pro Woche zu fahren.
Also bis man folgende Kraftwerte erreicht hat, kann man seine Muskeln 3 mal pro Woche trainieren. Danach kann man mit etwas mehr Volumen die Muskeln auch nur 2 mal wöchentlich trainieren und erzielt wahrscheinlich etwas bessere Ergebnisse:
5x100kg Bankdrücken
5x140kg Kniebeugen
5x180kg Kreuzheben.
Für 95% der Leute, die Fitness als Hobbie (natural) ausüben, würde ein Ganzkörpertraining 3x pro Woche sowohl in Sachen Muskelwachstum, als auch in Sachen Kraftzunahme das beste Ergebnis liefern. Wenn mit einem richtigen Programm (inkl. progressive overload, erholungswochen etc.) und einer richtigen Ernährung kombiniert.
Ich hoffe, ich habe die Dinge verständlich erklärt und euren bisherigen Vorstellungen nicht zu stark widersprochen (Es gibt keinen Weihnachtsmann?!)
Ich lasse mich außerdem gerne auf eine fachliche und logische Diskussion ein.
@$t0Rm:
Danke für das Kompliment!
Deine Kraftwerte sehen auch ziemlich gut aus! Als fortgeschrittener Kraftsportler macht es außerdem Sinn, mit den Wiederholungsbereichen zu variieren, wie du es tust!
Machst du low-bar oder high-bar Squats? Gehst du bis 90° oder tiefer?
Dass du zu viele Kohlenhydrate isst, ist aber wahrscheinlich nicht das eigentliche Problem. Sondern, dass du dann über deinen Tagesbedarf an Kcal kommst. Kohlenhydrate an sich sind nicht grundsätzlich schlecht