c137 schrieb:
"intuitiv" != "entspricht nicht dem, was man sich über Jahre hinweg angewöhnt hat"
und selbst wenn, dann: "einfach zu benutzen" != "einfach zu lernen"
Ich würde sagen, dass intuitiv am besten sinngemäß mit
"Wenn man etwas drüber nachdenkt, dann kommt man selbst drauf." übersetzt werden könnte.
Es stimmt allerdings, dass es besonders in diesem Zusammenhang (Benutzeroberflächen) nicht unbedingt so benutzt wird, sondern viel mehr gemeint wird, dass auf bereits gelerntes/bekanntes Wissen aufgebaut wird.
Schon die allerersten GUI-Versuche am PC (Xerox, Apple usw.) haben das so gemacht. Deshalb nennen wir dem "Desktop" "Desktop". Er ist einem Schreibtisch nachvollzogen, mit Papierkorb, Ordnern, Karteikarten usw. Das ist nicht wirklich intuitiv, aber diese Desktop-Metapher machte es Leuten, die schon wissen was ein herkömmlicher Schreibtisch oder ein Aktenordner ist und wozu sie gut sind, ungleich leichter einen PC zu bedienen, als die alten Kommandozeilen mit ihren auswendig zu lernenden, kryptischen Befehlen und Parametern.
Man kann es auch mit echter Intuitivität versuchen, aber das ist nicht ganz einfach. Mir fällt spontan kaum ein Beispiel dafür ein. Vielleicht wie man den Cursor mit der Maus bewegt.
Selbst sowas wie auf das rote X zu klicken um ein Fensters zu schließen ist schon nur was antrainiertes.
Am schlimmsten ist es, wenn eine Benutzeroberfläche weder auf bekanntem aufbaut noch wirklich intuitiv ist. Z.B. besagte Kommandozeile. Setze einen unbedarften Menschen ohne Handbuch an einen alten DOS-Rechner und er wird niemals was anderes als Syntax-Fehler produzieren.
Aber Windows 8 macht da auch einen guten bzw. schlechten Job. Es wirft altbekanntes/antrainiertes über Bord, aber das was an dessen Stelle tritt ist auch nicht wirklich intuitiv. Z.B. die schon weiter oben angesprochenen unsichtbar versteckten Charms-Menüs. Wenn da wenigstens irgendein noch so fremdartiges Icon wäre, das einem Anwender auf die Idee bringen könnte, dass da am Bildschirmrand irgendwas nützliches aufrufbar sein könnte. Aber nein. Offenbar kostet es Microsoft neuerdings Geld Pixel zu "verbrauchen" und MS hat sich jeden dezenten Hinweis auf diese versteckten Menüs gespart.
Komplexere Touchgesten (also mehr als scrollen oder zoomen) sind ebenfalls meist genauso unintuitiv wie Kommandozeilenbefehle und Tastaturkombinationen. Egal wie stark man nachdenkt, man wird nicht von allein darauf kommen und mehr oder weniger systematisch rumprobieren bringt einen meist auch nicht weiter.
Ich bleibe dabei. Windows 8 ist nicht intuitiv. Weder im echten Wortsinn, noch im falschen, also dass es auf schon bekanntem Wissen aufsetzt.
Komischerweise kommen die Leute, denen ich 8.1 erklärt habe, sehr gut damit zurecht.
Es gibt auf jeden Fall starke Unterschiede, wie viel Ärger einem Windows 8 macht, je nachdem wie man an die Sache heran geht und was für einen Hintergrund man hat.
Bei Windows gab es (früher) immer viele Wege zum Ziel. Wer z.B. das Startmenü eh kaum benutzt hat und/oder schon immer sehr viel mit Tastaturkommandos gearbeitet hat, dem stört das Fehlen des Menüs in Win8 natürlich nicht.
Alteingesessene Windows-Nutzer sind aber wahrscheinlich grundsätzlich stärker verwirrt, als jemand ganz ohne Windows/PC-Hintergrund, der aber z.B. mit Smartphones groß geworden ist.
Trotzdem ist auch Windows 8 nicht intuitiver. Vieles an Touch-Bedienung wird z.B. eine rumprobierendes Kleinkind, dem man ein Tablet in die Hand drückt, leicht intuitiv herausfinden, aber bei Windows 8 wird es trotzdem sehr schnell auf Hürden stoßen, wo es genauso wenig weiter kommt, wie der jahrzehntelang "Windows-konditionierte" Büroarbeiter, der vergeblich dort sucht, wo die entsprechende Funktion früher immer war.
Da hilft dann (mangels Handbüchern) nur zu googlen, in einem Forum zu fragen usw. und sich das Gelernte zu merken. Windows selbst hilft einem herzlich wenig dabei, intuitiv auf die richtige Spur zu kommen oder auch nur irgendwann mal gelerntes mit einem dezenten Denkanstoß wieder an die Oberfläche zu bringen.