c137 schrieb:Eine überall ähnliche Oberfläche hat neben dem Marken- und Wiedererkennungswert auch den Vorteil, dass man sich als Nutzer nur einmal daran gewöhnen muss.
Und den Nachteil, dass eine App von 7-27" immer gleich aussieht und von Touch zu Maus/Tastatur immer gleich bedient wird.
Nicht die Qualität der Tabletapps wurde gesteigert, sondern die Qualität der Desktopapps vermindert. Die MUI wird nicht benutzt, weil es für fast jede App viel bessere Desktopprogramme gibt und sei es nur einen stinknormalen Browser, der sich per Maus und Tastatur bedienen lässt.
Apple hat nie den Fehler gemacht, dieselbe App auf OS X und iOS zu bringen, sondern nur die Daten darin zu teilen. Schön zu sehen ist das anhand der verschiedenen Browser. Während unter Windows 8 der IE in der MUI auf Tablet und Desktop gleich ist, verwendet Apple auf iOS und OS X Safari in angepassten Versionen.
Dem Anwender geht es auch gar nicht darum, einen immer gleich aussehenden Browser zu verwenden, sondern es kommt ihm auf die darin enthaltenen Daten an, sprich Favoriten und Passwörter. Genau das ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Vereinigung von Desktop- und Mobilsystem.
Bei der Portierung von Office auf das iPad hat sich Microsoft kurioserweise daran gehalten. Eine durchdachte Oberfläche angepasst an iOS mit weitgehender Kompatibilität brachte gute Noten bei den Anwendern. Das sorgt für die absurde Situation, dass Office für iPad besser an Touch angepasst ist als Office für Surface.
Ich bin aber überzeugt davon, dass die neue MS Führung das begriffen hat. Mit Windows 9 wird man sich wieder der Stärken des Desktops erinnern und kann dann losgelöst von alten Fesseln endlich eine echte Touchrevolution starten. Die Baytrail Tablets sind technisch bereits erste Sahne, nur verdienen sie endlich auch eine Plattform dahinter, die Android und iOS Paroli bieten kann. Bisher sind die vielen 8" Windows Geräte viel zu häufig winzige Desktops statt echte Tablets.
Ganz umsonst war Windows 8 aber nicht. Es hat erfolgreich bewiesen, dass Windows sehr ressourcenschonend und leistungsfähig auf Kleinstgeräten betrieben werden kann. Wer die ruckelnden Multitaskingversuche auf teuren Galaxy Tabs gesehen hat, kriegt ein Grinsen beim Gedanken daran, wie flüssig das unter MUI läuft.
Es fragt sich nur, ob Microsoft rechtzeitig die Kurve kriegt und neben Android und iOS eine dritte Plattform etablieren kann. Meines Erachtens ist der Zug im Consumerbereich weitestgehend abgefahren. Das liegt am Nutzungsverhalten bei Tablets. Spiele, Social Media und das Web sind die Killerapplikationen und die benötigen nun einmal kein Windows, dessen Stärken eher im Multitasking nebst Office und Unternehmenseinsatz zu suchen sind.
Punkten kann MS aber mit der Plattformstabilität und der Vielfalt. Dass Windows jahrelangen Support genießt und auf vielen Geräteklassen läuft, schätzen besonders Entscheider in Unternehmen und Behörden, die sich ungern von Google und Apple in ihre Supportsuppe spucken lassen wollen.
Weiter kann MS erfolgreich die Marken Office, Xbox, outlook.com, Skype und andere ins Feld führen. Die Ankündigung, MS Dienste auf viele Plattformen zu bringen, sollte als Warnung verstanden werden. Am Ende könnte MS als diejenige Firma dastehen, die als einzige jedes System bedient. Office für iOS und Android dürfte da nur der Anfang sein.
Wie dem auch sei, mit Windows 9 erfolgt hoffentlich ein kleiner Rückbau der MUI, die dann umso energischer auf anderen Plattformen forciert wird. Denn Windows an sich bleibt auf Jahre weiter unersetzlich.