Herdware
Fleet Admiral
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Kenny35 schrieb:Typisch Deutsch wäre allerdings die Tatsache eine gute Leistung für wenig Geld haben zu wollen. Denn der Deutsche ist von Natur aus geizig und hat ein sehr schlechtes Preis / Leistungs Ideal vor sich.
Also ich würde das nicht Geiz nennen, sondern gesunden Menschenverstand.
Selbst wenn ich persönlich mir auch eine CPU für über 1000€ leicht leisten könnte (und das im Fall eines X6800 Extreme Edition sogar unvernünftigerweise einmal getan habe), ist es doch wesentlich logischer, zu einem Produkt mit besserem Preis/Leistungs-Verhältnis zu greifen.
Die deutschen wissen zum großteil nichtmehr was ein Produkt an wert hat oder kostet.
Supermarktreklame interessiert micht nicht. Statt dessen habe ich über viele Jahre bzw. Jahrzehnte die Entwicklung der Leistung und der Preise von CPUs, GPUs und anderen Computerprodukten beobachtet.
Was ich dabei gelernt habe ist, dass die Preise herzlich wenig mit Angebot, Nachfrage, Herstellungs- und Logistikkosten, Wechselkursen usw. zu tun haben. Es ist viel mehr so, dass die Hersteller einfach genau so viel Geld für ihre Produkte verlangen, wie die Kunden bereit sind dafür zu bezahlen. Keinen Cent weniger.
Ein weiteres Ergebnis meiner langfristigen Beobachtungen ist, dass man z.B. neue CPUs oder GPUs auf zwei Arten betrachten kann. Durch die "technische" Brille und durch die "wirtschaftliche".
Als Ingenieur und Computer-Enthusiast neige ich persönlich in der Regel eher erstmal zur "technischen" Brille. Also dass ich z.B. 9900K mit 2700K vergleichen will, weil beides 8-Core/16-Thread, Spitzenmodell der Mainstream-Plattform usw.
Und ich habe deswegen damals auch dazu geneigt, die GTX680 als eine überteuerte GTX660 anzusehen, weil die GK104-GPU technisch ganz klar der Nachfolger der GF104 war, nicht der GF100/110 aus der GTX480/580.
Trotzdem ist objektiv betrachtet die "wirtschaftliche" Brille vernünftiger bzw. zielführender. Also die Produkte nicht anhand ihrer technischen Eigenschaften miteinander zu vergleichen, sondern mit der Konkurrenz auf ihrem Preisniveau. Und Produktnamen sind auch nur Schall un dRauch.
Weder Intel noch AMD oder Nvidia wählen ihre Preise anhand der technischen Spezifikationen oder der Leistung oder auch Herstellungskosten, die sich daraus ergeben würden. Sie verlangen wie gesagt so viel, wie die Kunden bereit sind dafür auszugeben. So bilden sich durch die Preise Kategorien wie High End, Mittelklasse und Low End, nicht durch messbare Leistung oder technische Eigenschaften der Produkte.
Es wäre natürlich optimal, wenn die Kunden den Preis, den sie bereit sind zu bezahlen, an Leistung und technischen Eigenschaften ausrichten würden. Damit würden dann beide "Brillen" das selbe Bild zeigen. Aber meine Beobachtungen zeigen klar, dass das nicht der Fall ist.
Und deshalb halte ich es wie gesagt für vernünftiger, die Preise beim Vergleich von Produkten als wesentlichen Faktor mit zu betrachten, statt nur auf die Technik zu schauen. Mit dem Bewusstsein, dass die Preise sich eben nicht aus objektiven, technischen Kriterien ergeben, sondern aufgrund der Psychologie beim Kunden. Aber die Hersteller wählen halt diese Preispunkte für ihre Produkte und so muss man sie pragmatischerweise dann auch einordnen. (Deswegen ist z.B. die RTX 2080 ganz klar der Nachfolger der GTX 1080Ti, nicht der der GTX 1080. Und die 2080Ti ist statt dessen die neue Titan.)