Soooo, endlich habe ich den ganzen Faden durchgelesen in den letzten zwei Tagen. 😁 Hier also mein Senf zum Thema, wohl bekomm's.
Zunächst mein Gerätepark:
- Raspi 3B mit aktuell RaspiOS (Arch ist im Test) für Pihole, Nextcloud, Gitea, PIM-Server
- Haupt-PC (Haswell) mit Arch und Windows 7 für ein paar letzte Spiele
- Thinkpad (Broadwell) mit Arch
- Suface Go 1 mit Arch
- Selbstbau-NAS (ich glaube Sandy Bridge, Serverboard mit ECC-RAM) mit Gentoo
- Workstationlaptop vom Arbeitgeber mit Windows 10
Ich habe 2006 mit Linux angefangen -- mit einer DVD aus der c't mit diversen Live-Systemen, darunter eines mit KDE 3. Bis vor einigen paar Jahren liefen alle meine Geräte mit Gentoo. Einer meiner Hauptgründe dafür: die Systemtools hatten bunte Ausgabe statt einfarbiger wie bei Debian.
Bis heute mag ich apt nicht, weil dessen Ausgaben so dermaßen unübersichtlich sind. Aber Gentoo brauchte immer mehr Zeit und Plattenplatz, was mir irgendwann zu viel wurde. Ich wollte weiterhin hochaktuelle Pakete nutzen können, also wurde es Arch, von dem ich schon viel gehört hatte. Dass alle meine Geräte dieselbe Distri nutzen, hat den Vorteil, dass sich die Geräte gegenseitig die Pakete servieren können, was Downloadzeiten bei großen Updates verringert.
Früher[TM] hinkte Windows den anderen großen Plattformen stark hinterher, was Bequemlichkeitsfunktionen des Desktops angeht, z.B. virtuelle Desktops und erweiterte Fensterverwaltung. Da haben sie zugegebenermaßen aufgeholt (sage ich als Windows-Basher). Dafür trägt Windows dieser Tage immer mehr Ballast mit sich rum, der es einem immer schwerer macht zu glauben, man sei noch Herr seines eigenen Systems. Da laufen zig Hintergrundprozesse, die ständig Lastspitzen verursachen. Die Platten-LED am Laptop hat nie Pause und von dem ganzen Online-Gedöns muss ich gar nicht erst anfangen. Dazu die ständige Drohkulisse mit Sicherheitssoftware, die überhaupt erst gebraucht wird, weil Microsoft im Geschäft für Schweizer Käse ist.
Da ich nie Photoshop oder ähnliche Windows-Only-Platzhirsche benutzt habe, weiß ich nicht, was ich daran vermissen würde für mein bissl Fotonachbearbeitung, was ich gut mit Gimp/Digikam hinbekomme. Mit MS Office bin ich schon auf Arbeit genug gestraft. Da werden einfachste UI-Regeln ignoriert, die einem die alltäglich Arbeit sinnlos erschweren. Von daher bin ich sehr zufrieden mit den Programmen, die mir Linux für den privaten Alltag bietet.
An Linux liebe ich die Transparenz und Offenheit der Architektur. Alles ist eine (virtuelle) Datei und kann entsprechend angesprochen werden (z.B. um eine Festplatte vor der Entsorgung mit Nullen zu überschreiben). Ein paar kompliziertere Beispiele zur Verdeutlichung aus meiner jüngeren Vergangenheit, die mit Windows(-Bordmitteln) nie gegangen wären:
- Umzug von SATA-SSD auf NVMe, einschließlich Umstellung des Bootschemas von BIOS auf UEFI. In Linux: neue SSD partitionieren, Dateien von der alten einfach rüber kopieren, Partitions-IDs in fstab anpassen und Bootloader im UEFI einnisten. Windows: ??? (vielleicht mit teurem Acronis oder einem Pendant machbar)
- Systempartition wurde zu klein und die Datenpartition hatte massig freien Platz, aber das System liegt ganz vorn in der Partitionstabelle. Ohne LVM hätte ich freilich auch unter Linux kein Glück gehabt, hätte neu partitionieren (und entsprechend neu formatieren) müssen. Aber vorsorglich war es eingerichtet und so konnte ich einfach von der Datenpartition ein paar GB abzwacken und der Root geben. Und unter dem LVM drunter liegt auch noch eine Verschlüsselungsschicht. Das hat mit Verkleinern der Datenpartition keine 10 Minuten gedauert.
Manchmal vermisse ich in Windows die einfachsten kleinen "Innovationen": wenn ich das Mausrad auf dem Lautsprecher in der Tray Area drehe, dann darf es gern lauter/leiser werden. Wenn ich in KDE Umschalt gedrückt halte und das Mausrad drehe, wird seitenweise gescrollt. Verschieben/Größe ändern von Fenstern, ohne dass man die Titelleiste oder den dünnen Fensterrand anklicken muss. Ein Mittelklick in die Scrollbar springt direkt an die Stelle, u.s.w.
Das sind die kleinen Dinge, die Arbeiten mit Linux-GUIs (für mich) soviel produktiver machen.
Domi83 schrieb:
Linux findet aber nicht statt, da ich einige Software brauche die unter Linux nicht läuft (z.B. StarMoney, Affinity Photo und Affinity Designer, ACDsee).
Damals, als ich wechselte, habe ich ACDSee 2 noch lange virtuell hinterhergeheuelt. Nichts lief so schnell wie das. Irgendwann hatte ich mich aber an das KDE-Pendant gewöhnt.
Weltraumeule schrieb:
Für mich ist Linux nichts, weil ich ein extrem modifiziertes System habe mit zig geänderten Systemdateien, editierten DLLs, Registry Einträgen
Da stellt sich mir die Frage, warum du es so krass abändern musstest.
Piak schrieb:
Das Dateisystem ist theoretisch übersichtlicher. Es ist gut, dass man dinge leichter angepasst werden können. Aber gerade bei Performance bin ich immer wieder enttäuscht.
ich bin jedes Mal aufs Neue überrascht, wie langsam NTFS (Windows?) bei meinen Softwareprojekt-Verzeichnissen ist. Etwas in einem Baum von tausenden Dateien zu suchen dauert beim ersten Mal freilich, aber beim zweiten Mal sollte das deutlich schneller gehen. Tut es aber (gefühlt) nicht. Bei Linux habe ich nie das Gefühl, dass eine Platte das System ausbremst (außer der RAM war übergelaufen, dann ging nix mehr
).
Djoni schrieb:
Linux Kompatibilität mit meiner Hardware Interessiert mich nicht mehr, die kaufe ich nach Preis Leistung, Attraktivität.
Ich zähle zur Preisleistung halt hinzu, dass das Gerät unter Linux lauffähig ist. ¯\
(ツ)/¯
Schbezzy2021 schrieb:
Meine Erfahrung mit Linux war zwar nicht immer leicht (öfters mal nach Updates kein Reboot mehr möglich, ect.),
Das habe ich hier im Thread ziemlich oft gelesen -- System nach Update zerschossen. Ich weiß gar nicht, wann ich zuletzt nur mit einem Update das System kaputt gemacht habe, wenn überhaupt. Bei Gentoo baut man sich den Kernel selbst, da habe ich hin und wieder vergessen, die neuen Treibermodule zu installieren, sodass der Kernel beim Booten seine Module nicht gefunden hat. Aber für den Fall hat man ja noch die alte Kernelversion im Grub drin gehabt. Und wenn nicht, ist das schnell mit einem Live-System repariert.
UrlaubMitStalin schrieb:
Meine Mutter und Frau haben ich auf Linux Mint umgestellt.
Rennen die Damen damit jetzt schneller?
scnr
ReactivateMe347 schrieb:
Ehrlich gesagt ist es mir echt zu viel Aufwand, den geeigneten Dateimanager und -Desktop zu finden und die diversen tollen Programm zu ersetzen, die ich unter Windows im Laufe der Zeit entdeckt habe. Von Microsoft selber setze ich eigentlich nichts ein.
Naja, das suchst du dir halt einmal am Anfang aus. Das ist quasi eine Investition. Und dann nutzt du es und hast lange Spaß dran.
Inxession schrieb:
Am meisten fehlen mir bei den bisherigen Linux Erfahrungen, die einfachen Installations Routinen von Windows.
Also Setup.exe und Install Manger.
Ganz zu Anfang habe ich das auch vermisst. Ich war auch so einer, der seine Installationsverzeichnisse penibel sortiert hat (z.B. c:\Programme\Spiele\Strategie\Anno oder c:\Programme\Tools\Netzwerk\Firefox). Analog war mein Startmenü sortiert. Und ich hatte Performance-Bedenken, wenn bisweilen tausende Dateien in /usr/bin liegen. Ich machte mir sogar Sorgen wegen Namenskollisionen. Aber es funktioniert einfach, dafür sorgen die Maintainer der Distri.
Inxession schrieb:
Was ich bei Linux stellenweise alles über die Konsole eingeben muss ist für den täglichen Gebrauch einfach zu anstrengend.
Der tägliche Gebrauch ist heutzutage ohne Konsole machbar. Aber das wurde ja inzwischen schon an einigen Stellen im Faden diskutiert.
rocka81 schrieb:
Musste gerade beruflich ne VM mit aktuellem Debian aufsetzen und dort VS Studio Code installieren. Was man da immer noch für Verrenkungen machen muss und in config files im terminal mit Editoren Anpassungen vornehmen muss, wo ich unter Windows einfach ein Doppelklick auf ne EXE dabei brauche.
In Windows hat man klassischerweise gar keine Configfiles, sondern die monolithische Registry, die nur per regedit bearbeitet werden kann.
puri schrieb:
Entweder war die Installation massiv instabil, oder ich konnte das, was ich damit machen wollte auch nach vielen Stunden Recherche und Arbeit einfach nicht umsetzen - was dann mit Windows innerhalb weniger Minuten ging.
Also wolltest du deinen Windows-Workflow 1:1 in Linux durchführen, statt zu schauen, wie wohl ein alternativer Weg aussehen könnte, um das eigentliche Ziel zu erreichen. Dass man die Wege und Möglichkeiten erst einmal kennen muss, ist natürlich die Krux an der Sache.
NedFlanders schrieb:
Ich hatte leider bisher ausschließlich schlechte Erfahungen mit Arch-basierten Systemen, da haben mir die Updates immer mal das System komplett zerschossen.
Ich nutze Arch jetzt seit einigen Jahren und hatte noch nie ein zerschossenes System. Höchstens, wenn /boot nicht gemountet war, sodass beim Kernelupdate das Image auf die falsche Partition kam, wodurch die Treibermodule nicht mehr gepasst haben. -> Boot kaputt. Aber "zerschossen" würde ich das nicht nennen, denn es ist leicht zu reparieren.
Loci2378 schrieb:
Die total unterschiedlichen Desktops (KDE, Plasma etc.) sind oft nicht intuitiv und sehr unübersichtlich. Dort was zu finden ist oft sehr nervig, vor allem, wenn man sich als normaler Anwender zurecht finden will.
Ist alles ne Gewöhnungssache. KDE und Plasma sind übrigens das selbe. ;-) Zugegebenermaßen ist Plasma sehr umfangreich und bisweilen unübersichtlich in den Optionen. Auch nach zig Jahren habe ich mir bei einigen obskuren Optionen nicht gemerkt, wo die zu finden sind und suche jedes Mal aufs Neue.
riloka schrieb:
Was mir fehlt ist TortoiseGit/SVN in Dolphin & Nautilus.
Es gibt zumindest eine Git-Anzeige in Dolphin. Aber keine interaktiven Funktionen, soweit ich weiß.
andy_m4 schrieb:
Auch hat mpv keine richtige GUI und damit auch nicht diverse GUI-Spielereien (Skins, Audiovisualisierung).
Bei einem Videoplayer möchte ich ein Videofenster, sonst nichts. Denn oft läuft es nebenbei, weshalb es möglichst wenig Bildschirmplatz mit GUI belegen soll. Ich mag VLC gar nicht sonderlich, fand ihn immer zu träge.
BigLA schrieb:
und ich hab nix zu verbergen.
🤢