Analyse des Konzepts
Ich füge hier mal meine persönliche Analyse ein, die ich schon in einem Chat gemacht hatte. Dabei gehe ich darauf ein, wieso das, was AMD jetzt macht, wieder sehr ähnlich zum Erfolgsrezept der ersten Zen-Generation ist:
"Mach's dir nicht unnötig schwer!"
Ist-Zustand: Bei Zen gibt es mit Ausnahme der APUs nur ein einziges Die, was entworfen werden musste: Zeppelin. Daraus macht man dann alle CPUs von Ryzen 1200 mit 4 Kernen ohne HT bis EPYC mit 32 Kernen mit HT. Da ist in der ersten Generation auch eine Menge Overhead drin; zum Beispiel hat ein 2700X eine 10Gbit
Ethernet-PHY drin, die da einfach nur vor sich hin gammelt. Das Design ist somit flexibel und kann für alles eingesetzt werden, dafür ist jetzt nach Einsatzgebiet teilweise ungenutzter Kram drauf.
Die 7nm-Herausforderung: Bei 7nm gibt es nun ein Problem: Die Designs sind sehr teuer! Ein Tapeout in diesem Prozess kann
knapp 300 Millionen Dollar kosten, dreimal so viel wie bei 16nm/14nm. Es ist daher immens wichtig, das Design nicht ändern zu müssen. Und man sollte erst gar nicht riskieren, einen schlechten Yield zu erzielen, indem das Die zu groß wird. Das verzögert die Produkteinführung nur unnötig, und das bekommt aktuell Intel bei seinen Problemen mit 10nm zu spüren.
Gegen beide Probleme geht das Design von Zen2 aktiv vor: Zum einen sind die Chiplets mit den Kernen simpel aufgebaut, denn sie enthalten nur noch die Kerne mit Cache und einen Infinity Fabric Connector. Damit passen sie auf jeden Fall immer und für alles, und man kommt sogar ohne die redundanten Komponenten aus, die es bei Zeppelin noch gibt. Zum anderen sind es weiterhin 8 Kerne pro Chip und nicht mehr, womit dieses 7nm-Design sehr, sehr klein ist. Das maximiert den Yield.
Und das, was je nach Anwendungszweck unterschiedlich ist, nämlich das I/O-Die, wird im erprobten 14nm-Prozess gefertigt, der zuverlässig funktioniert und Designs zu einem Drittel des Preises ermöglicht. Da kann man künftig ggf. auch sehr verschiedene produzieren, mal für EPYC und mal für Ryzen. Es ist sogar denkbar, dass man künftig da für den Desktop eine kleine iGPU mit hinein packt, die man dann nicht nur bei den nächsten APUs nutzt, sondern womöglich auch in den dickeren Ryzens.
Prognose für die nächste(n) Ryzen-Generation(en): Die Vorteile dieses Konzepts erscheinen mir so groß, dass ich sehr stark davon ausgehe, dass auch die Ryzen 3000 in diesem Chiplet-Design kommen und nicht monolithisch gefertigt werden. Und das wiederum erhöht die Chance, tatsächlich irgendwann ein Drop-In-Replacement für AM4 mit 16 Kernen zu bekommen. Hölle, es könnte sogar eine iGPU mit dabei sein.
Gleichzeitig bedeutet ein separates Design für Ryzen aber auch, dass Ryzen 3000 vermutlich tatsächlich etwas später im nächsten Jahr kommt als Frühjahr. Man verwendet nicht das gleiche I/O-Die wie bei EPYC, und womöglich liegt dieses zweite Design zeitlich etwas später. Es muss nicht so kommen, aber es könnte. Das soll mir als zufriedenem 2700X-Nutzer aber egal sein.