Und so lange man Fahrzeuge ohne Assistenten kaufen kann, werde ich das auch tun.
Ich höre immer wieder dieses Argument, dass sich fahrerlose Autos von Google u. a. nicht verkaufen werden. Wer das behauptet, hat leider nicht im Ansatz verstanden, wie die Konzepte dahinter aussehen - und wo die Vorteile liegen. Das ist auch nicht verwunderlich bei der deutschen Autopresse, der sich diese Leute primär zu bedienen scheinen. Die möchte ja ihre Industrie schützen, von der sie so gut gepampert wird, so dass zu den Disruptive Technologies so lange wie möglich geschwiegen wird, bevor man den Gang der Nokias und Kodaks dieser Welt gehen wird. Und diese Autoindustrie verschließt aus Existenzangst vor der anrollenden Lawine die Augen, so dass sie ihr autonomes Fahren bis auf Weiteres nur als zusätzliches Komfortfeature für ihre althergebrachten Privatkauffahrzeuge verstanden wissen will.
Niemand hat die Absicht, einem Privatkunden ein Google-Auto zu verkaufen!
Um zu verstehen, worum es eigentlich geht, bringe ich meinen Beitrag aufgrund der guten Resonanz auch hier:
Zitat:
@Tomcat1985 schrieb am 8. Mai 2016 um 10:30:30 Uhr:
Fakt ist nun mal, autonomes fahren ergibt keinen wirklichen Sinn, ausser das es der Faulheit und dient, was manche heute als "Comfort" bezeichnet. Klar, dass klingt natürlich besser als "ich gebe zu, ich bin zu faul ne Kupplung zu treten und das Lenkrad selber zu steuern". Ich versteh euch da schon.
Nein, du verstehst gar nichts, wenn du den Sinn nicht erkennen kannst. Nach Berechnungen der OECD könnte der Betrieb von autonom fahrenden Fahrzeugflotten den Bedarf an Autos um 80-90% reduzieren, weil diese Fahrzeuge mit hoher Verfügbarkeit geteilt werden, anstatt wie Privatautos zu 95% der Zeit irgendwo unnütz zu parken. Der Parkraum in den Innenstädten könnte so viel sinnvoller genutzt werden. 40% der Verkehrsflächen in Großstädten dienen alleine dem Parken. Viele Parkhäuser stehen in besten Innenstadtlagen, was für Investoren äußerst lukrativ ist. Diese Flächen umwidmen zu können ist sehr interessant für Städte mit notorisch klammen Haushalten.
Die von Software-Schwergewichten wie Alphabet, Apple oder Uber beabsichtigten Flotten fahren mit emissionsfreien/-armen Elektro- oder Hybridantrieben, was die Luftverschmutzungsprobleme der Metropolen lösen könnte, ohne dass man Privatkunden lange vom P/H/EV-Antrieb überzeugen müsste. Die fahrerlosen Fahrzeuge sind ein Investment des Fahrdienstproviders, so dass kein Privatkunde entscheiden soll, ob er sich so ein Gefährt anschafft. Die Fahrzeuge werden plötzlich einfach da sein. Uber nimmt 500.000 autonom fahrende Tesla, sobald sie verfügbar sind.
Die Hauptursachen von Verkehrsunfällen sind Alkohol, unzulässig hohe Geschwindigkeit und Ablenkung durch Dinge wie Handys. Autonome Fahrzeuge trinken keinen Alkohol, fahren nicht zu schnell und sind auch nicht vom Handy und ähnlichen Sachen abgelenkt. Nach Berechnungen des Eno Centre for Transportation würde die Anzahl der Verkehrsunfälle in den USA von 5,5 Mill. auf 1,3 Mill. sinken und die Zahl der Verkehrstoten von 32.400 auf 11.300 im Jahr, wenn 90% des Verkehrs durch autonome Fahrzeuge abgewickelt würde.
Da autonome Fahrzeuge auch nicht abrupt bremsen, ihre Fahrweise prinzipiell gegenseitig abstimmen können, würde der Verkehr viel flüssiger laufen. Die Universität Texas errechnete bei einer Nutzungsrate von 90%, dass sich die Kapazität der Straßen verdoppeln würde, was die Anzahl der Staus drastisch verringern könnte.
Während der Fahrt können sich die Passagiere von autonomen Fahrzeugen sinnvolleren Dingen widmen als im täglichen Stop-And-Go immer wieder ein paar Meter vorwärts zu fahren. Z. B. schon mal arbeiten. Morgan Stanley hat errechnet, dass es in den USA hierdurch ein Produktivitätspotential von 1,3 Billion US$ gibt, weltweit 5,6 Billion (gemeint sind US-Trillions).
Die beschriebenen Vorteile autonomer Fahrzeugflotten sind zu gewaltig, als dass sich die Gesellschaft davor verschließen könnte. Die Umbrüche der Disruptors werden nicht nur für die Automobilindustrie gigantisch sein. Die Versicherungsbranche wird sich komplett verändern, wenn sie nicht länger mit Millionen Privatkunden zu tun hat, sondern nur noch mit einer Handvoll Provider autonomer Fahrzeugflotten. Drei große amerikanische Versicherer (Cincinnati Financial, Mercury General und Travelers) haben in ihren SEC Filings bereits Warnungen stehen, dass fahrerlose Autos für ihr Business zerstörerisch sein können.
Erzähle mir also nicht, dass autonomes Fahren keinen Sinn ergibt.