Brauchen wir die Kirche(n) noch?

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Odium

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Guten morgen zusammen, es ist Sonntag und ich hoffe, ihr wart alle brav in der Kirche. Ich war es nicht und ich glaube auch nicht, dass einer der Leser zum Gottesdienst gegangen ist.
Aufgrund dieser Daten habe ich hier mal ein kleines Diagramm gemacht, wieviele Leute pro Jahr austreten (nur neuere Zahlen). Die Zahl der Menschen die pro Jahr eintreten ist meistens nur vierstellig.



Ihr seht, die Zahl nimmt seit der Wiedervereinigung kontinuierlich ab. Doch die Statistik täuscht, denn in Deutschland sind gerade einmal 31,2% der Menschen katholisch und 30,8% evangelisch (Quelle). Da die Geburtenrate muslimischer Frauen (in Deutschland gehören 3,3% der Menschen zum Islam) höher ist als die der christlichen und durch Migrationsbewegungen, geht man davon aus, dass die Zahl der "Ausländer" bis 2050 auf 45% anwächst (Quelle). Dennoch sind diese Aussagen mit Vorsicht zu genießen, ich wollte bloß sagen, dass es immer weniger Christen in Deutschland gibt.

Soweit die Fakten. Ich frage daher, ob wir die Kirchen überhaupt noch brauchen. Wer sich morgens mal in den Gottesdienst verirrt, weiß das dort fast nur noch alte Menschen sitzen. Und diese alten Menschen sind schon als junge Menschen hin und wieder in die Kirche gegangen, denke ich. Was passiert also in den nächsten Jahren? Die jetzige junge Generation wird erwachsen und ich kann mir nicht vorstellen, dass man irgendwann anfängt, von alleine in den Gottesdienst zu gehen und ein "christlichlicherer" Mensch zu werden. Unsere Kichen haben große Finanzierungsschwierigkeiten, immer mehr Bezirke werden zusammengelegt, dass heißt die Betreuungsrelation für einen Pfarrer wird immer ungünstiger, sein Berufsalltag wird stressiger. Ich kenne nur eine junge Studentin, die Theologie studiert, sie kämpft sich gerade durch Latein, Althebräisch und Griechisch.

Die meisten Kirchen stehen in den Städten und Gemeinden in außerordentlich zentraler Lage - und sie sind meistens leer. Da drängt sich mir die Frage auf, ob wir die Gebäude nicht einfach abreißen sollten um dort etwas sinnvolleres aufzustellen, und sei es nur ein Schwimmbad oder Kino. Was meint ihr?
 
Nein, wir brauchen die Kirche(n) nicht mehr, das mit den Gläubigen erledigt hoffentlich die Zeit.

Ein wenig bedenklich finde ich deine Gleichung Muslime = "Ausländer" auch wenn du es in Anführungszeichen schreibst. Auch wenn diese Zahlen derzeit steigen, werden Wohlstand, Bildung und somit Integration diese langfristig wieder senken.

Ob Kirchen abzureißen sind hat niemand anderes als die Kirche selbst zu entscheiden, in dessen Besitz ja vermutlich die meisten sein werden. Abgesehen davon finde ich das aber leicht überzogen, nachkommende Generationen dürfen ruhig noch sehen welchen Dummheiten man früher aufgesessen ist.

Wichtiger fände ich, schön langsam endlich einmal jegliche Gottesbezüge aus demokratischen Verfassungen zu entfernen... ja, auch aus der deutschen, ist ja nur noch peinlich...

PS: Ja, das hier ist absichtlich ein wenig drastisch formuliert.
 
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Ja wir brauchen die Kirchen, da es Leute gibt die es glauben und wollen. Für unbekanntes brauchen die Menschen nun mal einen der Erklärungen liefert und in schweren Zeiten (tod) als Ankerpunkt dient. Die Wertvorstellungen der großen Kirchen sind (meiner Meinung nach) gut für die Gesellschaft und werden auch die nächsten Jahrzehnte überstehen. Falls es diese Kirchen nicht mehr gibt, wird diese "Marktlücke" gefüllt (z.B. kapitalistisch orientierten Sekten). Was dann passiert ist ungewiss.

PS: Kuckt euch doch mal die 9Live-Generation an. Die Inhaber verdienen sich dumm und dämlich mit Leuten die glauben was man ihnen sagt und das System nicht kritisch genug hinterfragen können, um über dem System selbst zu stehen. Die veranstalten sogar schon Kartenlegen im Fernsehen. Bring das mal auf ein religiöses Niveau ;)

PPS: Gott ist eine Formelsammlung.
 
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Ich glaube eher dass der Grund für den Zulauf zu diesen Sekten in der Vermittlung von Geschichten liegt, die mit einer gläubigen Erziehung verbunden ist. Wenn die Vorstellungen die da erzeugt werden von der Kirche (oder was sich manche Menschen von ihrem Glauben erhoffen) enttäuscht werden kann es dann dazu kommen, dass labile Persönlichkeiten sich in Sekten flüchten...

Um zu trauern, braucht man die Kirche nun wirklich nicht.
 
Also ich kenne in meinem persönlichen Umfeld keinen einzigen Menschen, der in die Kirche geht oder wirklich religiös ist. Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich aus dem heidnischen Osten komme... :-)
Meiner Meinung nach ist eine Institution, die in Afrika predigt, dass Kondome böse seien, einfach nicht tragbar. Hätte die eine oder andere Partei solche Ansichten, wie sie stellenweise hohe Kirchenvertreter predigen, hätte das Bundesverfassungsgericht schon längst ein Verbotsverfahren eingeleitet.
 
Ich denke auch wir brauchen die Kirche, vor allem als karikative Einrichtung. Ob jemand gläubig ist oder nicht, und somit in die Kirche zum Gottesdienst geht, muss jeder für sich entscheiden.

MfG Tim

Edit: @MELVIN: Damit meinst du aber nur die katholische Kirche bzw. den Papst. Ich glaube die evangelische Kirche benimmt sich in dieser Hinsich schon um einiges realistischer!
 
natürlich brauchen wir die kirchen.
das einzige was geändert werden sollte, ist die "vermittlung" zwischen kirche und gläubigen. warum wohl verlieren die kirchen mitglieder, wenn im gegenzug die freien gemeinden einen riesigen zulauf haben?

kirchen abreissen ... wie in manchen balkanländern.. super vorschlag von kurzsichtigen und ziellosen existenzen.

D4L4!L4M4 schrieb:
vor allem als karikative Einrichtung
du meinst karitativ oder :D
 
@D4L4!L4M4
Ja gut das kann sein da kenne ich mich nicht so aus. Ich habe aber einfach immer Vorbehalte, wenn eine Person/Organisation einem vorschreibt was richtig/falsch bzw. gut/schlecht sein soll. Ich finde, jeder sollte immer seinen eigene Kopf anstrengen und sich selber eine Meinung bilden.

@HereticNovalis
Und warum brauchen wir die Kirchen? Ich brauche sie nicht, und ich kenne in meinem persönlichen Umfeld auch niemanden, der sie braucht.
 
Solange es eine Nachfrage nach Religion und damit auch Gotteshäusern gibt, sollen sie ruhig weiterbestehen. - ganz privat.

Ich stimme allerdings Sturme zu, dass die Einflüsse und Mitspracherechte auf unsere Gesellschaft begrenzt werden müssen. Religion hat weder etwas im Grundgesetz noch im Finanzhaushalt verloren. Subventionen haben hier ebensowenig zu suchen, wie die durch den Staat eingetriebene Kirchensteuer (beim Arbeitslosengeld auch, wenn man in keiner Kirche ist oder sogar einer anderen Religion angehört)

Ich würde die Religionsfreiheit auch aus dem Grundgesetz entfernen, da sie m.E. bereits durch das Recht auf freie Meinung und das Recht auf freie Entfaltung abgedeckt ist.

Wir sind zwar weitestgehend säkularisiert aber eben doch noch nicht ganz. ;)

MFG
 
Die Kirche zu karitativen Zwecken... auch wenn sie sich da stark organisiert, gibt es genug Alternativen die nicht an die Kirche gebunden sind - auch "ungläubige" Menschen spenden, und bevor ich die Missionierungsarbeit der katholischen Kirche unterstütze investiere ich lieber in Mikrokredite in der sogenannten "3. Welt", die den Menschen unmittelbar helfen sich selbst zu helfen.
 
Ich stimme mit euch da größenteils überein.

Ich selbst werde mit 18 aus der Kirche austreten. Mein Vater ist ebenfalls ausgetreten.
Ich kenne sogar eine Familie die komplett unreligiös ist.

Daher stellt sich mir die Frage welche Persönlichkeit dazu von nöten ist um Religionen wirklich zu "brauchen". Von alten Menschen mal abgesehen. Macht es der Bildungsgrad ? Oder liegt es einfach an der Erziehung ?
Wäre schön wenn ihr mir da mal was da zu sagen könntet.

Zum Thema Kirche abreißen:

Halte ich für eine schlechte Idee. Kirchen sind teilweise sehr alt und sollten daher nicht abgerissen werden.

so long ;)
 
Solange einige Menschen die Kirche brauche um ihren Glauben auszuleben wird es wohl die Kirchen auch geben müssen - abreißen würde ich die nie (und werden auch wohl nie abgeriessen) sind doch zum Teil auch schöne Gebäude.

Ich für meinen Teil brauche sie nicht, bin nie in der Kirche - außer im Urlaub ( mal eine besichtigen :))
Ein normal nachdenkender Mensch, der sich kritisch mit der Kirche befaßt wird erkennen das die Kirche noch heute schreckliches tut - z.b in dem sie immernoch Kondome verweigert und damit AIDS in den Länders extrem fördert, in denen die Kirche noch was zu sagen hat.

Wer so ein verhalten an der Tag legt und wissentlich den Tod vieler Menschen in Kauf nimmt gehört die Macht entnommen.

Wohlgemerkt ich spreche hier von der Institution "Kirche" nicht vom glauben ansich. Der glaube kann nicht negatives machen nur wie man ihn ausübt kann negativ oder positiv sein.
 
Naja, abreißen ist ein wenig übertrieben. Ich sag mal so:

Auch wenn nicht viele in die Kirche gehen. Man sollte aber jederzeit die Chance dazu haben, die Kirche mal besuchen zu können. Denn, wenn die Kirche abgerissen wird, kann man ja zu Hause bleiben.
 
Bitte sehr: Intelligent people 'less likely to believe in God' ^^
...was natürlich im Umkehrschluss nicht bedeutet, dass ein Kirchenaustritt intelligenter macht...

Wie schon gesagt, diese Abreiß-Idee scheitert schon daran dass die Kirche wie jeder andere ein ganz normaler Besitzer von Eigentum ist. Irre finde ich nur dass ihr vom Staat auch noch geholfen wird, sich zu erhalten.
 
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@derfreak
"Ich kenne sogar eine Familie die komplett unreligiös ist."

LOL wo kommst du denn her? Ich kenne keine einzige religiöse Familie!
 
Also Kirchen abreisen davon halte ich nichts.
Aber die Kirche müsste sich selbst reformieren. Gleichberichtigung von Mann und Frau im Priesterdienst usw...

Aber eines stört mich sehr:

Das Gesetzt , das das Verhältnis zwischen Staat und Kirche regelt (Reichskonkordat) wurde 1933 erlassen. Damit ist es einzigste Gesetzt in Deutschland, das noch aus der Zeit des Nationalsozialismus stammt und heute noch gültig ist!

Eine Lösung wie in Frankreich fände ich da besser. Strikte Trennung von Staat und Kirche. Kein staatlicher Religionsunterricht an Schulen usw

mfg
 
Wer so ein verhalten an der Tag legt und wissentlich den Tod vieler Menschen in Kauf nimmt gehört die Macht entnommen.
Nur existiert für die Kirche auch nicht das Bäumchen "wechsle dich" Spiel. ;) Hat mann immer den selben Partner brauchte mann diesen Mist wie Kondome erst gar nicht. :D

Alles Auslegungssache für uns, für die Kirche ein moralischer Werteverfall.
 
sturme: Natürlich sind heutige Zuwanderer 2050 schon völlig deutsch. Ich wollte nur deutlich machen, dass der Anteil an Menschen ohne christlichen Hintergrund definitiv rückläufig ist.
Zum Thema abreißen: So abwegig ist das nicht. So ein Gebäude ist teuer im Unterhalt und unsere Kirchen versuchen (trotz Steuer) ihr Personal weiter zu bezahlen. Wir werden das noch erleben, es wird nicht reichen, dass man die Kirchtürme an die Telekom vermietet, damit die dort ihre Sendeanlagen aufbauen können.

Ich habe halt das Gefühl, dass die meisten Menschen einen persönlichen Glauben haben, der nicht mehr viel mit dem "offiziellen" Glauben gemein hat. Man tauscht sich in Internetforen über Religion aus, statt zur Kirche zu gehen um dort mit den Menschen darüber zu reden. Die Kirche wird langsam aber sicher überflüssig. Mir würde jedenfalls nichts fehlen, wenn die Gebäude aus den Städten verschwinden. Für die Zahl der Gottesdienstbesucher kann man inzwischen auch einen kleinen Raum von der Stadt mieten, ich schätze das ist viel günstiger.
 
Odium schrieb:
Zum Thema abreißen: So abwegig ist das nicht. So ein Gebäude ist teuer im Unterhalt und unsere Kirchen versuchen (trotz Steuer) ihr Personal weiter zu bezahlen. Wir werden das noch erleben, es wird nicht reichen, dass man die Kirchtürme an die Telekom vermietet, damit die dort ihre Sendeanlagen aufbauen können.
Das verstehe ich nicht - sind die Kirchen in Deutschland etwa in Gemeindebesitz?

Hierzulande zählt die Kirche zu den größten Grundbesitzern nach den Bundesforsten und ist natürlich auch selbst für deren (und der Kirchen) Erhaltung zuständig - wofür u.a. fleißig freiwillige (meistens pensionierte) Gläubige rekrutiert werden die dann etwa den Waldbesitz pflegen oder die Kirche putzen...
 
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Stell dir vor, du bist ein Unternehmen, dass seit Jahrzehnten an Kunden verliert aber die Anzahl deiner Filialen die gleiche ist. Irgendwann wird man die einfach schließen müssen ;)
 
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