LauneBaer86 schrieb:
Ich frage mich wer da die Zielgruppe ist?!
In der Regel? Manager, die versuchen die Bilanz zu frisieren, weil sie mit solchen Angeboten kurzfristig die Kosten drücken können. Genau so kann man in so einem Zug auch ein paar notwendige Mitarbeiter in der IT-Abteilung auf die Straße setzten, die dann in den üblichen Zeitspannen, in denen die Manager denken - nämlich das laufende Jahr - die Kosten drücken.
Ansonsten? Für Start-ups und kleine Firmen wiederum durchaus interessantere, wenn das notwendige Kapital fehlt, um die IT auf einen Schlag zu erneuern. Da kann es dann besser sein, man wählt so ein Angebot, weil die Kosten überschaubar sind pro Monat/Jahr, auch wenn es später "günstiger" gewesen wäre die Rechner anzuschaffen.
LauneBaer86 schrieb:
Dafür bekomme ich fast 2 Fat Clients mit Windows Lizenz. Und der lebt länger als 1 Jahr, da Garantie.
Richtig, du brauchst aber auch entsprechende Mitarbeiter, die diese Clients aufbauen und warten und betreuen. Ist die Hardware virtualisiert bei MS, kann man durchaus auch Mitarbeiter einsparen, weil man nicht mehr die Hardware betreuen muss. Wir sprechen dann auch mal schnell von mindesten 50.000 € für einen IT-Administrator im Jahr. Man braucht halt nicht mehr 3, sondern nur noch 2, auch wenn die drei davor schon überlastet war und das Aufstellen eigentlich keine Arbeit macht.
xexex schrieb:
Hohe Kosten? Was sind 100€ bei den üblichen Lohnkosten, vor allem da man sich so diverse Kosten für die Anschaffung von Hardware spart?
Ja, hohe Kosten! Virtualisierte Hardware bei einem Dienstleister ist immer mit hohen Kosten verbunden und über kurz oder lang auch immer teurer. Der primäre Vorteil solcher Angebote liegt in der Kalkulierbarkeit und der Flexibilität.
Im ersten Moment mag es günstiger sein einen Rechner mit 4v-Cores, 16 GB RAM und 512 GB SSD - hier ca. 100 € - zu mieten, nur dreht sich das innerhalb eines Jahres dann schnell um. Ich bekomme aktuell bei unserem Systemhaus einen Rechner mit kleinem 4-Kerner, 16 GB-RAM und 512 GB-SSD für ca. 500 € + 80 € für die Win 10 Pro-Lizenz. Also 600 €. Das heißt, bereits innerhalb eines Jahres kann ich für die Kosten, die Windows 365 kostet, 2 dieser Clients. Maus, Tastatur und Monitor + Mini-Client lassen wir mal raus!
Der Vorteil von Windows 365 ist hier, dass ich jeder Zeit - wenn wir neue Kollegen bekommen - eine neue Instanz einfach mieten kann und geht der Kollege, lässt man die Miete auslaufen. Ich muss also keine Rechner mehr vorhalten - ein vermeintlicher Vorteil. Genau so fällt die Hardwarewartung flach - Festplatten, RAM und CPU läuft ja virtuell. Stimmt so aber nicht ganz, denn ich muss meinen Mitarbeitern dennoch einen Monitor stellen, Maus und Tastatur und ggf. ein Gerät, dass den Zugriff auf den virtualisierten Rechner ermöglicht am Arbeitsplatz: Ich muss also dennoch ein kleines Lager haben, wenn neue Mitarbeiter kommen oder eben gehen. Und die virtuellen Rechner müssen auch administriert werden und bestimmte Probleme gibt es selbst da dann, die mich dazu zwingen aus dem Büro zu den Kollegen zu gehen.
Das Angebot von Microsoft hat seine Vorteile, aber eben auch seine Nachteile. Günstiger ist das Angebot von MS in der Regel aber nicht, denn die möchten daran auch verdienen. Solche Angebote profitieren in der Regel eher davon, dass viele Manager nur in sehr kurzen Zeiträumen denken - das nächste Quartal- oder Jahresergebnis.
Kryss schrieb:
Naja für Unternehmen macht das schon Sinn, denn vermutlich kann man diese Kosten voll als Betriebsausgabe absetzen. Man muss sich nicht um die Hardware an sich und die Software kümmern, das spart Personalkosten.
Nicht wirklichlich!
1. Ja, man kann die Kosten hier als Betriebsausgaben absetzten, das gilt aber auch für den normalen PC, wenn man den in der IT-Abteilung anschafft. Der Unterschied ist, dass die Kosten hier direkt abgezogen werden können, während es bei dem normalen Client auf die Kosten ankommt, ob man ihn direkt im ersten Jahr absetzten kann oder über mehre Jahren. Das ist aber primär relevant für die Buchhaltung - die entscheiden müssen, wie sie es absetzten - und dann die Manager, die auf die kurzfristigen Zahlen schauen.
2. Man muss sich hier nicht um die Hardware kümmern, stimmt so nur zum Teil: Man muss den Mitarbeitern immer noch gewisse Hardware stellen, damit sie auf die virtuellen Clients zugriff haben. Klar, da tun es dann oft günstige Geräte, muss aber dennoch angeschafft werden.
3. Um die Software muss sich die IT-Abteilung dennoch kümmern, denn Microsoft stellt in dem Fall nur die virtualisierten Client. Die Kosten für Windows 10 Pro in einer Volumen-Lizenz sind überschaubar - wir zahlen aktuell ca. 60 € - und auch das Win 11 Update wird für uns überschaubar sein. Die Aktualität der Software ist hier also nicht mal wirklich ein Vorteil. Was an kosten wegfällt, sind die Kosten für die Administrationssoftware, da hier MS ein entsprechendes Interface anbietet.
4. Das mit den Personalkosten ist so auch nicht ganz richtig. Ich kenne so einige IT-Abteilungen, die ohnehin heute schon chronisch unterbesetzt sind und hier kommen die Probleme in der Regel nicht von der Hardware der Clients, sondern sind oft eher Software-Probleme. Microsoft übernimmt hier bei dem Angebot ein Teil der Administration, andere Teile muss aber immer noch die eigentliche IT-Abteilung machen. Es kann also passieren, dass man eventuell Personal einsparen kann, kann aber genau so sein, dass man es eben nicht wirklich spart, aber überlang eine massive Kostensteigerung hat.
Solche Angebote leben in der Regel eher von ihren Buzzwords und den kurzfristigen Versprechungen, die sich manch Manager davon macht, besonders mit Blick auf die nächste Bilanz. Die primäre Kostenersparnis liegt bei solchen Angeboten immer nur sehr kurzfristig vor, weil die eigentlichen Kosten nicht sofort erfassbar sind. Neuer Client gekauft: 600 € im Quartal. Neuer Client gemietet, 300 € im Quartal.
Die Vorteile für die IT-Abteilung liegen bei so einem Angebot an andere Stelle, sind aber nicht direkt sofort greifbar, weil sie von ein paar Faktoren abhängt. Die Arbeit wird durch so ein Angebot aber nicht unbedingt weniger, wenn ich daran denken, weswegen die Kollegen anrufen, dann sind das in der Regel eher zu 95 % Probleme mit den Druckern, E-Mails, weil Outlook mal wieder nicht so läuft, wie es soll oder Probleme mit unserer Anwendungssoftware, weil irgendein Server kurz mal hakt, die Internetverbindung nicht so ist, wie sie sein soll oder weil die Hardware streikt, die eben nicht virtualisiert werden kann, da sie physisch am Standort gebraucht wird und da helfen dann auch vClients nicht wirklich und wenn man dann noch in den Angeboten ist, in den man jede Änderung nur über die Verwaltungsoberfläche von MS beauftragen kann, weil man keinen direkten Zugriff mehr auf die Clients hat, dann kann es auch passieren, dass eine Problemlösung nicht einfach nur eine Stunde dauert, sondern auch mal den ganzen Tag, was dann gerne zu Unmut bei den Kollegen führt.
Kosten würde das bei uns nicht sparen, meine Stelle würde es auch nicht einsparen und auch nicht die meines Kollegen, wir sind eh nur zu zweit. Der einzige Vorteil wäre, dass ich kurzfristig neue Mitarbeiter direkt mit einem Client versorgen könnte, während wir auf den richtigen Client warten.
Ansonsten? Würde bei uns es nicht mal die Internet-Leitungen hergeben, dass wir an jedem Standort alles virtuell ablaufen lassen und dazu kommt auch: Was verlangt MS für den Traffic dann und vom Datenschutz wollen wir gar nicht erst anfangen.
Ganz klassisches Angebot eben: Auf kurze Sicht spart man Geld, auf lange Sicht nicht.