SethDiabolos schrieb:
Uploadfilter sind erstmal eine generelle Blacklist und dann müssen die Rechteinhaber freigeben, ob man das Material nutzen darf oder nicht. Diese Funktion gab es aber schon immer, nur musste da jeder einzelne User bzw. kleinere Content Creator Duldungserklärungen und Lizenzen besorgen/erwerben. Jetzt wird diese Pflicht vom Nutzer auf die Plattform umgewälzt und die werden in die Pflicht genommen Inhalte zu kontrollieren. Ist doch für den Anwender eher positiv als negativ.
Nein. Das hier ist wohl das zentrale Missverständnis bei Vielen, die das für "ok" halten, darum hier nochmal ein wall-of-text:
Das JETZIGE System bei YT (ist nunmal das prominenteste Beispiel) ist eine Blacklist, lässt dich erstmal hochladen, dann wird abgeglichen, und dann wird gehandelt. Erhebt Niemand Anspruch, passiert auch nichts.
DMCA funktioniert ähnlich.
Blacklist, weil es hochgeladen und veröffentlicht BLEIBT, bis Jemand etwas dagegen macht, bzw. schonmal gemacht hat (x wurde schon mal verboten und landete auf der Blacklist).
Die Zukunft mit Artikel 13 läuft aber auf eine Whitelist hinaus. Warum? Weil die Plattformen VOR DER VERÖFFENTLICHUNG sicherstellen müssen, dass sie die Rechte dafür haben. Damit ist ALLES erstmal verboten, bis du das Recht dafür eingeholt hast (Lizensierung, Filterlisten usw.), weil die Plattform haftet.
Einspruch anmelden weil etwas nicht auf eine private Plattform hochgeladen wurde? Viel Glück.
Whitelist, weil es NICHT hochgeladen bzw. veröffentlicht wird, bis du etwas machst (es ist noch nicht auf der Whitelist, also musst du den Antrag stellen es dahin zu bringen).
Jetzt verstanden? Das ist Schuldumkehr. Du hast NICHT das Recht etwas hochzuladen, außer du beweist in dem Moment dein Recht dazu, die Plattform haftet. Wie du das machen sollst (z.b. selbst erstelltes Video), und ob die Plattform das Risiko eingehen will, obliegt der Plattform und den Anwälten dahinter.
Da Plattformen dies aber schon aus Prinzip nicht leisten können (absolutes Wissen nötig), werden sie alles sperren, was sie nicht gewhitelisted haben, um Strafen zu vermeiden, alles Andere wäre unkalkulierbares Risiko, und können sich vielleicht 2-3 Internetriesen leisten, was nur deren Monopolstellung ausweiten wird.
Das ist eine grobe Umkehr in der Funktion des Internets. Das ist eine Whitelist. Das ist ein "Gatekeeper" System, d.h. Jemand filtert was veröffentlicht werden darf, BEVOR es veröffentlicht wurde.
Jetzt mischen wir noch rein, dass die Mengen über die wir hier reden so gewaltig sind, dass nur maschinelle Lösungen in Frage kommen, und der toxische Mix ist angerührt.
Ein Computer sagt dir "nö", und du darfst dann vor Gericht gehen weil deine "Parodie" nicht hochgeladen wurde, kriegst vielleicht sogar Recht, 2 Jahre später. Gratuliere?
Vom Umstand, WER diese Filterlösungen anbieten wird, gar nicht zu reden. Wer soll der Zensor des Internets denn sein, wen akzeptieren wir denn als "wohlwollenden König", und was machen wir, wenn er nicht mehr so wohlwollend ist?
Welche Mechanismen wurden denn dafür vorgesehen? (Spoiler: keine)
Wie hat es Julia Rede schön formuliert: "solange wir einer Maschine keinen Humor beibringen können, können automatische Filter nicht funktionieren". So simpel ist es eigentlich, wenn mans auf einen Satz herunterbrechen muss.
P.S. viele Menschen müssen realisieren, dass das Internet aus Servern besteht, die Jemanden gehören. Bisher haben die nicht gehaftet, solange sie auf Hinweise von Fehlverhalten reagiert haben. Dardurch entstand die Möglichkeit, alles frei hochzuladen. JETZT sollen sie haften. Das hat Folgen, die Besitzer werden das Risiko nicht aus Nächstenliebe auf sich nehmen.
Da die Besitzer aber das Internet sind, ändert sich damit das Internet wie wir es kennen (in der EU zumindest, aber sowas macht Schule).
P.P.S und ja, solche Änderunge kommen in kleinen Schritten. Was heute noch kommerziell, 3 Jahre, x-Mio Nutzer usw. ist, wird morgen, aus Gründen der
"füge Beliebigkeit ein", verschärft. Sind die Filter mal akzeptiert, kann man sie einstellen, wie man will. Die nächste Hassrede, Mobbing oder Doxing Debatte wartet, und schon wird die "fertige Lösung" auch auf nicht kommerzielle Plattformen angewandt.