Heute ist endlich der Topping L30 gekommen.
Beim Auspacken erst mal gestaunt, wie klein die Kiste tatsächlich ist. Schon beachtlich, was Topping aus so einem Format alles rausholt. Gleichermaßen bemerkenswert ist allerdings auch das Gewicht des externen Netzteils. Das rutscht überkopf fast von alleine aus der Steckdose.
Die silberne Variante ist richtig schick. Passt optisch sehr gut zu meinem RME Babyface Pro. Verarbeitungstechnisch finde ich erst mal nichts zu bemängeln. Optisch sauber gefertigt. Keine ungeschliffenen Kanten oder Sonstiges. Für den Preis (140 Euro) wirklich sehr solide.
Haptisch ist der Amp voll in Ordnung. Die Kippschalter rasten schön ein, haben kein extremes Spiel. Der Poti läuft flüssig ohne Kratzen. Ist nicht gerastert und läuft mit mittlerer Friktion. Beim Richtungswechsel kaum Spiel. Ist jetzt nicht unbedingt ein Handschmeichler (klarer Punkt an der Stelle für den Violectric). Für den Preis aber absolut im grünen Bereich.
Etwas unpraktisch ist leider die relativ nahe Platzierung des Potis direkt neben dem Klinkenanschluss. Für meinen Geschmack hätte man das Gerät zu Gunsten des Bedienkomforts ruhig ein wenig größer gestalten können. Auch ein mechanischer Druckschalter zum schnellen An-/Ausschalten wäre mir auf Dauer lieber. Für die Preisklasse ist aber auch das unter Umständen schon wieder Meckern auf hohem Niveau.
Und nun endlich zum klanglichen Teil.
Angetreten ist der L30 gegen den in meinem RME Babyface Pro integrierten KHV sowie gegen den dedizierten Violectric V200. Als DAC diente jeweils das RME. Die Kopfhörerausgänge liefen jeweils in eine passive Switch-Box, mit dessen Kippschalter ich ohne Verzögerungen zwischen den Ausgängen umschalten konnte. Der Test war zwar nicht blind, die Box allerdings nicht beschriftet. Ich wusste also, dass ich A/B schalte, aber nicht, welcher Amp gerade dahintersteckte. Am Anfang habe ich die Pegel grob per Ohr mit weißem und braunen Rauschen angeglichen. Einmal mit dem Audio Technica ATH-R70X und einmal mit dem Drop HE4XX.
Die Praxis zeigte keine wesentlichen Unterschiede zwischen den drei Amps. Alle drei spielten bei einer breiten Palette an Material sauber, ohne merkliches Rauschen, Klirren oder Übesprechen. Zwischendurch erschien mir der eine Schaltweg im Match Babyface vs L30 schon mal etwas dynamischer und offener. War allerdings schwierig, mich da genau auf eine Seite festzulegen. Der Vergleich zum V200 war ebenfalls knifflig. Am Ende hatte ich bis auf die spontanen, flüchtigen Eindrücke - die mal in die eine, mal in die andere Richtung gingen - keine klare Präferenz.
Der direkte Vergleich per Schalter ist wohl einfach schonungslos. Ich bin aber noch einen Schritt weiter gegangen.
Und zwar habe ich mein Messmikro rausgeholt, den Kopfhörer jeweils ruhig hingelegt und die Membran genau auf den Treiber gerichtet. Dann REW gestartet und per Signal Generator + Real Time Analyzer die exakten Peaks beobachtet und per analoger Regelung am jeweiligen Amp sowie mit Feinjustierung des DAC in TotalMix FX auf das gleiche Level geregelt. Nach erfolgreicher Kalibrierung belief sich die Lautstärkedifferenz zwischen den Amps im Spektrum 200 Hz bis 10 kHz auf maximal 0,1 dB! Reproduzierbar!
Dann der entgültige Vergleich, sowohl mit dem R70X als auch HE4XX.
Und was soll ich sagen? Die Amps klingen schlichtweg identisch! Selbst wenn ich mir FLAC-Files in die DAW ziehe und eine kurze Stelle im Loop laufen lasse, dabei jeweils unmittelbar von A nach B und von B nach A schalte: Es ist einfach kein qualitativer Unterschied erkennbar, den ich reproduzierbar zuordnen könnte.
Wenn ich mir die Plots ansehe, sowohl mit als auch ohne angeschlossener Last, dann bieten alle drei eine absolut lineare Klangübertragung ohne Verzerrungen nahe der Hörbarkeitsschwelle. Genau das spiegelt sich auch in der Praxis, wenn ich sie unter den exakt gleichen Bedingungen betreibe.
Was bleibt, ist ein Blick auf den Kontostand und die ernste Überlegung, was mir die Haptik wirklich Wert ist. Um ehrlich zu sein reicht mir, was die rohe Leistung anbelangt, zur Zeit sogar das RME völlig aus. So gesehen könnte ich also auch ohne dedizierten Amp auskommen, sofern ich nicht irgendwann auf einen deutlich anspruchsvolleren (d.h. sehr wirkungsschwachen) Kopfhörer wechseln sollte. Ich glaube allerdings nicht, dass sich an meiner Zufriedenheit mit dem Audio-Technica so schnell etwas ändern wird. In so fern ... man sieht sich vielleicht in der Bucht.
PS: Noch eine Randbemerkung für zweifelnde Mitleser.
Den Blindtest zum Pegelvergleich bei
Audiocheck.net habe ich mit 0,2 dB bestanden. Selbst gerade noch mal, nach einem anstrengenden Tag:
Ich bilde mir also ein, keine Holzohren zu besitzen und Verstärkerklang durchaus beurteilen zu dürfen.