3125b schrieb:
aber mit der Intention des Künstlers bzw. "hoher Klangtreue" hat das dann nur noch bedingt zu tun.
Auch bei einem Bild kommt es nicht so sehr darauf an, wie perfekt es gezeichnet ist. Meine kleine Tochter ist keine begnadete Künstlerin. Bei einem Bild kommt es, genauso wie bei Musik, auch und vor Allem darauf an, was der Betrachter empfindet. Es kann perfekt gemalt sein, wenn es jedoch nicht zu mir "spricht", ist das Bild (für mich) wertlos. Mit Musik ist das ähnlich.
Kann ich bei einem Gemälde noch mit Ausleuchtung und Aufstellungsort den Ausdruck verstärken, habe ich bei Musik noch deutlich mehr Möglichkeiten.
Was der Künstler mir mit seiner Darbietung sagen will, kommt sowieso nicht vollständig bei mir an, ich verstehe seine Aussage in
meinem privaten Kontext, nicht seinem. Ich bin nicht der Künstler, der Künstler ist nicht ich. Kunst ist subjektiv. wenn der Künstler will, daß seine Aussage vollständiger rüberkommt, muß er sie deutlicher erklären. Will ich, daß die Aussage gewisse Sachen besser betont, kann ich diese noch einmal unterstreichen, um sie für mich noch einmal bedeutsamer zu machen. Das geht mit Textmarkern, Edding, Lautstärke, psychoakustischen Effekten, kurz: Verfremdungen jedweder Art.
Ich würde mir keinen Rembrandt ins Wohnzimmer hängen (vielleicht noch einen Dahli), Bilder meiner Tochter jedoch schon, auch, wenn sie noch so unkenntlich sind. Sie haben für mich Bedeutung, und ich unterstreiche diese noch weiter. So auch mit Musik. Durch kleine Unvollkommenheiten im Signalweg (und die dutzenden kleinen Spielereien) unterstreiche ich die Wirkung und Bedeutung (für mich) genauso, als würde ich das neueste Bild meiner Kleinen an einem besonderen Ort mit stimmungsvoller Beleuchtung aufhängen oder einen schmucken Rahmen drumherum schnitzen.
Bei selbstgespielter Musik kann ich das, was ich damit zum Ausdruck bringen will, auch noch einmal mit kleineren Unvollkommenheiten besser hervorheben, als mit Perfektion. Um in den Ohren zu schmerzen, muß ein Akkord nicht weit auseinander liegen. Für mehr "Wärme" in der Stimme brauche ich keine große Produktion, einfache Harmonische Oberschwingungen reichen dazu ebenfalls aus.. Oder eine Zweitstimme als Begleitung. Perfektion gut und schön, aber bitte nur in Maßen. Gleiches jedoch auch für jene kleinen Makel. Zu viele davon oder einzelne übertrieben, und schon ist's auch wieder Mist (z.B. der schon zuvor erwähnte, übertriebene Einsatz von Kompressoren).