Die Politik und die Wirtschaft reden immer von Migration um die Probleme zu lösen, verschwendet aber mutwillig einen großen Teil des Potentials vor Ort.
Die Flüchtlinge bergen großes Potential, wenn man sie nur machen lässt bzw. sie fördert. Grob mal wie es in NRW läuft. Erwachsene dürfen erst nach Abschluss des Asylverfahrens arbeiten, solange erhalten sie Geld vom Sozialamt, haben sie abgeschlossene Ausbildungen oder einen Studienabschluss, fängt der Prozess der Anerkennung, ein sehr kompliziertes, scheinbar gibt es keine einheitlichen, denn nach einem negativen Bescheid wird geraten den Antrag bei anderen Behörden zu stellen. Ein Beispiel bei uns, ein Jugendlicher aus der Ukraine (dessen Klassenkameradin in Frankreich mit dem gleichen Abschluss studiert) hat im März 22 den Antrag auf Anerkennung gestellt, bisher keine Antwort, er studiert mittlerweile in Litauen.
Mein Fachgebiet sind die Jugendlichen. Kommen die hier an, gibt es keine Migrationskurse für sie, denn sie sind schulpflichtig. Jedoch gibt es keinen übergeordneten Plan wohin man sie steckt, bei uns in der Städteregion gibt es dank engagierten Berufsschulen und Lehrern "Internationale Förderklassen" deren Inhalt scheinbar jede Schule für sich zusammenschustert.
Dort werden alle Jugendlichen reingesteckt, egal ob Analphabet oder hoch gebildeter Jugendlicher, dort sind sie maximal 2 Jahre und bekommen so gut wie alle einen Hauptschulabschluss, ob "verdient" oder nicht. Der Unterricht beträgt meist um die 20 Stunden in der Woche, wird halt irgendwo Personal und Räumlichkeiten zusammengesucht um wenigstens etwas anbieten zu können. Fächer sind meistens Deutsch, Englisch, Mathematik, Sport und Religion, je nach Schule noch Werkunterricht oder ähnliches.
Hat man die 2 Jahre um, muss man dann mit dem Abschluss dem viele Kenntnisse fehlen mit den normalen Hauptschulabsolventen konkurrieren. Haben die Jugendlichen Glück können sie in die Regelklassen wechseln und weitere Kenntnisse und eventuell bessere Abschlüsse erziehen (sehr geringer Anteil meist nur durch Vorkenntnisse aus der Heimat).
Die Jugendlichen die Pech haben, bekommen vom Ausländeramt die Auflage eine Ausbildung zu machen, ansonsten laufen sie Gefahr abgeschoben zu werden. Das betrifft Jugendliche die 3 Worte deutsch können ebenso wie potentielle Studenten, ich glaube man kann sich die Erfolgsaussichten denken.
Das "System" erzeugt in vielen Bereichen Frust, Jugendliche die nicht mitkommen, Jugendliche die extrem unterfordert sind, Ausbilder die unzufrieden sind weil die Erwartungen die an den Hauptschulabschluss geknüpft werden nicht erfüllt werden, Jugendliche die in der Ausbildung scheitern usw., die Unsicherheit des laufenden Asylverfahrens, das teilweise 2 Jahre braucht um eine erste Anhörung zu schaffen, von einem Abschluss nicht zu reden.
Verlassen die Jugendlichen irgendwann die Wohngruppen verlassen beginnt dann der Kampf mit Sozialamt bzw. Jobcenter die wiederholt Unterlagen wie ausgefüllte Bögen zu den Finanzen der verstorbenen Eltern verlangen, obwohl mehrfach erklärt wurde warum dies nicht geht. Dadurch haben Jugendliche teilweise monatelang kein Geld und verlieren ggf. die gerade bezogene Wohnung.
Der Kampf gegen die diversen Behörden (mit dem man Bücher füllen könnte) und deren absurde Arbeitsweise ist der Bereich der mich an meinem Beruf verzweifeln lässt.