Mr.Wifi schrieb:
Open source als Geschäftsmodell finanziert sich hauptsächlich über service und support. Die Software wird jedoch nicht mit kommerziellen Interessen im Hinterkopf entwickelt, sondern Nutzer orientiert.
Das kommt immer darauf an, wer das Ganze entwickelt. Ist das nur ein Projekt an freiwilligen Entwicklern in der Freizeit, dann wird das so sein, wobei sich hier in der Praxis zeigt, dass meistens nicht das entwickelt wird, was der User braucht, sondern das, was dem Entwickler gerade Freude macht zu entwickeln. Wenn dieser das nicht verkaufen muss, dann kann es ihm ja egal sein, ob andere damit klar kommen oder nicht.
Wenn es um kommerziell entwickelte Software geht, egal ob unter GPL (oder ähnlicher) Lizenz oder nicht, so wird der Hintergedanke auch sein, dass man damit Geld verdient, genauso wie bei Microsoft, Apple, Google etc.
Mein Statement bezog sich jedoch eher darauf, dass es sehr wohl auch Firmen gibt, die kommerzielle Interessen verfolgen und deshalb für den Einsatz von Open Office sind, weil sie z.B. teure Supportverträge verkaufen können und es ist genauso naheliegend, dass diese Firmen Schmiergeld an die Entscheidungsträger zahlen, wie Microsoft.
Der Source Code alleine ist es ja noch nicht mal, sondern die Strategie bei M$ dich von seinem Ökosystem abhängig zu machen, mit allen Mitteln. Das bedeutet dann halt mangelnde Kompatibilität mit anderen Formaten. Und das funktioniert ja wie man sieht, da sämtliche Kritik an open source Lösungen darauf basiert. Im Grunde ist die Umstellung von office 2000 auf 2010 größer als zwischen Office 2000 und Libre Office was das User Interface betrifft. Schulungen en Masse brauchen die eh.
Es geht hier nicht um die Benutzeroberfläche. Die wird in jedem Programm anders sein und man kann ewig darüber streiten, ob jetzt die alte (bis 2003) oder die neue (2007/2010) besser ist. Meiner Meinung nach war die alte besser, aber das ist wie gesagt nur Ansichtssache. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass je weniger sich die Leute auskennen, desto geringer ist das Problem mit der Umgewöhnung.
Die open Document Foundation selbst würde schon beratend helfen. Genauso wie das Limux Projekt in München oder zb. Suse in Nürnberg. Dass Arbeitskraft geld kostet ist normal, doch die eigentliche Herausforderung ist es ja das passende Fachpersonal zu finden.
Wenn man das Geld in die Hand nimmt, dann kommt das wieder einmal teurer.
Abgesehen davon was willst du großartiges an Beratung erwarten bei einer Firma, die deine betrieblichen Abläufe gar nicht kennt. Abgesehen davon kannst du da ja beim Bund auch nicht einfach einmal schnell irgendjemanden beauftragen. Das muss alles ausgeschrieben werden, braucht 17 Gremien, bis das beschlossen ist, dann muss geklärt werden, wie das mit dem Datenschutz geregelt ist usw.
Darum sollte man sich dann eben bemühen erst mal einen Plan zu erarbeiten, auf basis der Erkenntnisse die andere die es hinter sich haben gesammelt haben. Ohne Kommunikation klappt das nicht.
Eigentlich hätte der Plan schon existieren sollen und gestestet werden sollen, bevor der Beschluss zur Umstellung gekommen ist (inkl. Userakzeptanztest usw.)
Das Problem scheint hier gewesen zu sein, dass einfach aus politischen Interessen eine Umstellung durchgeführt wurde (um z.B. Unabhängig von MS zu sein), ohne die Lösung vorher genau durchdacht zu haben.
Dann zieht man eben Netzwerk Logistik Experten usw. zu Rate. Wenn die 550.000 für M$ Lizenzen rausballern können dann sind die Kosten um so einen Plan auszuarbeiten doch Peanuts!
Das Problem ist hier nicht das Konzept, sondern die ganzen kleinen Details, die nicht ordentlich durchdacht und getestet wurden. Einer deiner Experten wird dir auch nicht aus dem Stand sagen können, ob die Dateien, die du von deinen Kontaktpersonen bekommst, eventuell Kompatibilitäsprobleme verursachen werden. Der hat nur eine Idee, wie das realisiert werden kann, nimmt dafür jede Menge Kohle, aber ob das Ganze dann funktioniert, musst du erst selbst prüfen.
Vom rest stellt man dann eben Leute ein die das System betreuen. Die brauchen ja auch für ihre Microsoft Infrastruktur, also Server usw. eh Personal welches die Server und das Netzwerk wartet.
Nur mit dem Unterschied, dass es die MS Admins schon gibt und man diese als langjährige Mitarbeiter sowieso braucht, da man nicht die gesamte EDV raus schmeißen kann, weil dann das Ganze Know How weg ist, besonders über die organisatorischen Abläufe d.h. du musst Open Source Spezialisten (Linux, Open Office etc.) zusätzlich anstellen. Das kostet alles Geld. Auf 10 Jahre gerechnet, kannst du dir mit den 500K Euro nicht einmal einen zusätzlichen Admin leisten.
Bestimmt die böse Linke und die Piraten oder?
Die Entscheidung, egal wie sie ausfällt kann positiv oder negativ ausfallen. Fakt ist jedoch, dass der Großteil derjenigen, die die Entscheidung treffen so gut wie keine Ahnung von EDV haben, nicht nur wegen dem Alter, sondern weil es einfach nicht ihr Fachbereich ist. Die können sich nur die Argumente ihren Spezialisten anhören und derjenige, der am seriösesten klingt, dem glaubt man. Wird ihnen schön dargelegt, dass 500.000 Euro Einsparungspotential da sind ohne Nebenwirkungen, dann werden die sicher dafür sein, die anderen aus Prinzip dagegen. Argumentieren die meisten Abteilungsleiter, dass der Aufwand seither deutlich gestiegen ist und das System nicht zuverlässig funktioniert, dann werden die Entscheidungsträger gegen Open Office sein, die anderen Parteien jedoch möglicherweise wieder aus Prinzip dafür. Wie es auch ausgeht, die harten Fakten haben hier die geringste Bedeutung.
Das Argument kann man auch drehen, viele Politiker sind sich nicht im Klaren was die Abhängigkeit von proprietären Lösungen in der öffentlichen Verwaltung bedeutet. Das basiert nur auf egoistischem Denken, nach mir die Sinntflut. Das Beispiel mit dem Haus ist ein gutes, genau so siet es aus. Weshalb ein Haus für die Familie bauen wenn man doch viel weniger Stress mit einer Mietwohnung hat. Ob die Kinder es evtl. mal selbst nutzen könnten wenn man nicht mehr da ist kommt da in dem Gedankengang gar nicht vor!
Wie gesagt es kann die Entscheidung auch in die andere Richtung ausfallen.
Dein Vergleich mit dem Haus ist gut. Wenn sich jedoch heraus stellt, dass die Betriebskosten für dein schönes Haus jedoch schon höher sind (inkl. Kreditrate, kleinere Reperaturen usw.), als die Miete für deine Wohnung, dann sollte man sich ernsthaft überlegen, ob man das Ding nicht besser verscherbeln soll und sich stattdessen wieder einmietet.
Jetzt muss ich noch mal auf das Beispiel mit dem Haus zurück kommen. Die haben ein Grundstück gepachtet (Windows), zufällig hatten sie im Garten neben ihrem Mietshaus (MS Office) noch etwas Platz und sich einen Wohnwagen hingestellt (open Office) da sie unabhängig sein wollten, quasi als Übergangslösung. Nach 5 Jahren bemerkt man dass das Dach des Wohnwagens undicht ist nachdem die Kinder schon 5 jahre lang chronisch erkältet waren. Man lässt das Mietshaus renovieren (Office 2010) und man zieht wieder zurück ins Mietshaus!
Wenn man feststellt, dass der Mietwagen im Endeffekt genauso teuer in der Erhaltung ist, weniger komfortabel ist und man sowieso nicht damit in der Gegend herum fährt, ist das doch auch nachvollziehbar.
Sie haben weder ein eigenes Grundstück gekauft (Linux), noch eine Baufirma (open source Experten) beauftragt Pläne für ihr neues Eigenheim (Libre Office + Infrastruktur) anzufertigen.
Erstens können wir gar nicht wissen, ob der Umstieg auf Linux zusätzlich zu Open Office überhaupt durchführbar ist, wenn man auf gewisse Software angewiesen ist.
Weiters kann man vor allem als öffentliche Verwaltung nicht irgendwo ein paar Experten befragen, dass die ihren Senf dazu abgeben. Entweder man stellt die Spezialisten dauerhaft an oder man beauftragt eine externe Firma (je nach Betrag mittels Ausschreibung), legt einen genauen Anforderungskatalog fest und klärt, was das Ganze System können soll. Wird das nicht erfüllt bzw. funktioniert das System aus irgendeinem Grund nicht, ist diese Firma dafür voll haftbar. Einfach einen Berater einzusetzen, der nur seine Meinung kund tut und dann wieder verschwindet bringt nichts außer Probleme.
blackiwid schrieb:
Es ist eine rein moralische Frage, wenn ihr also glaubt das Lizenzzahlungen vermutlich auch dank Openoffice nicht soooo viel aus machen bitte. Geschenkt. Aber eine öffentlich finanzierte Behörde darf nicht leuten in proprietären Formaten Zeug schicken und zu verlangen das diese für 500,- irgnedwelchen Office-packete auch nicht für 200,- sich kaufen müssen um deren MIst lesen zu können.
Es gibt kostenlose Office Viewer. Die kosten überhaupt nichts und selbst die Home Versionen von Office kosten unter 100 Euro, wenn sie überhaupt legal gekauft werden.
Wenn die also MS Office benutzen wollen, bitte sollen die, ich mein mit Steuergeldern ein Monopol Stützen, halt ich auch für Schwierig, da der Staat eigentlich die Aufgabe hat das Gegenteil davon zu machen. Aber weiter. Geschenkt. Aber wenn die Behörden nun also MS Office benutzen wollen, müssen sie A die Dokumente die an Bürger und anderen Menschen gehen, nur oder auch im ODF Format an diese senden. Sofern hier der ODF-Filter für MS Office aus reicht gut, wenn dort probleme kommen (mit Formatierung etc) muss diese Behörde diesen Filter zur not selbst so auf vordermann mit Mannpower bekommen, und zur not in der Zwischenzeit die Dokumente die Raus gehen nochmals in Libreoffice oder OO nochmal erstellen und zu speichern.
Es ist nicht die Aufgabe das Staates ein Monopol zu stürzen. Es muss nur sichergestellt werden, dass dieses nicht zu Lasten der Allgemeinheit ausgenützt wird.
Weiters gibt es nichts besseres als eine einheitliche Software bzw. ein einheitliches Format wie Word oder PDF, das alle Leute lesen können. Es wird Unmengen an Geld investiert, um diverse Dinge zu normen von den Gurken angefangen, bis zu Handyladegeräten usw. und gerade dort, so man eine einheitliche Norm hat, muss man anfangen, diese künstlich zu zerstören und unzählige Hersteller am Markt zu etablieren, von denen jeder wieder seine eigenen Standards erfindet.
Das Hauptproblem der meisten Open Source Projekte ist die starke Fragmentierung und dass es keine einheitliche Linie gibt. Hätte man nicht irgendwann einmal das kommerzielle Unix kopiert, so gebe es bis jetzt kein einheitliches Linux und ungefähr auf dem technischen Stand sind wir heute noch mit kleineren Erweiterungen an ein paar Ecken und Enden.
Des weiteren muss eine Behörde auch ODFs ohne mucken aktzeptieren alternativ natürlich ein anderes offenes Format.
Ja klar und weiters müssen als Amtssprachen noch chinesisch, russisch und altägyptischen akzeptiert werden. Das ist alles möglich, nur wärst du z.B. freiwillig die doppelten Gemeindeabgaben zu zahlen, damit das finanziert werden kann? Egal wie du antwortest, die meisten Leute würden hier nein sagen, wodurch das nie umgesetzt werden wird.
Das mag nicht sonderlich praktikabel für diese Behörden sein, daher kann man ihnen ja die Alternative anbieten, ob vielleicht nicht doch die Migration zu Libre/Openoffice billiger wäre.
Du musst dich ja für unglaublich wichtig halten, wenn du meinst, dass nur wegen deinen persönlichen Präferenzen, die gesamte EDV der Stadt umgestellt werden muss, damit du deine Open Office Dateien senden kannst.
Wenn eine Firma wovon ihr ja 99% der Zeit redet oder ein Privatmensch, das anders macht bitte, aber nicht mit Steuergeldern ein Monopol absichern, irgendwo hörts auf. Was ist das nächste, die Steuergelder nehmen und direkt Terroristen Sponsorn, ach vergass machen wir ja mit V-Männern, aber Zynik ist kein Argument.
Es ist umgekehrt schwer fahrlässig, wenn du Geld in zusätzlichen Verwaltungsaufwand investierst, nur weil du persönlich ein Fan von Open Source Lösungen bist. Das mit dem Monopol ist egal. Dafür gibt es das Kartellrecht. Solange MS ihre Monopol nicht ausnützt, stört es niemanden und ist für alle von Vorteil. Nützen sie es aus, so werden gesetzliche Auflagen geschaffen, um dem entgegen zu wirken bzw. es wird einfach per Verwaltungsstrafe das Geld wieder zurück geholt.