takkatakkatakka schrieb:
Richtig. Open Source wird von Zahnarzthelferinnen und Krankenpflegern zwischen ihren Schichten entwickelt, weil sie davon versessen aber dennoch keine guten Entwickler sind.
Das behauptet doch niemand. Natürlich sind auch exzellente Entwickler (ehrenamtlich und bezahlt Tätige) an diesen Projekten beteiligt, aber eben nicht nur.
Gerade die Fortschritte der letzten Jahre innerhalb der freien Office-Projekte (erfolgreiche
Einführung von Qualitätsmanagement und Unit-Testing, LibreOffice gewinnt als
Marktführer mehr und mehr User - 60 Millionen Anwender weltweit) bezeugen die Fähigkeiten
der kostenfreien Alternativen.
Quelle:
http://www.linux-magazin.de/content/download/84005/759157/file/OSBA-Freiburg.pdf
Das ist ein Zitat aus dem Brief der
OpenSource Business Alliance an die Stadt Freiburg.
Zwei Gründe wieso genau dieses Zitat:
- Hier wird ziemlich deutlich, woran es bei vielen FOSS Projekten scheiter -> QM. Ein Produkt wie LO/OO explizit mit Unit-Tests zu bewerben klingt, für mich, nach blankem Hohn. So etwas ist eine Selbstverständlichkeit, aber eben nicht (immer) bei freier Software.
- Die maßlose Selbstüberschätzung. Marktführer, 60 Millionen Anwender.
Zu 2.
Es gab mal einen Blogpost* eines OO Entwicklers bzgl. genau dieser Zahlen von LO (finde den Link grade nicht, wenn du magst liefer ich dir den nach). Um es kurz zu machen, sie sind mehr beschönigt, als sie der Realität entsprechen (z.B. den Download von Updates als neuen Anwender zu zählen).
Einen möglichen Interessenten (jemand, der zu LO/OO migrieren möchte) werden so fortlaufend falsche Erfolge suggeriert.
Diese Zahlen haben null Aussagekraft. Wie hoch ist der Anteil an Firmen, Privatanwender? Wieviele sind bei LO/OO geblieben?
Vor Allem Letzteres wäre interessant. Mitte 2000 sind viele mittelständische Unternehmen zu OO gewechselt, um dann festzustellen, dass die versprochene Interoperabilität einfach nicht da ist und teuer zugekauft werden muss. Plötzlich stoppte die Entwicklung von OO und futsch waren die Investitionen. Möchte man das nochmal erleben? Die Antwort ist klar nein.
Microsoft, ob es einem gefällt oder nicht, bietet Sicherheit (dieses Beispiel von Daaron bzgl. Works lasse ich nicht gelten -> Works ist und war nicht Office). Die meisten Schnittstellen sind offene Standards. Ob nun 800 oder 6000 Seiten macht einen ISO Standard nicht mehr oder weniger offen/geschlossen. Das die OOXML Spezifikation auch alle XML Schemata beinhaltet wird von Seiten der Open-Source Gemeinde gerne verschwiegen. Stattdessen stellt man es so hin, als sei es unmöglich die Vorgaben zu erfüllen. Glücklicherweise ergibt sich so direkt die Entschuldigung für den mangelhaften OOXML Support.
(Zu ODF allgemein: Wer möchte mit mir wetten, dass sobald Office 2013 erschienen ist, ein Service Pack für Office 2010 ODF 1.2 nachreichen wird?)
*Ob dieser Post natürlich die Wahrheit spiegelt ist auch fraglich, aber es erscheint mir glaubhafter als die Aussagen der LO Devs.
Wolfsrabe schrieb:
- Sitzt in den IT-Abteilungen der Münchener Behörden ein Genius neben dem nächsten, die die vielen hier angesprochenen Probleme im Griff haben?
Die Stadt München hat das Projekt einfach eiskalt durchgezogen. Da es keine zuverlässigen Zahlen zu diesem Projekt gibt, es ist schwierig das auch nur annähernd gerecht zu beurteilen. Wenn der Bürgermeister in einem Interview aber schon sagt, dass es nie einen Ratsbeschluss gab, der vorschreibt günstiger zu sein, kann man sich schon einen Teil denken.
Die bisher
veröffentlichten Zahlen sind, meiner Meinung nach, nicht ausreichend. Vor Allem würde ich gerne Wissen, was man an IBM und die OBA für die Beratung überwiesen hat. Beides ist (wahrscheinlich) nicht in den bisher gelisteten Kosten enthalten, sondern wurde als Spende für gemeinnützige Zwecke abgerechnet. (Das ist meine persönliche Vermutung, für alle, die meinen Satzbau nicht verstehen. Begründen tue ich sie durch die Tatsache, dass das Projekt jahrelang massiv in der Kritik stand und plötzlich, auf Anfrage der CSU, ein riesen Erfolg sein soll)
Wolfsrabe schrieb:
- Was müsste die OO/LO-Community denn anders machen und inwiefern müsste OO/LO denn anders sein, um für Firmen und Behörden interessant zu werden? Eine Eins-zu-eins-Kopie von MS-Office doch wohl nicht.
Ein milliarden-schweres Unternehmen wie MS steckt Unmengen an Geld in Studien und Forschung. Die Ergebnisse fließen zurück in das Produkt. Ein spenden-basiertes Projekt kann das in der Regel nicht. Das heißt natürlich nicht, dass das offene Produkt Müll ist, sondern einfach nur, dass Verbesserungen deutlich später implementiert werden. Microsoft veröffentlicht viele Studien, besonders die Ergebnisse bzgl. UI-Gestaltung. Daran könnte man sich zumindest Orientieren - wenn es denn der eigene Stolz zulässt.
Eine weitere Möglichkeit wäre z.B. das Modell "Professional Open Source".
Dabei ist das eigentlich Produkt frei zugänglich, sowohl die Binaries als auch der Quelltext. Die zahlende Kundschaft bekommt aber zusätzlich Gimmicks wie z.B. eine
fehlerfreie und offiziell unterstützte Extension für die Anbindung an ein x-beliebiges DMS (meinetwegen auch nur die freien wie Alfresco und Co).
Natürlich wären auch Support-Anfragen etc. inbegriffen.
Ob sich das für LO/OO anwenden lässt kann ich natürlich nicht beurteilen, es ist lediglich eine Idee. Ob es gewünscht ist, steht auch auf einem anderen Papier.
In einem vorherigen Post habe ich das Video von Steve Ballmer gepostet, wo er "enraged".
Was ich damit sagen wollte, ist dass Office so erfolgreich ist, weil durch die ganzen (penibel dokumentierten) Schnittstellen sich ein Ökosystem um die Microsoft Produkte gebildet hat.
Es ist einfach ein leichtes Applikationen für Office zu schreiben, was man von LO/OO nicht behaupten kann.
Generell ist Interoperabilität zwischen den einzelnen Produkten nicht wirklich vorhanden. Ein Beispiel hierfür (mit Bezug zu München):
Das offene
WollMux (OO Extension) erleichtert das Erstellen von Serienbriefen und fügt eine Option hinzu, mit der man einfach Empfänger verwalten kann - bezahlt mit Steuergeldern wohlgemerkt.
Word bringt diese Funktionalität von Haus aus mit. Die Kontakte kommen aus Outlook, welches bei Bedarf die Briefe auch direkt per E-Mail zustellt, direkt aus Word heraus.
(Das Beispiel ist nicht ganz fair, da es etwas vergleichbares zu Outlook nicht gibt, aber das betrifft leider die meisten Funktionen, wie sie in Firmen genutzt werden. Z.B. Teamarbeit und LO/OO schließen sich zwar nicht aus, aber hier werden dem Benutzer unnötig Stöcke zwischen die Beine geworfen)
Dann gibt es noch unzählige Gemeinschaftsprojekte wie z.B.
Duet Enterprise (SAP <-> Microsoft). Das LO und SAP in naher Zukunft vergleichbares auf die Beine stellen ist unrealistisch, aber das verlangt auch niemand. Für den Anfang wäre es schon toll, wenn die einzelnen Produkte (Writer, Calc, Impress, und Co.) wenigstens nicht als Insel existieren würden.
Creeed schrieb:
Es nimmt fast schon religiöse Züge an, ich warte nur drauf dass einer deus LO vult schreit und mit Schwert und Schild in den Thread rennt.
Ist es das nicht immer, wenn FOSS auf Microsoft trifft? Idioten gibt es auf beiden Seiten, die Vor- und Nachteile nicht anerkennen wollen. Wie sehr sie damit ihrer eigenen Sache schaden merken sie leider nicht.
Edit.
Hier ist übrigens noch ein
Link, den ich dem einen oder anderen nur empfehlen kann.