@FloppyDisk
Ich hätte gerne einen aussagekräftigen Beleg für die Aussage, das Gros der Wissenschaftler auf diesem Gebiet gehe von feindlichen Absichten möglicher außerirdischer Besucher aus. Mir wäre es neu, dass sich überhaupt ein ernstzunehmender Wissenschaftler mit dieser Frage auf dem Niveau wissenschaftlicher Publikationen befasst, geschweige denn dass der Konsens sein soll, dass die Außerirdischen eher feindlich gesinnt sein werden.
Wie dem auch sei, ich bin der Meinung, dass von den Außeriridischen, so sie uns denn mal besuchen, keinerlei Gefahr ausginge. Das hat aber nichts mit einer in irgendeiner Weise überlegenen Ethik zu tun. Es wird einfach keinen Grund geben, um Krieg zu führen. Warum führt man denn Kriege? Um Macht. Um Land. Um Lebensraum. Um Rohstoffe. Religiöse Motive sind nur Propaganda.
Das Universum oder auch nur unsere Galaxie ist aber zu groß, zu reich an Rohstoffen und wahrscheinlich auch zu reich an Lebensräumen, als dass es irgendeinen Grund gäbe, Krieg zu führen.
Rohstoffe? Wer durch das interstellare Medium reisen kann, wäre bescheuert, die Rohstoffe eines Planeten abzubauen und aus dem Schwerefeld des Planeten zu schaffen. In Asteroiden sind weitaus mehr Rohstoffe gespeichert, die für eine raumfahrende Zivilisation sehr viel einfach zu erreichen wären. Wenn wir den Kuper-Gürtel oder die Oortsche Wolke ausbeuten könnten, hätten wir nie wieder Sorgen um Rohstoffe.
Lebensräume? Die Forschungen der letzten Jahre legen nahe, dass es unzähliche lebensfreundliche Planeten gibt. Und wenn wir nicht mehr weit davon entfernt sind, echte erdähnliche Planeten aufzuspüren, dann wird eine raumfahrende Zivilisation erst Recht in der Lage sein, lebensfreundliche Planeten aufzuspüren. Wenn die anderen auf der Suche nach einer zweiten Heimat sind, dann werden sie eine finden, ohne einer anderen Zivilisation in die Quere zu kommen.
Nur: Braucht ein raumfahrende Zivilisation überhaupt noch Planeten? Da davon auszugehen ist, dass man niemals (um etliche Größenordnungen) wird schneller reisen können als das Licht, werden die anderen Jahrzehnte wenn nicht gar Jahrhunderte brauchen, um einen interessanten Planeten zu erreichen. Wer in der Lage ist, einen künstlichen Lebensraum zu schaffen, in der eine ganze Zivilisation im kalten interstellaren Raum quasi beliebig lange überdauern kann, der braucht keinen Planeten mehr. Der hat schon den perfekten Lebensraum.
Was noch? Macht? Wollen die ein Sternen-Imperium errichten? Wenn auch hier gilt, dass sie nicht über eine Technologie verfügen, mit der um etlichen Größenordnungen schneller als das Licht reisen und kommunizieren kann, dann wird es auch nicht um territoriale Macht gehen. Wie soll das aussehen? Die sind vielleicht 160 Lichtjahre von uns entfernt (was quasi gleich nebenan wäre), und schicken eine Flotte zu uns, die 300 Jahre braucht, um uns zu erreichen und zu unterjochen. Und dann? Nach 460 Jahren trifft auf der Heimatwelt die Nachricht ein, dass die Erde erobert wurde. Auf der Heimatwelt fragt man sich vielleicht, wer da was erobert hat. Und der Marshall-Plan zum Wiederaufbau der Erde bräuchte wiederum 160 Jahre, um die Erde zu erreichen.
Um es auf den Punkt zu bringen: Ein interstellarer Eroberungskrieg macht keinen Sinn, weil man das eroberte Territorium nicht vernünftig kontrollieren könnte. Und für eine raumfahrende Zivilisation machen Planeten als Rohstoffquelle keinen Sinn. Wahrscheinlich bräuchten sie Planeten nicht einmal als Lebensräume. Gründe für einen Krieg gibt es nur da, wo viele Individuen mit unterschiedlichen Interessen oder konkurrierenden Bedürfnisse auf begrenztem Raum und bei begrenztem Zugang zu Rohstoffen in großer Zahl aufeinander treffen. In der Galaxie ist die Möglichkeit für ein solches Szenario einfach nicht gegeben, selbst wenn man an den Warp-Antrieb glauben will.
P.S.: Und die anderen werden nicht so total anders sein als wir. Vielleicht ist es die Eigenschaft einer raumfahrenden Zivilisation, eine vereinigte Heimtwalt zu haben, auf dere es keine großen Kriege mehr gibt. Aber die anderen werden in ihrer Vergangenheit auch so manchen Krieg ausgefochten haben - und ähnlich wie wir immer größere Gemeinschaften gebildet haben, deren Mitglieder untereinander nicht mehr im Krieg liegen.
Vor Jahrhunderten war Deutschland ein Geflecht aus sich bekriegenden Kleinsstaaten. Dann war Deutschland ein Staat wie viele andere in Europa. In diesem Staat hat es keine Kriege mehr gegeben. Dafür hat dieser Staat aber Kriege mit anderen europäischen Staaten geführt. Heute schickt sich Europa an, ein vereinigtes Gebilde zu werden - in dem auch keine Kriege mehr geführt werden. In hundert Jahren redet man vielleicht nicht mehr von Staaten, sondern von kontinentalen Unionen. Und in 200 Jahren gibt es vielleicht nur eine gemeinsame, in sich friedliche Erde.