sverebom
Vice Admiral
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Die Geschwindigkeit ist nicht das Problem, sondern die Beschleunigung. Meine Mutter würde nicht in eine Rakete setzen, wohl aber in den Skylon. Ein größeres Problem ist die nicht vorhandene Schwerkraft. Man muss zwar kein olympischer Athlet sein, um einige Tage Urlaub im Orbit machen zu können, aber mit der Familie Last Minute einen Flug in den Orbit buchen ist so nicht denkbar. Und bis wir Raumstationen bauen können, die durch Rotation eine ausreichende Schwerkraft simulieren können, vergehen noch einige Generationen.Für die Erde zu verlassen braucht man hohe Geschwindigkeiten (11.200 m/sek) und damit eine hohe Beschleunigung. Dann die Schwerelosigkeit. Alles nichts für den normalen Menschen.
Dem kann ich teilweise zustimmen. Die meisten Asteroiden lohnen sich auf absehbare Zeit und darüber hinaus einfach nicht. Eisen, Nickel, Iridium. Das haben wir auf der Erde zu Genüge. Aber es gibt dort draußen auch seltene Platine und andere Rohstoffe, die auf der Erde kaum bis gar nicht vorkommen, weil die Erde nun mal eine Atmosphäre hat. Diese Rohstoffe können noch interessant werden, allerdings wohl nicht mehr in diesem Jahrhundert.Rohstoffgewinnung würde sich noch nicht mal lohnen wenn auf Mars der Goldstaub Kniehoch liegen würde und die Goldnuggeds Hühnereier Größe hätten. Sprich, die Kosten übersteigen den möglichen Gewinn bei weitem = Verlust Geschäft.
Du hältst TV-Satelliten für die Privatisierung der Raumfahrt?Daran ändert auch "Privatisierung" nichts. Es ist ja schon vieles privatisiert, so wird ja fast jede Woche ein privater Fernsehsatellit in die Geostationäre Umlaufbahn gebracht.
Was dank Privatisierung, Massenproduktion einem Werk - frei von politischen Zwängen - und klugem Design möglich ist, macht gerade SpaceX vor: Eine Falcon 9 kostet rund 50 Millionen Euro. Die europäische Ariane 5 kostet vier Mal mehr. Und das ist erst der Anfang. Zwar kann die Ariane 5 eine doppelt so große Nutzlast als die Falcon 9 in den Orbit bringen, aber die kommende Falcon 9 Heavy wird eine zweianhalb mal so große Nutzlast (mehr als 50 Tonnen) ins All bringen können - für einen Aufpreis von schlappen 30 Millionen Euro.
Damit fliegt noch kein Tourist ins All, aber kommerzielle Raumstationen, die in nur vier. fünf Flügen ins All gebracht werden können und deutlich größer als die ISS sind, sind so zum Greifen nahe - und werden auch von kleineren Raumfahrt-Agenturen, anderen Forschungseinrichtungen, forschenden Unternehmen und Universitäten, die gerne Nutzzeit mieten würden, erwartet.
Richtig interessant wird es aber erst, wenn das SABRE-Triebwerk des Skylon fliegen sollte, was in wenigen Jahren der Fall sein kann - oder auch nicht (die kritischste Komponente des Antriebs, der Vorkühler, hat aber seine ersten Erprobungen bereits hinter sich). Oder wenn das Konzept der X-33, das seinerzeit an technischen Problemen, vor allem aber an übertriebenen Zielen gescheitert ist, von einem privaten Unternehmen aufgegriffen wird (zu Mal man mittlerweile auch einige gravierende technische Probleme lösen konnte).
Mit einem solchen Durchbruch, der schon bis 2030 erfolgen könnte, würden die Kosten pro Kilogramm Nutzlast schlagartig auf einige hunderte bis wenige tausend Dollar sinken (derzeit rund 20.000 Dollar). Damit fliegen wir noch immer nicht in den Sommerferien zum Mond, aber es wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Und selbst wenn SABRE und ein X-33-Derivat doch nicht bis 2030 oder 2050 verfügbar sein sollten, so werden diese Projekte doch eine wichtige Vorarbeit leisten, wie viele andere vergleichbare Projekte, die nicht zu Ende gebracht wurden, zuvor. Der eingeschlagene Weg mit Triebwerken, die sowohl in der Atmosphäre als auch im Weltraum funktionieren, ist richtig. Die Technik ist weiten Teilen erprobt. Die kritischste Komponente des SABRE-Triebwerks hat seine Feuertaufe bereits bestanden. Das Aerospike-Triebwerk der X-33 ist ohnehin ein alter Hut, und mittlerweile kann man auch geeignete Tanks für ein Konzept wie die X-33 konstruieren.
Um es abschließend auf den Punkt zu bringen: Was bringt die Privatisierung der Raumfahrt? Am interessantesten ist wohl, dass die Kosten für den Transport ins All und Bereitstellung von Lebensraum i Orbit dank Massenproduktion und breiteren Zugang zu den interessierten Märkten, aber auch durch die Produktion "aus einer Hand" deutlich gesenkt werden können. Darüber hinaus können die Privaten auch lose Enden, die die Agenturen aus politischen Gründe und aufgrund von Budgetkürzungen aufgeben mussten, aufgreifen und weiter entwickeln.
P.S.: Aber um es klar zu sagen: Ich glaube auch nicht, dass wir jemals das Sonnensystem verlassen werden, und wenn wir es tun, dann tun wir es für immer. Jenseits des äußeren Sonnensystems gibt es nichts zu holen und nichts gewinnen, was den Aufwand lohnen könnte. Aber das macht nichts. Das Sonnensystem ist groß genug für unzählige Science Fiction-Abenteuer.