JustSomeNoise schrieb:
Nein, eben nicht. Ursprünglich gewann Chromium/Chrome an Marktanteil, weil Spidermonkey deutlich langsamer als V8 war. Die liebgewonnenen Funktionen oder dergleichen waren eher für Power User wichtig. Sogar das Gegenteil war der Fall, Chromium hatte im Gegensatz zu Firefox weniger Funktionen in den ersten paar Jahren.
Korrekt, Firefox war lange deutlich
langsamer und die Schere der Geschwindigkeit beim Seitenaufbau zwischen Chrome und Firefox ging (zugunsten Chromes und zum Nachteil Firefox') immer weiter auseinander!
Trotzdem hatte Firefox derweil zeitweise +70% Marktanteil.
Du unterstreichst damit nur meine These, merkst Du das nicht selber?
Meinst Du nicht, daß immer mehr Leute
lieber notgedrungen Chrome benutzten (obwohl es Anfangs deutlich weniger Funktionsumfang und Erweiterbarkeit mitbrachte) hat
rein gar nichts mit der Tatsache zu tun, daß Mozilla über Jahre hinweg gnadenlos immer mehr Funktionen
trotz großer Proteste der Benutzer zurückschraubte und konsequent ihre Politische Agenda verfolgte?
Ich kannte damals genug Leute, die bis zuletzt beim teils deutlich langsameren Firefox geblieben sind (v21/v24), wegen der Unzahl an Add-Ons, worauf sie nicht verzichten wollten.
Die Leute haben
freiwillig Geschwindigkeitseinbußen beim Seitenaufbau hingenommen, um den Komfort und den riesigen Mehrwert der Add-Ons nicht zu verlieren.
Es wurde FF benutzt, obwohl es langsamer war!
Dann kam erst der große Bruch mit einem maximal bescheidenen Interface, was viele Inkompatibilitäten mit sich brachte und und noch mehr Nutzer (aufgrund des extrem simplifizierten Aussehens) arg verstimmte und schließlich wurden die Add-Ons gekillt und damit Firefox' Alleinstellungsmerkmal – Für viele war da schon der Punkt erreicht, daß man auf Chrome umgestiegen ist. Der letzte Sargnagel war dann, der Schwenk von Gecko auf Blink. Das war es dann, da brauchte auch Keiner mehr zurückwechseln.
Das Selbe Phänomen haben wir übrigens bei
Opera erlebt. Es wurde ebenso peu à peu der Funktionsumfang sukzessiv beschnitten, dann die Engine getauscht und danach wurden alte Funktionen wieder hinzugefügt.
Auch da gab es eine Unzahl an Leuten, die bis zur Schmerzgrenze bei Opera 11 respektive Opera 12 Beta geblieben sind (mich eingeschloßen!), weil sie die Funktionsvielfalt des Browsers nicht entbehren konnten.
Trotzdem wurde unter Protesten immer mehr der Funktionen, die den Browser einst ausmachten fallen gelassen, letztlich die Engine getauscht (
Presto gegen
Blink aka Chrome) und am Ende von vorn angefangen.
In beiden Fällen haben sich die Nutzer im Gros am Ende gesagt
„Na, wenn Firefox/Opera jetzt eh auf Chrome basiert, dann kann ich auch gleich Google's Chrome benutzen.“. Und genauso ist es dann auch gekommen.
In beiden Fällen wurde unter großen Unmut die Engine getauscht und der Browser im Kern vom Hersteller selbst aufgegeben, nur um sich gezielt Chrome anzubiedern.
Bei Mozilla ist man sogar so arrogant gewesen und hat gar die Nutzer von Firefox schon vor dem Schwenk auf Chrome noch jahrelang gegängelt, um in einer verbissenen 'Friss oder stirb'-Manier den Nutzern einen immer weiter kastrierten Browser unterzuschieben, weil es dringend notwendige
Sicherheitsaktualisierungen immer nur mit neuerlich reduziertem Funktionsumfang gab (inkl. hässlichem Interface).
Würde mich nicht einmal wundern, wenn Mozilla damals vorsätzlich wichtige Sicherheitsaktualisierungen zurückgehalten hat, weil elementare Komponenten des (hässlichen) GUIs noch nicht reif für Release waren.
Der Punkt ist trotz allem, daß Firefox wie Opera
nicht in erster Linie durch Google's Marktmacht zugrunde gegangen sind, sondern von den Browser-Herstellern systematisch Stück für Stück aufgegeben wurden, um am Ende nach dem Wechsel auf Chrome, vorher bereits vorhandene Funktionen wieder zu integrieren.
Aus dieser Warte aus betrachtet (und das ist
der rote Faden bei dem Ganzen), kann man fast sagen, es ist
innere Sabotage seitens der Hersteller selbst gewesen, was die Browser hat zu Fall gebracht.
Bei Opera ist der eigene Chef (Jon Stephenson von Tetzchner) freiwillig gegangen (oder wurde rausgeekelt, eins von beidem) und hat sehr erfolgreich (wenn auch mit Chrome) von vorne angefangen (Vivaldi).
Bei Mozilla hat man jahrelang hunderte Millionen kassiert und der Chefetage Millionengehälter gezahlt, während man bei Mozilla fröhlich grinsend hinnahm, daß die Nutzerzahlen von Firefox kollabieren, später nur noch im freien Fall waren und immer mehr zu Chrome wechselten –
Nur um Himmels Willen nix ändern!
JustSomeNoise schrieb:
Das Problem ist nur, dass Chromium basierende Browser inzwischen (fast) auf jedem Gerät zur Standardeinstellung/Lieferumfang gehören. Somit der hohe Marktanteil und auch die Optimierung der Websites in Richtung Chromium. Eigentlich gibts dafür
WebCompat, was allerdings in Einzelfälle trotzdem eine Verschlechtete Expirience von Websites bringt.
Nein! Wie gesagt, ohne Frage haben sich das Netz immer mehr zu einer Chrome-Sandbox entwickelt (wie die Jahre zuvor durch Microsoft mit dem
Internet Explorer).
Allerdings mit einem gravierenden Unterschied;
Während Microsoft extrem aggressiv Standards durchdrückte und die Zwangsbündelung mit Windows (und weitere schmutze Tricks) zum Durchbruch verhalf, hat Google's Chrome das Web für sich eingenommen, ohne große Zwangsbündelung. Die hatte daran meiner Meinung nach noch den kleinsten Anteil gehabt.
Weil daran hat definitiv
nicht Google allein gearbeitet, sondern wurde von Firefox durch die Mozilla Foundation und Opera Software tatkräftig unterstützt, als man den eigenen Nutzern in den Rücken viel.
Ob das jetzt daran lag, daß die Schlüsselfiguren bei Mozilla und Opera durch die, ehm …
Ich glaube '
Handreichungen' ist das Wort, was wir hier suchen – durch die Handreichungen sich verpflichtet fühlten, den eigenen Browser stark zu vernachlässigen, oder ob insgeheim bei den Unternehmen Maulwürfe platziert wurden, kann man nicht mit Sicherheit sagen.
Fakt ist aber, Google's Chrome hat die Leute bloß als Nutzer
an- und mitgenommen, sie wurden bei Firefox von Mozilla und Opera aber von den eigenen Browser-Herstellern systematisch dort hin
getrieben, als diese Hersteller ihre eigenen Browser-Entwicklungen ganz gezielt und bewußt vor die Wand gefahren haben.
Und so fühlt sich gerade Firefox seit dem Schwenk auf Chrome auch an:
Wie ein Alibi-Browser …