Da ich keine eindeutige Lösung für meine
Frage oben gefunden habe, habe ich inzwischen vier Kandidaten einfach ausprobiert und meine Eindrücke dazu aufgeschrieben. Zum Teil, weil einige ähnliche Anfragen zu lesen waren (etwa
@Vradatta gleich darüber), zum Teil, weil ich einfach ein bisschen Tippen wollte um zu testen. Vielleicht hilft es dem/der ein oder anderen.
Das Keyboard 4 Professional
Sehr schöne Verarbeitung und Gestaltung, einzig das Plastik-Lautstärke-Rad fühlt sich subjektiv billig an. Der Rest ist wirklich topp. Alles sehr gut ablesbar, schnörkellos, aufgeräumt, elegant. Wir haben hier auf jeden Fall eine schöne Tastatur mit sichtbarer und fühlbarer Wertigkeit. Da wackelt nichts. Dass diese Tastatur recht teuer ist, überrascht nicht. Dass das Gehäuse größer ist als nötig und scharfe Kanten hat, ist hübsch, aber aus meiner Sicht unpraktisch. Die hohen, eher scharfkantigen Taster wirken sehr massiv und wertig, gefallen mir rein subjektiv vom Tippgefühl nicht so gut. Das Tippen ist gut hörbar, ohne dass das massive Gehäuse aber verstärken würde.
Das echte kO-Kriterium war die
anscheinend mangelnde Kompabilität mit meinem Rechner (oder Montagsmodell?). Jedenfalls ging das gute Stück zurück. Eine Tastatur wie diese ist sicher auch Liebhaberstück, muss aber vor allem erst einmal ohne Kompromisse tadellos funktionieren. Tut sie das nicht, ist sie für mich durchgefallen.
Logitech G815
Das flache Gehäuse aus dickem, kühlen, anthrazit-glänzendem Alu fühlt sich sehr wertig an und sieht sehr chic aus. Im Gegensatz zum Das Keyboard ist auch das Lautstärkerad wertig ausgeführt. Die flachen Taster sind subjektiv, vielleicht durch ihre Bauart bedingt, ein bisschen wackeliger als hohe Taster. Das Tippgefühl auf den flachen, leicht (wirklich nur leicht) taktilen Tastern gefällt mir sehr gut, das passt von Anfang an. Passte auch besser als Cherry Brown bei Das Keyboard. Deutlich hinter den normalen Tasten und den G1-5 Tasten zurück bleiben für mich die Gummi Multimediatasten – funktioniert, aber aber neben den richtig tollen normalen Tasten schon spürbar schwächer.
Wenn man die G815 anschaltet leuchtet sie hell, brillant und kräftig in allen Regenbogenfarben – finde ich auf jeden Fall technisch beeindruckend, aber für die Praxis extrem ablenkend und übertrieben. Mit dem G Hub Tool lässt sich das aber problemlos deaktivieren. Heißt auch: an einem Rechner, der kein G-Hub installiert hat, ist in der Helligkeit herunter geregeltes buntes Wabern das dezenteste, was sich konfigurieren ließ. Dass, wie häufig zu lesen, kein brauchbares Weiß eingestellt werden könnte, finde ich nicht zutreffend. Stellt man weiß ein, scheinen die LEDs in der Tat in einem hässlichen Cyan, es lässt sich aber schnell ein leichtes Hellrot finden, mit welchem die Tastatur subjektiv in einem passablen weiß leuchtet (beim getesteten Exemplar ca R255 G214 B207 – das G-Symbol ist dann noch ganz leicht wärmer, die Tasten leicht kühler, aber der grobe Farbstich ist weg. Subjektiv absolut in Ordnung – und ich bin da eigentlich alles andere als anspruchslos). Alternativ finde ich auch eine etwas dunklere Beleuchtung mit einer etwas weniger gesättigten Farbe schön, in meinem Fall ein dezentes violett.
Was ich bisher nicht auf dem Schirm hatte, die 5 Tasten G1-G5 links finde ich in der Tat gewöhnungsbedürftig bis störend – irgendwie bin ich es gewöhnt mit meinem kleinen Finger die Ecke der Tastatur zu suchen und lande dann zu weit links wenn ich nicht bei der CTRL-Taste sondern G5 hängen bleibe. Sicher auch Gewohnheit. Dazu tragen sie auch bei der Breite (unnötig) auf.
Weniger subjektiv, sondern einfach eine suboptimale, wenn auch nicht kriegsentscheidende Designentscheidung: Die Alternativbelegungen der Tasten sind nur dunkelgrau aufgedruckt und damit insbesondere bei geringer Raumbeleuchtung schwer ablesbar.
Insgesamt zwar keine ganz perfekte, aber eine sehr schöne, wertige, flache Tastatur mit tollen Tastern. Weiß zu begeistern, aber auch den ein oder anderen kleineren Augenroller zu produzieren.
Fnatic Streak RGB
Die Fnatic Streak hat ein schlankes, schweres, flaches, abgerundetes Metallgehäuse – für ein Gamingprodukt untypisch, kein Blender, fast Understatement, einfach solide und funktional-angenehm. Die Taster in normaler, hoher Höhe ragen aus dem Gehäuse förmlich hinaus. Dass die Caps relativ dick mit einem bold Font beschriftet sind, auch CAPS LOCK oder ENTER lässt die Streak subjektiv optisch weniger elegant wirken, als sie mit ihrem reduzierten Gehäuse sein könnte. Lesbarkeit ist hier kein aber Problem. Wenn man die Streak anfasst oder tippt merkt man aber, dass man ein wertiges Produkt vor sich hat, da klappert oder bewegt sich nichts. Der Lautstärkeregler lässt sich sehr gut bedienen, gibt dabei jedoch ein leises, aber irgendwie leicht beunruhigendes hell-kratzendes Geräusch von sich. Kleinster Makel für Perfektionisten, aber da ich mal davon ausgehe, dass das Rad dauerhaft funktioniert auch wirklich nichts ernstes.
Das Tippen auf der Streak mit den braunen Cherries ist subjektiv angenehm, die runderen Tastenkappen finde ich gegenüber der Erinnerung an Das Keyboard klar angenehmer und fehlerverzeihender. Das Tippen auf den braunen Tastern ist klar lauter als bei der G815 oder auch den Tastern der Pure Writer. Der braune Taster taktile trägt bei der Lautstärke gegenüber meiner K1 mit den schwarzen Tastern aber nicht mehr spürbar auf.
Die RGB-Beleuchtung der STREAK verhält sich ähnlich wie die Logitech – vielleicht nicht ganz so brillante, aber ebenfalls helle und v.a. bunte Jahrmarktbeleuchtung beim Anschließen und Einstellungen über die Software. Schönes weiß finde ich hier deutlich problematischer als bei der G815 – damit die Taster halbwegs neutral weiß leuchten, muss ich ein freundliches Mintgrün auswählen (ca R182, G255, B196), woraufhin die Taster z.T. immer noch die leicht rosa wirken, wenn es unter den Tastern schon leicht grünlich scheint. Naja, hier wohl lieber eine dezente farbige Beleuchtung... Die sieht dann aber auch recht chic und ob des schlichten Gehäuses noch dezent aus. Je nach Vorliebe natürlich, mir gefiel wieder violett oder das fnatic-orange (das auch im „competition“ genannten Gaming Modus aktiv wird).
Falls die Schwächen bei der weißen Beleuchtung nicht stören unterm Strich eine Empfehlung. Sehr solide Tastatur. Für mich definitiv engere Auswahl. Größter Minuspunkt, rein subjektiv für mich, die hohen, aber immerhin gerundeten Taster.
Sharkoon Purewriter RGB
Die Purewriter hat ein sehr reduziertes Gehäuse mit glänzender Fase, das überhaupt nur minimal über die flachen Taster hinaussteht. Wirkt neben Tastaturen mit großem Rand und extra Tasten fast wie ein kleineres Format. Aus meiner Sicht erfreulich. Die Topplatte ist aus Alu mit polierter Fase, darunter eher günstiges Plastik. Wenn man fest drücken will, bringt man das Gehäuse leichter zum Wippen als bei der teureren Konkurrenz. Die linke Seite ist bei mir etwas rutschig. Die teureren Modelle sitzen subjektiv etwas fester auf dem Tisch. Abseits von denkbarem arg... emotionalem Gaming aber alles nicht wirklich funktional relevant.
Auf den roten Tastern der Sharkoon tippt es sich angenehm, subjektiv ist der Unterschied zu Cherry brown oder Logitech tactile eigentlich nicht groß. Cherry Black fühlt sich jedenfalls linearer und weniger taktil an. Erfreulich ist die sehr geringe Lautstärke der Purewriter. Von Mechalärm keine Spur. Von den Dreien ist die Purewriter für mich am nächsten an den Logitech-Tastern – die mir im direkten Vergleich noch einen Ticken besser gefallen. Groß ist der Unterschied eher nicht.
Lautstärke-Verstellung erfolgt über Tasten. Gegenüber den Rädern der teureren Modelle ein kleiner Komfortverlust, der aber verschmerzbar ist, persönlich nutze ich diese Funktion jetzt nicht unbedingt minütlich.
Die RGB-Beleuchtung der Purewriter kommt – angenehmes Novum – ohne Software aus. Alles kann über Fn-Tasten eingestellt werden und bleibt beim Abstecken auch erhalten. Kehrseite davon: Auf der Tastatur sind auch ca. 25 alternative Fn-Funktionen für die diversen RGB-Verstellmöglichkeiten aufgedruckt. Insbesondere auf asdyxc finde ich das gewöhnungsbedürftig und optisch etwas unaufgeräumt. Hätte man bei der 100%-Variante schöner auf dem Num-Block unterbringen können (aber gut, das ist wohl primär auch Kostendruck und Gleichteilen zur TKL geschuldet). Verglichen mit den Gaming-Flagschiffen von Fnatic und insbesondere Logitech ist die Beleuchtung deutlich weniger beeindruckend hell und brillant, was sich in der Praxis aber verzichtbar finde. Weiß ist auch bei der Purewriter keineswegs Weiß sondern eher ein helles Rot-Orange. Wenn man rot über die Funktionstasten spürbar und grün etwas reduziert (genaue Werte kann ich nicht nachvollziehen) kommt aber ein sehr gleichmäßiges und bei voller Helligkeit auch noch subjektiv absolut ausreichend helles Weiß zustande.
Wenn man will, sieht man, welche der Tastaturen die günstigste ist. Andere begeistern mit ihren Features mehr. Gegenüber den teureren Vergleichsmodellen muss man bei der Purewriter bei der Ausstattung, kritisch beäugten Wertigkeit und auch Sonderfunktionalität schon leichte Abstriche machen. Zaubern kann Sharkoon natürlich auch nicht und ~50€ Unterschied beim Straßenpreis sind eine Menge (aktuell 80€ bei der Purewriter gegenüber je ca. 130€).
Umso beeindruckender eigentlich, dass sich die Purewriter dabei keinerlei ernstzunehmende Schwächen erlaubt und einfach nur gut funktioniert. Ein rundes Produkt und das beste Preis-Leistungsverhältnis der drei (letztere Bemerkung ist vielleicht etwas unfair, da Preisleistungsverhältnisse tendenziell immer schlechter werden, wenn man Richtung Ober- bis Luxusklasse blickt).
Fazit
In einer perfekten Welt würde ich die Eleganz von das Keyboard, die excellenten flachen Taster, das Laustärkerrad und das Metallgehäuse der G815 und die abgerundete Reduziertheit der STREAK kombinieren. Die STREAK mit leiseren flachen Tasten oder die Logitech ohne extra G1-5-Reihe, im Idealfall noch jeweils ohne Softwarezwang, wären auch beide meine geworden.
Gibt's alles nicht, insofern bleibt der vierte, die Purewriter – die (bis auf den Verzicht auf Software) nichts am besten macht, aber auch nichts wirklich falsch. Das Geld für eine der teureren Tastaturen hätte ich durchaus ausgegeben – muss aber auch nicht sein. Bei einer Purewriter Deluxe mit nochmal wertigerem Gehäuse, vielleicht den Logitech-Tastern und einem Lautstärkerad wäre ich aber sofort am Start.